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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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melken.«
    »Tritt ein Stück näher heran«, sagte Madouc. »Wie heißt du?«
    »Ich bin Nisby vom Fobwiler-Hof.«
    »Sehr gut«, sagte Madouc. »Komm noch ein Stück näher.«
    Nisby tat brav wie geheißen. Madouc nahm den Kiesel und berührte sein Kinn. Sofort erstarrte Nisby. »Folge mir«, befahl Madouc. Sie führte ihn vom Pfad herunter und hinter ein kleines Gehölz. Dann breitete sie das rosafarbene und weiße Schnupftuch auf dem Erdboden aus und sprach: »Aroisus!«
    Das Schnupftuch wurde zu einem Zelt. »Tritt hinein«, sagte Madouc. »Setz dich auf den Boden und gib keinen Laut von dir.«
    Madouc kehrte zum Pfosten Idilra zurück und ließ sich erneut am Fuße desselben nieder. Die Stunden verflossen zäh, und einmal mehr konnte Sir Pom-Pom seine Neugierde nicht im Zaum halten; Madouc sah sein Gesicht durch das Blattwerk hervorlugen. Sie tat so, als hätte sie ihn nicht bemerkt, pfiff leise durch die Zähne und brachte so den Zinkelzeh-Kobolz zur Wirkung. Sir Pom-Pom sprang mit einem mächtigen Satz hinter dem Gesträuch hervor und schnellte drei Fuß hoch in die Luft. Madouc rief: »Was führst du nun wieder im Schilde, Sir Pom-Pom, daß du so wild herumhüpfst? Habe ich dich nicht gebeten, außer Sicht zu bleiben, bis ich dich rufe?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, ob Ihr wohlbehalten seid!« erwiderte Sir Pom-Pom verdrießlich. »Ich hatte nicht die Absicht, Euch zu stören, ganz gleich, was auch immer Ihr treibt; trotzdem ward ich aus irgendeinem Grund genötigt, in die Luft zu springen.«
    »Bitte bemühe dich nicht noch einmal«, sagte Madouc. »Geh zurück zu Travante.«
    Sir Pom-Pom trollte sich widerwillig, und Madouc widmete sich wieder dem Warten.
    Fünfzehn Minuten vergingen. Ein Geklingel und Gebimmel wie von Glöckchen drang an ihre Ohren. Sie stand auf und spähte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Von Norden her den Wamble-Pfad herunter kam eine Kreatur, die sich auf acht auswärts gespreizten Beinen vorwärtsbewegte. Ihr Kopf, der an den eines großen Seepferdes erinnerte, saß auf einem langen, geschwungenen Hals, der in einem mächtigen, braun geschuppten Rumpf wurzelte. Auf dem Rücken der Kreatur ritt ein Faun mit einem verschmitzten braunen Gesicht, kleinen Hörnern und von struppigem braunem Fell überwucherten Gliedmaßen. An seinem Sattel und seinem Zaumzeug hingen hundert kleine Glöckchen, die im Huftakt seines bizarren Reittiers bimmelten.
    Der Faun brachte die Kreatur zum Stehen und starrte Madouc an. »Warum sitzest du so still beim Pfosten Idilra?«
    »Ich bin von Natur aus still.«
    »Das ist ein so guter Grund wie jeder andere. Was hältst du von meinem edlen Reittier?«
    »Ich habe noch nie zuvor eine solche Kreatur gesehen.«
    »Ich auch nicht, aber sie ist recht fügsam. Möchtest du mit mir reiten? Ich bin auf dem Weg zu der Insel im Weiher Kallimanthos, wo die wilden Trauben in dichten Büscheln hängen.«
    »Ich muß hier warten.«
    »Wie du möchtest.« Der Faun setzte sein Reittier in Bewegung. Bald war er außer Sicht, und das Gebimmel seiner Glöckchen verhallte.
    Die Sonne neigte sich dem westlichen Horizont zu. Madouc begann zu hadern; sie hatte keine Lust, die ganze Nacht hindurch beim Pfosten Idilra zu sitzen.
    Von Osten her näherte sich das Geräusch von galoppierenden Hufen. Kurz vor der Kreuzung verlangsamte sich der Hufschlag, als das Pferd von Galopp in Schritt fiel. Einen Moment später kam ein leichtgepanzerter Ritter auf einem prächtigen Braunen in Madoucs Gesichtsfeld.
    Der Ritter brachte sein Pferd zum Stehen. Er musterte Madouc einen Moment lang, dann saß er ab und band das Pferd an einen Baum. Er lüftete seinen Helm und hängte ihn an den Sattel. Madouc sah einen Herrn, der die erste Blüte der Jugend bereits ein Stück hinter sich gelassen hatte – ein Faktum, welches sich in lichtem gelbem Haar und einem langen, traurigen Gesicht manifestierte. Seine schweren Lider hingen an den Augenwinkeln welk herab; ein schütterer gelber Schnauzbart wölbte sich erschlafften Vogelschwingen gleich über die Winkel seines Mundes, einen Eindruck von liebenswerter Ungeschicklichkeit hervorrufend.
    Er wandte sich zu Madouc und vollführte eine höfliche Verbeugung. »Gestattet, daß ich mich bekannt mache. Ich bin Sir Jaucinet von Wolkenburg und ein Edelmann von vollendeter Ritterlichkeit. Darf ich mich nach Eurem Namen und Eurem Stand erkundigen, und wie es kommt, daß ich Euch in einer solch mißlichen Lage vorfinde, indem Ihr wie um

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