Lyonesse 3 - Madouc
Mütze unter die Zuschauer, um Münzen einzusammeln.
»Ha hah!« rief Sir Pom-Pom. »Das Kunststück ist wahrlich einen Heller wert!« Er langte in eine seiner Seitentaschen und zog eine Kupfermünze hervor, die er in die speckige Mütze des Knaben Mikelaus warf. Madouc verfolgte dies mit hochgezogenen Augenbrauen.
Die drei Darsteller rüsteten sich jetzt zu einem neuen Kunststück. Der Mann legte ein flaches Brett von zwei Fuß Länge auf die Spitze einer acht Fuß langen Stange; sodann hob die Frau Mikelaus auf das Brett. Der Mann stieß die Stange mitsamt dem Brett und Mikelaus hoch in die Luft. Die Frau steckte eine zweite Stange unter die erste, so daß Mikelaus noch höher in die Luft gestemmt wurde, während der Mann die schwankende Stange mit geschickten Seitwärtsbewegungen balancierte. Die Frau verlängerte die Stange abermals; Mikelaus schwebte nun zwanzig Fuß hoch in der Luft. Vorsichtig erhob er sich aus seiner Hockstellung und stellte sich auf das Brett auf der Spitze der schwankenden Stange. Die Frau blies einen Tusch auf einer Bündelflöte, und Mikelaus sang dazu mit schriller, heiserer Stimme die folgende Weise:
Ecce voluspo
Sorarsio normal
Radne malengro.
Oh! Oh! Toomish!
Geltner givim.
(Die Frau blies einen Tusch auf der Bündelflöte.)
Bowner buder diper
Eljus noop or bark
Esgracio delila.
Oh! Oh! Toomish!
Silvish givim.
(Die Frau blies einen Tusch auf der Bündelflöte.)
Slova solypa
Trater no bulditch
Ki-yi-yi minkins.
Regular toomish.
Copriote givim.
Die Frau blies einen abschließenden Tusch und rief: »Bravo, Mikelaus! Dein Lied hat uns alle bewegt, und du verdienst eine großzügige Belohnung! Nun darfst du herunterkommen! Wohlan denn: Uuups! Ah la la la! Und runter!«
Der Mann rannte drei kurze Schritte vorwärts und stieß die Stange mit Macht empor; Mikelaus sauste durch die Luft. Die Frau rannte mit einem Netz zu dem Ort seiner voraussichtlichen Landung, aber unterwegs stolperte sie über einen Köter, und Mikelaus krachte mit konsterniertem Gesicht kopfüber auf den Boden, wo er sich etliche Male überschlug, ehe er gut zwanzig Fuß entfernt zu liegen kam.
Die Frau machte gute Miene zu dem bösen Mißgeschick. »Das nächste Mal klappt's gewiß besser! Nun denn, Mikelaus: zurück an die Arbeit!«
Mikelaus rappelte sich auf, lüftete seine Mütze und humpelte zu den Zuschauern, den Obolus zu kassieren; auf dem Wege dorthin blieb er nur einmal kurz stehen, um dem Köter einen Tritt zu versetzen.
»Hah!« sagte Sir Pom-Pom. »Auch dies war ein feines Kunststück!«
»Komm!« sagte Madouc. »Wir haben genug von diesen Kapriolen gesehen. Es ist Zeit, daß wir uns wieder auf den Weg machen!«
»Noch nicht«, widersprach Sir Pom-Pom. »Die Buden dort schauen interessant aus; gewiß können wir uns noch einen Augenblick gönnen.«
Madouc gab Sir Pom-Poms Wunsch statt, und sie spazierten um den Platz herum, die feilgebotenen Waren begutachtend.
An der Bude eines Eisenwarenhändlers blieb Sir Pom-Pom stehen, um die dort zum Verkauf ausgestellten Messer zu studieren. Eine Kollektion von feinen Damaszenerdolchen in kunstvoll gearbeiteten ledernen Scheiden erregten sein besonderes Interesse, und er ging sogar so weit, sich nach den Preisen zuerkundigen. Nach reiflicher Überlegung entschied er sich schließlich für einen der Dolche und schickte sich an, den Kauf zu tätigen. Da rief Madouc in entsetztem Staunen: »Darf ich fragen, was du da tust?«
»Ist das nicht klar?« krähte Sir Pom-Pom. »Ich brauche dringend einen Dolch von guter Qualität und hübscher Ausführung. Dieser Artikel hier ist meinen Bedürfnissen genau angemessen.«
»Und wie willst du ihn bezahlen?«
Sir Pom-Pom schaute blinzelnd himmelwärts. »Ich habe eine kleine Rücklage für just einen solchen Fall wie diesen bei mir behalten.«
»Bevor du dir auch nur eine Nuß kaufst, müssen wir einen Kassensturz vornehmen. Zeige mir deine Rücklage.«
»Ihr stürzt mich in peinliche Verlegenheit!« zeterte Sir Pom-Pom. »Was soll der Eisenwarenhändler jetzt nur von mir denken!«
»Das ist mir gleich! Gib mir sofort diese sogenannte Rücklage heraus!«
»Laßt uns vernünftig sein! Das Geld ist bei mir sicherer aufgehoben! Ich bin älter als Ihr und weder zerstreut noch verträumt. Kein Beutelschneider würde es wagen, sich an mich heranzumachen, und schon gar nicht, wenn er einen feinen Dolch an meinem Gürtel sähe. Es ist nur vernünftig und klug, wenn ich das Geld aufbewahre und die
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