Lyonesse 3 - Madouc
mit schwarzen Handschuhen und einem Viereck aus schwarzem Samt mit goldenen Troddeln auf dem Kopf. Er saß auf einem mächtigen Thron vor einem kleinen Tisch; zu beiden Seiten des Podiums stand ein Paar bewaffneter Wächter, bekleidet mit Hemden und Hosen aus schwarzem Leder und Epauletten und Armbändern aus schwarzem Eisen. Helme aus Eisen und Leder umfingen ihre Gesichter und verliehen ihnen ein finsteres Aussehen. Die unglückseligen Individuen, die ihrer Verurteilung harrten, saßen trübsinnig auf einer Bank an der Seite des Saales. Diejenigen, die bereits gefoltert worden waren, starrten abwesend ins Nichts, die Augen so leer wie Astlöcher.
Sir Mungo brachte Madouc und Sir Pom-Pom vor den König. »Eure Hoheit, ich bringe Euch hier die Prinzessin Madouc und ihren Begleiter, wie Ihr befohlen habt.«
König Casmir lehnte sich in seinen Thron zurück und musterte die zwei mit gerunzelter Stirn.
Madouc vollführte einen förmlichen Knicks. »Ich hoffe, Eure Majestät erfreut sich guter Gesundheit.«
König Casmirs Miene veränderte sich nicht um einen Deut. Schließlich sprach er: »Wie ich höre, hat Prinz Cassander dich am Wegesrand überrascht. Wo bist du gewesen, und welchen Unfug hast du zur Schande des Königshauses angerichtet?«
Madouc erwiderte hochmütig: »Eure Majestät ist in schändlicher Weise fehlunterrichtet worden! Wir waren weit davon entfernt, von Prinz Cassander ›überrascht‹ zu werden; vielmehr strebten wir strammen Schritts heimwärts nach der Stadt Lyonesse. Prinz Cassander und seine Freunde überholten uns auf dem Wege. Keineswegs lungerten, lauerten oder kauerten wir, noch verbargen wir uns oder flohen gar, noch verhielten wir uns sonst in irgendeiner Weise, die dazu angetan gewesen wäre, unsere Würde zu kompromittieren. Was den ›Unfug‹ und die ›Schande‹ anbelangt, die Eure Majestät erwähnten, so unterliegt Eure Majestät auch hier einer Fehlinformation, da ich nichts weiter getan habe, als Euren Anweisungen Folge zu leisten.«
König Casmir beugte sich vor; sein ohnehin schon von Natur aus gerötetes Gesicht verfärbte sich zusehends. »Ich soll dich angewiesen haben, in die Wildnis zu schweifen, ohne gehörige Begleitung oder angemessenen Schutz?«
»Ganz recht, Eure Majestät! Ihr befahlt mir, nach meinem Stammbaum zu fahnden und Euch nicht mit den Einzelheiten zu behelligen.«
König Casmir wandte langsam den Kopf, so daß er Sir Pom-Pom anstarrte. »Du bist der Stallbursche, der die Pferde beigestellt hat?«
»Jawohl, Eure Majestät.«
»Deine Tollheit in dieser Hinsicht grenzt an verbrecherische Fahrlässigkeit. Hältst du dich für einen gehörigen und angemessenen Begleiter für eine königliche Prinzessin unter solchen Umständen?«
»Ja, Eure Majestät, da dies mein Amt und Beruf war. Schon lange diene ich treu der Prinzessin, und es hat noch nie etwas anderes als Beifall für die Güte meines Dienstes gegeben.«
König Casmir lehnte sich einmal mehr zurück. Mit bedächtiger Stimme frug er: »Du siehst nicht mehr Gefahr in einer langen Reise bei Tag und bei Nacht, durch fremde Gegenden und gefährliche Wildnis, denn in einem nachmittäglichen Ausritt in den Fluren und Matten von Sarris?«
»Da besteht in der Tat ein Unterschied, Herr. Aber Ihr müßt wissen, daß ich auf der Grundlage Eurer Proklamation bereits vorher beschlossen hatte, auszuziehen, um nach heiligen Reliquien zu suchen.«
»Das ändert nichts an der Ungesetzlichkeit deines Betragens.«
Madouc sprach wütend: »Eure Majestät, ich war es, die ihm dieses sein Tun befahl; wenn er sich schuldig gemacht hat, so allenfalls der Ausführung meiner Befehle.«
»Haha! Und wenn du ihm befohlen hättest, Burg Haidion anzuzünden, auf daß sie in lodernden Flammen aufgehe, und er diesen deinen Befehl befolgt hätte, wäre er dann auch nicht mehr als ein pflichtgetreuer Diener?«
»Nein, Eure Majestät, aber ...«
»Als pflichtgetreuer Diener hätte er jemanden von Autorität von deinem Begehr in Kenntnis setzen und um offizielle Erlaubnis nachsuchen müssen. Ich habe genug gehört. Büttel, schaff diesen Burschen in den Peinhador und laß ihm sieben kräftige Hiebe verabreichen, auf daß er lerne, sich künftighin besonnener zu verhalten!«
Madouc schrie: »Eure Majestät, einen Augenblick! Ihr fällt Euer Urteil zu rasch. Sowohl Pymfyd als auch ich begaben uns auf eine Suche, jeder auf eine eigene, und beide waren wir erfolgreich. Ich erfuhr den Namen meines Vaters, während Pymfyd Euch
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