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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nennen. Ich habe alle Hoffnung, allen Glauben und alle Geduld verloren und erkläre hiermit das Kolloquium für beendet.«
     

4
    Die Würdenträger und ihre Damen, die sich im Heldensaal versammelt hatten, zogen im Gänsemarsch aus: durch die Halle der Toten Götter in die Empfangshalle, wo sie sich mit manch verstohlenem Blick nach links und nach rechts zu unbeständigen Gruppen zusammenfanden, um mit gedämpfter Stimme die Ereignisse des Morgens zu erörtern. Wann immer die Damen sich zu Gehör meldeten, drehten sich ihre Bemerkungen vorwiegend um Madouc. Ihr Betragen wurde aus einem Dutzend Richtungen analysiert; es fielen Begriffe wie ›tapfer‹, ›stur‹, ›theatralisch‹, ›eitel‹, ›übermütig‹ und ›unlenksam‹, wie auch die Vokabel ›altklug‹. Zwar vermochte niemand genau die Art und Weise zu definieren, in welcher das Wort anwendbar war, aber alle stimmten stillschweigend darin überein, daß es angemessen war.
    Was Madouc selbst anging, so zog sie sich unauffällig und bescheiden in einen Winkel der Empfangs-halle zurück, wo sie sich zusammen mit Prinz Jaswyn auf einer Bank niederließ. Eine Zeitlang saßen die zwei schweigend da, während Madouc trübsinnig darüber nachsann, was nun aus ihr werden würde.
    Prinz Jaswyn fand alsbald seine Stimme wieder und stellte ihr zaghaft eine Frage bezüglich des Mysteriums, das ihre Geburt umgab. »Deine Mutter ist tatsächlich eine Elfe?«
    »Ja. Sie ist Twisk, die Blauhaarige.«
    »Liebst du sie, und liebt sie dich?«
    Madouc zuckte die Achseln. »Das Wort bedeutet für Elfen etwas anderes als für dich – oder für mich.«
    »Ich habe es früher nie bemerkt oder mir auch nur Gedanken darüber gemacht, aber nun, da ich dich anschaue, fällt mir der elfische Zug in deinem Gesicht deutlich ins Auge, ebenso wie eine gewisse fröhliche Unbeschwertheit, wie sie nur Elfen eigen sein kann.«
    Madouc lächelte matt und blickte quer durch den Saal zu Casmir, der mit König Dartweg von Godelia zusammenstand. »Im Moment fühle ich mich alles andere als unbeschwert, und von Fröhlichkeit bin ich weit entfernt. Mein Elfenblut fließt nur noch dünn; ich habe viel zu lange fern vom Elfenhügel und unter Menschen gelebt.«
    »Und dein Vater: ist er Mensch oder Elf?«
    »Sein Name ist Sir Pellinore; so jedenfalls stellte er sich meiner Mutter vor, aber beide waren in schwärmerischer Stimmung. Ich habe erfahren, daß ›Sir Pellinore‹ eine Sagengestalt ist – ein fahrender Ritter, der Drachen tötet, schurkische Ritter dutzendweise bestraft und schöne Mägdelein aus gar schrecklichen Zauberbannen errettet. Auch spielt er die Laute und singt traurige Lieder, und er spricht die Sprache der Blumen.«
    »Und dieser vorgebliche Sir Pellinore bestrickte deine Mutter mit erfundenen Heldentaten.«
    »Nein«, sagte Madouc. »So war es mitnichten. Er sprach in romantischer Schwärmerei und ahnte nicht, daß ich eines Tages den Wunsch haben könnte, ihn zu finden.« Bei einem erneuten Blick durch die Halle bemerkte Madouc, daß Fräulein Kylas sich ihr näherte. »Was wollen sie wohl jetzt wieder von mir?«
    Prinz Jaswyn lachte leise in sich hinein. »Ich bin überrascht, daß sie deine Existenz überhaupt noch anerkennen.«
    »Sie werden mich so schnell nicht vergessen«, sagte Madouc.
    Kylas blieb stehen und studierte Madouc mit Sorgfalt. Schließlich sagte sie: »Seltsame Dinge werden über Euch erzählt.«
    Madouc antwortete mit tonloser Stimme: »Das interessiert mich nicht. Wenn das alles ist, was Ihr mir sagen wolltet, dann könnt Ihr wieder gehen.«
    Kylas überging die Bemerkung. »Ich bringe Nachricht von der Königin. Sie befiehlt, daß Ihr Euch unverzüglich zur Abreise bereitmacht. Wir werden in Kürze von hier scheiden. Ihr sollt Euch sofort in Eure Gemächer begeben.«
    Madouc lachte. »Ich bin nicht mehr Prinzessin von Lyonesse. Ich habe keinen Platz in der Gesellschaft der Königin.«
    »Gleich wie auch immer, Ihr habt den Befehl der Königin vernommen. Ich werde Euch begleiten.«
    »Nicht nötig. Ich kehre nicht nach Haidion zurück.«
    Kylas starrte sie mit weitaufgerissenem Mund an. »Ihr widersetzt Euch also dem Willen der Königin, rundweg und unverblümt?«
    »Nennt es, wie Ihr wollt.«
    Kylas fuhr herum und stapfte davon. Kurze Zeit später sah Madouc, wie Königin Sollace wütend zu König Casmir marschierte, der immer noch im Gespräch mit König Dartweg vertieft war. Die Königin sprach zu ihm und gestikulierte heftig mit ihren weißen

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