Lyonesse 3 - Madouc
auf Lyonesse marschieren. Solange der Friede regiert, werden wir den Frieden wahren und stützen. Das ist unsere nationale Politik.«
König Kestrel von Pomperol wandte skeptisch ein: »Das klingt ja alles schön und gut. Dennoch habt Ihr erst Süd-Ulfland und dann Nord-Ulfland an Euch gerissen.«
»Mitnichten! Ich bin nach den Gesetzen der Abstammung der rechtmäßige König von Süd-Ulfland. Die Königswürde von Nord-Ulfland wurde mir von König Gax angeheftet, als er im Sterben lag, auf daß ich die Ska zurückdränge. Das tat ich, und die Ulflande sind jetzt frei von ihren alten Ängsten.«
König Audry sagte mißmutig: »Ihr haltet Gebiete in meinen westlichen Marken besetzt und weigert Euch, sie mir zurückzugeben.«
»Ich eroberte die Feste Poëlitetz von den Ska, was Ihr nicht zuwege brachtet, und halte sie nun, weil sie die natürliche Grenze zwischen unseren Ländern bildet. Poëlitetz dient so indirekt zum Schutze von Dahaut selbst.«
»Hmf«, machte König Audry. »Ich will die Sache hier nicht weiter bestreiten; es ist mehr oder minder eine nebensächliche Angelegenheit. Laßt uns nun der Reihe nach die Meinung jedes einzelnen Teilnehmers dieses Kolloquiums hören.«
In der Folge kam jeder der am Tisch Sitzenden zu Wort; die meisten sprachen maßvoll freundlich und brachten ihre grundsätzliche Bereitschaft zur gütlichen Beilegung von bestehenden Meinungsverschiedenheiten zum Ausdruck. Schließlich gelangte das Wort an den Platz von Dhrun. Madouc schrie: »Da ich hier als Bevollmächtigte von Prinz Dhrun sitze, werde ich in seinem Namen der Politik von König Aillas beipflichten. Doch will ich noch ein Wort in meinem eigenen Namen hinzufügen, als Prinzessin Madouc von Lyonesse: Ich verurteile und verdamme auf das schärfste den ...«
König Casmir brüllte in jäh aufflammender Wut: »Schweig still, Madouc! Von diesem Moment an bist du die längste Zeit Prinzessin auf Haidion oder gleich wo sonst gewesen! Du bist das namenlose Balg irgendeiner geilen Halblingsmetze und eines hergelaufenen Vagabunden, ohne Stammbaum oder bekannte Abkunft! Als solches hast du keine persönliche Stimme an dieser Tafel der Angesehenen; schweig also!«
König Audry räusperte sich. »Der Einwand, den König Casmir hier erhebt, ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn er in der Wahl seiner Worte unmäßig war. Ich verfüge, daß das Mädchen Madouc nicht länger in seinem eigenen Namen auf diesem Kolloquium sprechen darf, ganz gleich, wie unterhaltsam seine Einlassungen auch immer sein mögen.«
»Sehr wohl, Eure Majestät«, sagte Madouc. »Ich werde nichts mehr sagen.«
König Casmir sprach mit dröhnender Stimme: »Ich sehe keinen Sinn darin, diese Diskussion weiter auszudehnen, ganz gewiß nicht unter solchen Umständen, wie sie jetzt herrschen.«
König Audry sagte traurig: »Wir haben heute einige unterschiedliche Standpunkte gehört und wahrlich nicht wenige Funken von Hader aufblitzen sehen. Aber vielleicht können bei einer späteren Sitzung diese Wunden gelindert und unsere Differenzen beigelegt werden – vielleicht am Ende des Nachmittags oder auch morgen. Bis dahin werden wir unsere Gemüter besänftigt und uns bezüglich der Konzessionen entschieden haben, welche wir alle für das Gemeinwohl werden machen wollen.«
»›Konzessionen‹?« schnaubte der stämmige König Dartweg von Godelia. »Ich habe keine Konzessionen zu machen. Im Gegenteil! Ich verlange, daß Audry seine Hüter der Grenzmarken straft! Wir haben keine nennenswerten Wälder in Godelia, und wenn unsere Waidmänner sich nach Dahaut vorwagen, um einem prächtigen Hirsch nachzuspüren, werden sie von den verfluchten dautischen Patrouillen gehetzt. Dieser lümmelhaften Praxis muß Einhalt geboten werden.«
»Dies Ansinnen ist ganz unmäßig«, versetzte König Audry kalt. »Ich erhebe eine weit dringendere Klage gegen Euch: nämlich, daß Ihr die Rebellen von Wysrod unterstützt, die uns nach wie vor belästigen.«
»Sie sind gute Kelten«, erklärte König Dartweg. »Sie haben Anspruch auf Land, und Wysrod ist das Land ihrer Wahl. Jeder aufrechte Mensch sollte ihnen behilflich sein. Es ist schimpflich, daß Ihr, König Au-dry, diesen Fall hier aufwerft.«
König Audry sprach erzürnt: »Mein Versuch, weise Männer für ein Festmahl der Logik und ein Bankett der Vernunft zusammenzubringen, hat eine Anzahl von Dummköpfen und Mondkälbern in unsere erlauchte Gegenwart gelockt, wenn auch das Protokoll es mir verbietet, Namen zu
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