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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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würde, so hoch auf einem Baum sitzend gefunden zu werden.«
    »Dann bin ich wahrlich eine feine Dame durch und durch«, sagte Madouc, »da ich es nicht gewünscht habe, gefunden zu werden.«
    Chlodys spähte hinauf in das Astwerk. »Sind die Kirschen reif?«
    »Ganz reif.«
    »Sind sie gut?«
    »Sie sind sehr gut.«
    »Da sie so leicht erreichbar für Euch sind: könntet Ihr nicht ein paar für uns pflücken?«
    Madouc suchte zwei Kirschen aus und ließ sie in Chlodys' Hände fallen. »Hier habt ihr welche, an denen die Vögel gepickt haben.«
    Chlodys schaute die Kirschen naserümpfend an. »Gibt es keine besseren?«
    »Gewiß gibt es die. Wenn ihr den Baum erklimmt, könnt ihr sie pflücken.«
    Devonet warf den Kopf zurück. »Ich möchte meine Kleider nicht schmutzig machen.«
    »Wie du willst.«
    Devonet und Chlodys gingen ein Stück zur Seite, setzten sich vorsichtig ins Gras und sprachen leise miteinander. Hin und wieder blickten sie zu Madouc hinauf und kicherten, als heckten sie miteinander drollige Streiche aus.
    Madouc kletterte bald darauf durch das Astwerk hinunter und sprang zu Boden. »Wie lange werdet ihr auf Sarris bleiben?«
    »Wir bleiben so lange hier, wie Ihre Hoheit, die Königin, es für wünschenswert erachtet«, antwortete Devonet. Sie musterte Madouc von Kopf bis Fuß und lachte ungläubig. »Ihr tragt ja Reithosen wie ein Knabe!«
    Madouc versetzte kühl: »Wenn ihr mich ohne Hosen in dem Baum gefunden hättet, dann hättet ihr wohl mehr Grund zur Kritik.«
    Devonet rümpfte verächtlich die Nase. »Nun, da Ihr wieder auf dem Boden seid, solltet Ihr Euch unverzüglich umziehen. Ein hübsches Kleid würde Euch so viel besser stehen.«
    »Nicht, wenn ich beschließen sollte, eine Stunde oder zwei mit Tyfer auszureiten.«
    Devonet blinzelte. »Ach? Wohin würdet Ihr denn reiten?«
    »Hierhin und dorthin. Vielleicht am Flußufer entlang.«
    Chlodys fragte mit zarter Betonung: »Wer ist ›Tyfer‹?«
    Madouc starrte sie verwundert aus ihren blauen Augen an. »Welch merkwürdige Dinge müssen in deinem Kopf vorgehen! Tyfer ist mein Pferd. Was sonst sollte es wohl sein?«
    Chlodys kicherte. »Ich war ein wenig verwirrt.«
    Madouc wandte sich kommentarlos ab.
    Devonet rief ihr nach: »Wohin geht Ihr?«
    »Zum Stall.«
    Devonet verzog ihr hübsches Gesicht. »Ich will nicht zum Stall gehen! Laßt uns etwas anderes machen.«
    Chlodys schlug vor: »Wir können uns in den Garten setzen und ›Titteltwit‹ oder ›Kockalorum‹ spielen!«
    »Das klingt mir fürwahr nach feinem Sport!« sagte Madouc. »Ihr zwei könnt ja schon mal anfangen. Ich werde mich gleich zu euch gesellen.«
    Chlodys sagte unschlüssig: »Zu zweit macht das Spiel aber keinen rechten Spaß!«
    »Außerdem«, fügte Devonet hinzu, »wünscht Lady Desdea, daß wir Euch Gesellschaft leisten.«
    »Damit Ihr feine Manieren lernt«, ergänzte Chlodys präzisierend.
    »So ist es in der Tat«, sagte Devonet. »Ohne Stammbaum fallen Euch solche Dinge nämlich nicht auf natürliche Weise zu, so wie uns.«
    »Ich habe irgendwo einen feinen Stammbaum«, sagte Madouc trotzig. »Dessen bin ich ganz sicher, und eines Tages werde ich mich auf die Suche nach ihm machen – vielleicht schon bald.«
    Devonet lachte höhnisch. »Wollt Ihr jetzt vielleicht im Stall danach suchen?«
    Madouc kehrte ihnen den Rücken zu und ging weg. Devonet und Chlodys schauten ihr verdrießlich nach. Chlodys rief: »So wartet doch auf uns! Wir kommen mit Euch, aber Ihr müßt Euch schicklich benehmen!«
    Später am Tag erstatteten Devonet und Chlodys Lady Desdea Bericht. Beide waren gründlich verärgert über Madouc, die auf keinen ihrer Wünsche eingegangen war. »Sie ließ uns dort ewig lange warten, während sie ihr Pferd Tyfer striegelte und seine Mähne zu Zöpfen flocht!«
     
    Aber es war noch schlimmer gekommen. Als Madouc mit Tyfer fertig war, führte sie ihn weg, kehrte aber nicht zurück. Die beiden Mädchen begaben sich daraufhin auf die Suche nach ihr. Als sie sich mäkelnd einen Weg um den Stall herum suchten, schwang unversehens ein Tor auf und fegte sie von der steinernen Mauerkrönung geradewegs in die Senkgrube, so daß beide strauchelten und fielen. Just in dem Moment erschien Madouc in der Türöffnung und fragte scheinheilig, warum sie in der Jauche spielten. »Solches Benehmen betrachte ich nicht als damenhaft«, beschied ihnen Madouc hochmütig. »Habt ihr denn gar kein Gefühl für Anstand?«
    Lady Desdea konnte das Mißgeschick nur bedauern.

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