Lyonesse 3 - Madouc
hin, Zweifel her.«
»Wozu sonst seid Ihr hier?« brummte Sir Pom-Pom.
Madouc ließ sich zu keiner Erwiderung herab. »Ich werde nun den Blendzauber über mich werfen!« Sie kniff sich mit den Fingern der rechten Hand ins linke Ohr, dann sah sie ihre Gefährten erwartungsvoll an. »Nun, ist der Zauber wirksam geworden?«
»Sichtbar«, sagte Travante. »Ihr habt Euch in ein Mägdelein von faszinierendem Liebreiz verwandelt.«
Sir Pom-Pom fragte: »Wie wollt Ihr Euch an den Pfahl binden, wo wir doch weder Kette noch Strick besitzen?«
»Dann muß es eben ohne Kette oder Strick gehen«, sagte Madouc entschieden. »Sollte es Fragen geben, dann werde ich eine Ausrede ersinnen.«
Travante äußerte eine Warnung: »Haltet Euren magischen Stein parat, und paßt nur ja auf, daß Ihr ihn nicht fallen laßt!«
»Das ist ein guter Rat«, sagte Madouc. »Und nun geht und versteckt euch!«
Sir Pom-Pom wurde eigensinnig und wollte sich gleich hinter dem nächsten Busch verbergen, damit ihm nur ja nichts entginge, aber Madouc wollte davon nichts wissen. »Geh sofort! Und zeige dich erst, wenn ich dich rufe! Und unterstehe dich, zu spähen und zu spitzen!«
Sir Pom-Pom knurrte mürrisch: »Was werdet Ihr denn tun, daß solche Heimlichkeit vonnöten ist?«
»Das geht dich nichts an!«
»Da bin ich nicht so sicher, besonders, falls ich die königliche Belohnung verdienen sollte.« Sir Pom-Pom zeigte ein schelmisches Grinsen. »Und ganz besonders, da Ihr nun über den Blendzauber gebietet.«
»Die Belohnung wird meine Person nicht einschließen; in diesem Punkt kannst du ganz beruhigt sein! Und nun verschwinde, oder ich berühre dich mit dem Kiesel und belege dich mit einen Lähmungs-Bann!«
Sir Pom-Pom und Travante marschierten den Munkins-Weg hinunter und verschwanden hinter einer Biegung. Sie fanden eine kleine Lichtung unweit vom Weg und setzten sich auf einen umgestürzten Baumstamm, wo sie von Passanten nicht gesehen werden konnten.
Madouc stand allein auf der Kreuzung. Sie spähte in alle Richtungen und horchte, ob Schritte nahten. Nichts war zu sehen oder zu hören. Sie ging zum Pfosten Idilra und ließ sich behutsam an seinem Fuß nieder.
Die Zeit verrann: lange Minuten und Stunden. Die Sonne erreichte ihren Zenit und begann ihren langsamen Abstieg nach Westen. Niemand kam, niemand ging; nur einmal tauchte Sir Pom-Pom auf und spähte verstohlen um die Wegbiegung, um zu erkunden, ob irgend etwas passiert war. Madouc sandte ihn mit einem scharfen Verweis zurück in sein Versteck.
Eine weitere Stunde verfloß. Da vernahm Madouc ein leises Pfeifen, das sich von Osten her näherte. Das Lied war munter, wenngleich ein wenig zaghaft vorgetragen, als sei der Pfeifer unsicher oder furchtsam.
Madouc stand auf und wartete. Das Pfeifen wurde lauter. Den Munkins-Weg herauf kam ein junger Bursche von strammer und kräftiger Statur, mit einem breiten, braven Gesicht und einem Schopf von kastanienbraunem Haar. Seine Kleider und seine verschmutzten Wildlederstiefel wiesen ihn als einen Bauersmann aus.
Auf der Kreuzung angekommen, hielt er inne und musterte Madouc mit unverhohlener Neugier. Schließlich sprach er: »Mägdelein, bist du wider deinen Willen hier angeheftet? Ich sehe keine Kette!«
»Es ist eine magische Kette, und ich komme erst frei, wenn drei Personen meine Losbindung bewirkt haben, und zwar vermittels einer unkonventionellen Methode.«
»In der Tat? Und was für ein grausiges Verbrechen könnte ein so liebliches Wesen begangen haben?«
»Ich bin dreier Vergehen schuldig: Leichtfertigkeit, Eitelkeit und Torheit.«
Der Bauer fragte verdutzt: »Wie können derart leichte Vergehen eine solch herbe Strafe zeitigen?«
»So ist nun mal der Lauf der Welt«, sagte Madouc. »Eine gewisse stolze Person wollte mir gegenüber allzu liebenswürdig werden, worauf ich sie verlachte und auf ihren Mangel an Anziehungskraft und Liebreiz hinwies. Da verfügte die Person meine Erniedrigung, und so warte ich denn nun hier auf die barmherzige Zuwendung dreier Fremder.«
Der junge Bauersmann trat vor. »Wie viele haben dir bis jetzt schon beigewohnt?«
»Du bist der erste, der, seit ich hier harre, des Weges kommt.«
»Wie es der Zufall will, bin ich ein mitfühlender Mensch. Deine mißliche Lage hat mein Mitleid erregt, und darüber hinaus auch noch etwas anderes. Wenn du so freundlich bist, dich nun zu entblößen, werden wir eine heitere Episode miteinander verbringen, bevor ich nach Hause muß, meine Kühe zu
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