Lyonesse 3 - Madouc
den Stallmeister versöhnlich stimmst.«
»O nein!« rief Madouc. »Sir Pom-Pom muß mitkommen, und zwar aus einem höchst wichtigen Grund, wie du gleich sehen wirst.«
Cassander zuckte die Achseln. »Wie du möchtest; gehen wir nun, das zu tun, was getan werden muß.«
Die drei betraten die Burg. In der großen Säulenhalle begegneten sie Sir Mungo, dem Majordomus. Cassander fragte: »Wo sind der König und die Königin zu finden?«
»Ihr werdet sie im Grünen Salon antreffen, Eure Hoheit. Sie haben gerade ihr Mahl beendet und sitzen jetzt bei Käse und Wein.«
»Danke, guter Sir Mungo.« Angeführt von Cassander, begaben sich die drei zum Grünen Salon, wo sie jedoch feststellen mußten, daß König Casmirs Platz verwaist war. Königin Sollace saß mit drei ihrer Zofen zusammen und naschte mit ihnen Trauben aus einem großen Weidenkorb. Cassander trat vor und verbeugte sich höflich: erst vor der Königin, dann vor den anderen Damen. Die Unterhaltung verstummte jäh. Cassander frug: »Wo, darf ich fragen, ist Seine Hoheit, der König?«
Königin Sollace, die Madoucs Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte, sagte: »Er hat sich bereits frühzeitig zu seinem Richterstuhl verfügt, damit er seine notwendigen Akte der Rechtsprechung vollziehen kann, noch bevor wir nach Avallon aufbrechen.«
Cassander brachte Madouc nach vorn und verkündete mit ziemlich gezwungener Witzigkeit: »Ich habe hier eine angenehme Überraschung. Seht, wen wir unterwegs gefunden haben!«
Königin Sollace starrte Madouc mit offenem Mund an. Die Zofen machten leise zischende Geräusche und kicherten vor Staunen und Verblüffung. Königin Sollace klappte mit einem schnappenden Geräusch den Mund zu. »Die kleine Ausreißerin hat also geruht, sich wieder einzufinden!«
Cassander sagte in höflichem Ton: »Eure Hoheit, ich nehme an, Ihr wollt Euch privatim mit der Prinzessin unterreden.«
»Ganz recht«, sagte Sollace. »Meine Damen, seid so gut und laßt uns allein.«
Mit verhohlenen Blicken der Neugier in Richtung Madouc und Mienen, die den Verdruß über Cassander nur mühsam verbargen, verließen die Damen das Gemach.
Königin Sollace wandte den Blick wieder auf Madouc. »Nun denn, vielleicht willst du dein Wegbleiben erklären! Es hat große Sorge bei uns ausgelöst. Sag an: Wo hast du dich versteckt gehalten?«
»Mit allem Respekt, Eure Hoheit, ich muß mich gegen die Wahl Eurer Worte verwahren. Ich hielt mich weder versteckt, noch habe ich irgendwelches Unheil angerichtet. Vielmehr zog ich zu einer Suchexpedition aus, welche von Seiner Majestät dem König genehmigt war, und ich wurde aus Eurer Gegenwart und aus Haidion durch Eure eigenen Worte vertrieben.«
Königin Sollace blinzelte. »Ich kann mich dessen nicht entsinnen. Du formulierst gehässige und boshafte Märchen. Der König war genauso verblüfft wie ich.«
»Bestimmt wird er sich an die Umstände erinnern.
Auf sein Geheiß hin machte ich mich auf, die Identität meines Vaters und die Beschaffenheit meines Stammbaums zu erkunden. Ich agierte nur innerhalb des Spielraums, den Ew. Majestäten mir zugestanden hatten.«
Sollaces Miene wurde störrisch. »Es ist möglich, daß einer oder der andere einmal eine geistesabwesende Bemerkung fallen ließ, die du dir deinen eigenen Wünschen gemäß zurechtbogst. Ich mißbillige solche Taktiken!«
»Es tut mir leid, das zu hören, Eure Majestät, dies besonders, als diese Taktik zu Eurem großen Fromme gewirkt hat!«
Wieder starrte Königin Sollace erstaunt drein. »Höre ich recht?«
»O ja, Eure Hoheit! Macht Euch auf eine Verkündigung gefaßt, die Euch vor Glück und Freude schier betäuben wird!«
»Ha!« stieß Sollace mürrisch hervor. »Ich kann nicht sagen, daß ich diesbezüglich große Hoffnungen hege.«
Prinz Cassander, der abseits stand und hochmütig lächelte, sagte: »Wir lauschen in gespannter Erwartung.«
Madouc brachte Sir Pom-Pom nach vorn. »Eure Hoheit, erlaubt mir, Euch Pymfyd vorzustellen, den ich wegen der Tapferkeit, die er in meinen Diensten an den Tag gelegt hat, zum Ritter schlug und auf den Ehrennamen ›Sir Pom-Pom‹ taufte. Sir Pom-Pom diente mir als treuer Begleiter und forschte überdies in Eurem Interesse. Auf Thripsey Shee hörten wir, wie der Heilige Gral erwähnt wurde, und wurden sofort hellhörig.«
Königin Sollace fuhr ruckartig hoch. »Was? Kann es wahr sein? Fahr fort, hurtig! Du sprichst die teuersten Worte, die mein Ohr hören könnte! War die Information ausführlich?
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