Lyonesse 3 - Madouc
Fingern in Madoucs Richtung. König Casmir warf Madouc einen einzigen Blick zu; der Ausdruck in seinen Augen sandte Madouc einen kalten Schauer über den Rücken, und sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte. Casmir sprach ein paar kurze Worte mit Königin Sollace, dann wandte er sich wieder König Dartweg zu.
Jemand war an Madoucs Seite getreten. Sie blickte auf; es war Dhrun. Er verbeugte sich in aller Förmlichkeit vor ihr. »Wenn Prinz Jaswyn mein Eindringen verzeiht, ich lüde dich gern zu einem kleinen Spaziergang durch die Gärten ein.«
Madouc blickte zu Prinz Jaswyn, der sich höflich erhob. »Aber selbstverständlich! Unsere Gärten sind berühmt. Ihr werdet sie erquickend und wohltuend finden nach dem Tumult von heute morgen.«
»Vielen Dank für dein freundliches Entgegenkommen, lieber Jaswyn«, sagte Dhrun.
Jaswyn entfernte sich. Dhrun und Madouc begaben sich nach draußen in die Gärten, die Falu Ffail umgaben, und schlenderten zwischen den Springbrunnen, Statuen, Blumenbeeten, Formsträuchern und Rasenflächen einher. Dhrun sagte: »Ich bemerkte, daß das Fräulein Kylas zu dir sprach. Welches war seine Botschaft?«
»Sie überbrachte mir der Königin Geheiß. Ich wurde angewiesen, mich auf meine Gemächer zu begeben und mich für die Rückreise nach Haidion zu rüsten.«
Dhrun lachte ungläubig. »Und was hast du gesagt?«
»Ich sagte natürlich nein. Kylas war verblüfft und entfernte sich erschreckt. Ein paar Augenblicke später sah ich, wie Königin Sollace sich beim König über mich beklagte. Er blickte mich an, und ich bekam sehr große Angst.«
Dhrun nahm ihre Hand. »Du wirst nach Troicinet mitkommen. Sind wir uns darin einig?«
»Ja, zumal ich nirgendwo sonst hin kann. Ich bezweifle, daß ich jemals meinen Vater finden werde, was wohl für alle das beste ist.«
Dhrun führte sie zu einer Bank; die zwei setzten sich. Er frug: »Warum sagst du das?«
»Weil ich mich, ehrlich gesagt, vor dem fürchte, was ich womöglich finden würde. Als Sir Pellinore meiner Mutter begegnete, war er unbeschwert und voll von verschmitzter Fröhlichkeit. Jetzt ist alles anders. Die Jahre sind gekommen und gegangen; vielleicht ist er ernst und abweisend geworden oder starr und gesetzt, oder er hat eine Frau von strengem Charakter gefreit, die ihm mehrere unerfreuliche Kinder geschenkt hat. Keiner von ihnen würde mich mögen, geschweige denn warm in die Familie aufnehmen.«
»Solltest du diesen unglückseligen Mann einmal finden, wärest du gut beraten, wenn du dich ihm unerkannt und mit großer Vorsicht nähertest.«
»Wie auch immer, letztendlich wäre ich doch genötigt, mich ihm zu offenbaren. Gewiß würde er darauf bestehen, daß ich mich wohl oder übel seinem gemeinen Haushalt anschlösse, und dies würde mir womöglich widerstreben.«
»Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm, wie du denkst.«
»Mag sein. Vielleicht wäre es noch schlimmer, zu meinem großen Kummer. Ich bin nicht sehr eingenommen für Leute, die grimmig und streng sind. Ich bevorzuge phantasiereiche und fröhliche Leute, die mich zum Lachen bringen.«
»Hmf«, sagte Dhrun. »Dann scheine ich, was dies betrifft, wohl ein Versager zu sein – just wie der arme unglückselige Sir Pellinore mit seinem zänkischen Weib und seinen übelriechenden Kindern. Ich sehe dich selten lachen.«
»Ich lache jetzt. Manchmal lächle ich still, wenn du nicht hinschaust oder wenn ich an dich denke.«
Dhrun wandte den Kopf und schaute ihr ins Gesicht. Er sprach: »Ich bedaure den armen Teufel, den du eines Tages heiraten wirst; er wird in einem stetigen Zustand nervöser Erregung sein.«
»Überhaupt nicht!« versetzte Madouc munter. »Ich würde ihn abrichten, und es dürfte ziemlich leicht sein, sobald er erst einige simple Regeln gelernt hätte. Er würde regelmäßig zu essen bekommen, und ich würde bei ihm sitzen, wenn seine Manieren höflich wären. Er dürfte freilich nicht schnarchen oder sich die Nase am Ärmel abputzen oder laut grölen, wenn er über seinem Bier sitzt, noch dürfte er Hunde im Haus halten. Um meine Gunst zu gewinnen, würde er lernen, artig vor mir niederzuknien, auf daß er mir eine Rose darreiche oder vielleicht einen Strauß Veilchen, und dann würde er mit seiner sanftesten Stimme darum betteln, daß ich ihn mit meiner Hand berühre.«
»Und dann?«
»Es käme auf die Umstände an.«
»Hm«, sagte Dhrun. »Der Gemahl deiner Träume, so wie du ihn schilderst, käme mir doch arg idealistisch und
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