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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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brach ein neuer Tumult in der Nähe des langen Tisches aus, und wieder war Womin darin verwickelt. Der Tumult bestand aus Schreien, wütendem Gekeife und empörten Gebärden. Allem Anschein nach hatte irgend jemand den Strumpf, der Womin noch verblieben war, in geschickter Manier stibitzt und an den kunstvoll frisierten Haarschopf der Kastellanin Batinka geheftet, wo er einen lächerlichen und demütigenden Anblick bot. Als Batinka des Streiches innegeworden war, hatte sie Womin herb gescholten und in die Nase gezwickt. Der für gewöhnlich sanftmütige Womin hatte daraufhin – nach Rücksprache mit dem vorgeblichen Augenzeugen Falael – dergestalt Vergeltung geübt, daß er Batinkas Gesicht in einen Napf mit Pudding getunkt hatte. An diesem Punkt intervenierte König Throbius. Batinka führte Womins Missetaten auf, die Womin allesamt leugnete, ausgenommen den Zwischenfall mit dem Pudding.
    Und wieder behauptete er, daß Falael seine Schuldlosigkeit bezeugen könne. Wie schon zuvor forderte König Throbius Falael auf, den exakten Tathergang zu schildern, und wie beim ersten Mal sagte Falael aus, er sei so sehr in die Fertigung seiner Gänseblümchenkette vertieft gewesen, daß ihm alle anderen Vorkommnisse in seiner Umgebung entgangen seien.
    König Throbius dachte einen Moment lang über den Fall nach, dann wandte er sich wieder an Falael: »Wo ist die Gänseblümchenkette, mit deren Fertigung du so emsig beschäftigt warst?«
    Falael war verblüfft ob dieser unerwarteten Frage. Er blickte hierhin und dorthin und schrie schließlich: »Aha! Hier ist sie!«
    »Was du nicht sagst! Bist du sicher?«
    »Natürlich!«
    »Und du hast also während beider Zwischenfälle mit Womin eifrig an dieser Girlande geflochten, ohne auch nur einmal den Blick zu heben? So jedenfalls hast du es bezeugt.«
    »Dann muß es wohl auch so sein, ist es doch allgemein bekannt, daß ich in derlei Dingen ein rechter Kleinigkeitskrämer bin.«
    »Ich zähle neun Blumen an dieser Girlande. Es sind Ringelblumen und keine Gänseblümchen. Was sagst du dazu?«
    Falael schaute nervös in die eine Richtung und dann in die andere. »Ich habe nicht groß Obacht gegeben, Eure Majestät.«
    »Falael, alle Anzeichen lassen darauf schließen, daß du die Unwahrheit gesagt, falsches Zeugnis abgelegt, üble Streiche begangen und versucht hast, deinen König zu täuschen.«
    »Es ist gewiß ein Irrtum, Eure Hoheit!« schrie Falael, und seine Miene troff von lauterster Unschuld.
    Aber König Throbius ließ sich nicht hinters Licht führen. Mit grabesschwerer Stimme und ungeachtet Falaels schriller Proteste verhängte er eine Strafe von abermals sieben Jahren quälenden Juckreizes gegen den Missetäter. Falael schlich kummervoll zu seinem Pfosten, kauerte sich darauf und begann sogleich wieder, sich heftig und ausgiebig zu kratzen.
    König Throbius rief: »Möge das Fest weitergehen, auch wenn wir es nunmehr eher als eine Feier der Hoffnung denn als eine der Vollbringung betrachten müssen!«
    Unterdessen hatte Twisk Madouc und ihren Begleitern Lebewohl gesagt. »Es war ein Vergnügen, dich wiedergesehen zu haben! Vielleicht werden wir uns eines Tages in einer anderen Zeit ...«
    »Aber gute Mutter Twisk!« schrie Madouc. »Hast du denn schon vergessen? Ich werde bald nach Thripsey Shee zurückkehren!«
    »Das stimmt«, seufzte Twisk, »vorausgesetzt, du bleibst von den Gefahren des Waldes verschont.«
    »Sind die denn so schlimm?«
    »Manchmal ist der Wald lieblich und heiter«, sagte Twisk. »Manchmal jedoch lauert das Böse hinter jedem Baumstumpf. Erforsche nur ja nicht den Morast, der den Wamble-Pfad säumt; die langhalsigen Hezeptoren werden aus dem Schleim emportauchen. In der Wasserrinne unweit des Morastes haust der Troll Mangeon; meide auch ihn. Wandere nicht westwärts auf dem Munkins-Weg; du kämest zur Burg Doldil, dem Sitz des dreiköpfigen Ogers Throop. Er hat schon manch tapferen Rittersmann eingesperrt und viele verzehrt, unter anderem wohl auch den braven
    Sir Pellinore.«
    »Und wo sollen wir des Nachts schlafen?«
    »Nehmt keine Gastfreundschaft an! Das käme euch teuer zu stehen! Nimm dieses Schnupftuch.« Twisk überreichte Madouc ein viereckiges Tuch aus rosafarbener und weißer Seide. »Breite es bei Sonnenuntergang auf dem Gras aus und rufe ›Aroisus!‹ Es wird sich in ein Zelt verwandeln, das euch sowohl Obdach als auch sicheren Schutz gewährt. Am Morgen rufe dann: ›Deplectus!‹, und das Zelt wird wieder zum Schnupftuch

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