Lyonesse 3 - Madouc
Beine und knorrigen Knie; eine enge graue Jacke tat das gleiche mit den dünnen Armen und spitzen Ellbogen. Eine Anzahl fettiger schwarzer Locken hing ihm in die Stirn; runde schwarze Glupschaugen flankierten die lange krumme Nase. Der Mund war eine graue Rosenknospe über einem klitzekleinen spitzen Kinn, zu dessen Seiten dicke schlaffe Backen sackartig herunterhingen.
»Tretet ein!« befahl Naupt. »Welche Namen soll ich Herrn Throop melden?«
»Ich bin die Prinzessin Madouc. Dies ist Sir Pom-Pom von Burg Haidion – oder zumindest ihren Hintergebäuden; und dies ist Travante, der Weise.«
»Sehr wohl, Eure Ehrwürden. Folgt mir bitte! Setzt die Füße behutsam auf, damit ihr das Pflaster nicht über Gebühr abwetzt.«
Auf Zehenspitzen trippelnd, führte Naupt die drei durch einen dunklen hohen Gang, der von süßsäuerlichem Modergeruch erfüllt war. Feuchtigkeit sickerte aus Ritzen und Spalten im Mauerwerk; graugrüner Schimmel wucherte dort, wo der Dreck von Jahrhunderten sich in den Ritzen festgesetzt hatte.
Der Gang machte eine Kurve, dann noch eine und mündete in eine riesige Halle, die so hoch war, daß die Decke sich im Schatten verlor. Auf einem Sims, der sich über die gesamte Rückwand zog, standen Käfige in einer Reihe; sie waren zur Zeit leer. An den Wänden hingen hundert Schilde, verziert mit ebenso vielen unterschiedlichen Emblemen. Über jedem Schild hing ein menschlicher Schädel, bedeckt mit einem stählernen Ritterhelm, und starrte aus leeren Augenhöhlen in die Halle.
Throops Möblierung war plump, spärlich und nicht allzu sauber. Ein Tisch aus massiven Eichen-bohlen stand vor dem Kamin, in dem acht Holzscheite brannten. Der Tisch wurde flankiert von einem Dutzend Stühlen; ein dreizehnter, dreimal so groß wie ein gewöhnlicher, stand am Kopf des Tisches.
Naupt geleitete die drei zur Mitte der Halle, wo er ihnen stehenzubleiben bedeutete, wobei er auf dünnen Beinen herumhüpfte. »Ich werde nun Herrn Throop eure Ankunft melden. Ihr seid die Prinzessin Madouc, Ihr seid Sir Pom-Pom und Ihr seid Travante, der Weise; richtig?«
»Beinahe richtig«, sagte Madouc. »Das ist Travante, der Weise, und ich bin die Prinzessin Madouc!«
»Ah! Jetzt ist alles klar! Ich werde Herrn Throop rufen; dann muß ich die Vorbereitungen für Herrn Throops Abendmahl treffen. Ihr könnt hier warten. Paßt auf, daß ihr nichts nehmt, das nicht euch gehört.«
»Natürlich nicht«, sagte Travante pikiert. »Ich fange an, mich an diesen Bezichtigungen zu stoßen.«
»Schon gut, schon gut! Wenn es soweit ist, könnt ihr jedenfalls nicht geltend machen, man hätte euch nicht gewarnt.« Naupt trippelte auf dünnen Beinen davon.
»Die Halle ist kalt«, nörgelte Sir Pom-Pom. »Laßt uns ans Feuer treten!«
»Auf keinen Fall!« schrie Madouc. »Willst du die Suppe von Herrn Throops Abendmahlzeit werden? Die Scheite, die das Feuer nähren, sind nicht unser Eigentum; wir müssen vermeiden, die Wärme, die sie spenden, zu unserem ganz persönlichen Nutzen zu verwenden.«
»Dies ist eine äußerst heikle Situation«, knurrte Sir Pom-Pom. »Ich wundere mich, daß wir es unter diesen Umständen überhaupt wagen, die Luft zu atmen.«
»Das dürfen wir sehr wohl, da die Luft allumfassend und nicht Herrn Throops ausschließliches Eigentum ist.«
»Das ist eine beruhigende Nachricht.« Sir Pom-Pom wandte sich um. »Ich höre Schritte nahen. Throop ist auf dem Weg zu uns.«
Throop betrat die Halle. Er tat fünf schwere lange Schritte vorwärts und inspizierte seine Gäste mit der vollen Aufmerksamkeit seiner drei Häupter. Throop war groß und massig; er war zehn Fuß hoch, ausgestattet mit dem Brustkasten eines Bullen, großen runden Armen und knorrigen Beinen, jedes so dick wie ein Baumstamm. Die Köpfe waren rund und grobknochig und hatten runde weißgraue Augen, Stupsnasen und purpurfarbene dicklippige Münder. Jeder Kopf hatte einen spitzen Hut auf. Der von Pism war grün; der von Pasm war leberfarbig; der von Posm war von einem feschen Senfgelb.
Die drei Köpfe waren mit ihrer Begutachtung fertig. Pasm, der mittlere, sprach: »Was wollt ihr hier, daß ihr in meiner Burg Doldil Raum einnehmt und Obdach bezieht?«
»Wir kamen, um Euch unsere Aufwartung zu machen, in der Weise, wie es die Höflichkeit gebietet«, sagte Madouc. »Eure Einladung zum Eintreten ließ uns keine andere Wahl, als Raum einzunehmen und Obdach zu beziehen.«
»Bah batasta! Das ist eine zungenfertige Erwiderung. Warum steht ihr da wie
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