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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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entmutigende Meldung machen.«
    Sollace seufzte. »Schon wieder? Ich werde langsam gleichgültig, wenn ihr Name fällt! Sie ist in deinen Händen. Lehre sie die Anstandsformen und ein paar Artigkeiten, dazu Tanzen und Handarbeit; das ist genug. In ein paar Jahren werden wir sie verheiraten. Bis dahin müssen wir ihren Eigensinn eben ertragen.«
    »Wenn sie nur ›eigensinnig‹ wäre, wie Ihr es nennt, könnte ich mit ihr fertigwerden. Statt dessen aber ist sie zu einem ausgewachsenen Wildfang geworden, und obendrein ist sie unlenksam und störrisch. Sie schwimmt hinaus auf den Fluß, wohin ich ihr nicht folgen kann; sie klimmt auf die Bäume und versteckt sich vor mir im Laubwerk. Ihr liebster Zufluchtsort ist der Stall; immer stinkt sie nach Pferdemist. Ich weiß nicht, wie ich sie beaufsichtigen und im Zaume halten soll.«
    Sollace zog die Hände aus dem Brei und entschied, daß die Behandlung beste Wirkung gezeitigt hatte. Ihre Zofe begann, ihr die Paste von den Händen zu wischen; offenbar ging sie dabei zu grob zu Werke, denn Sollace schrie auf: »Gib doch acht, Nelda! Du häutest mich ja bei lebendigem Leibe mit deinem scharfen Rubbeln! Glaubst du, ich bin aus Leder?«
    »Verzeiht, Eure Hoheit. Ich werde behutsamer sein. Eure Hände sind jetzt wahrhaft schön!«
    Königin Sollace nickte widerwillig. »Deshalb lasse ich ja auch solches Ungemach über mich ergehen. Was sagtest du gleich, Ottile?«
    »Wie sollen wir mit der Prinzessin Madouc verfahren?«
    Sollace schaute sie verdutzt an, mit großen, trägen Kuhaugen. »Ich bin mir nicht ganz über ihren Fehler im klaren.«
    »Sie ist undiszipliniert, zügellos und nicht immer sauber. Sie hat Schmutz im Gesicht und Strohhalme im Haar, wenn dieser zerzauste rote Wust das Wort Haar überhaupt verdient. Sie ist nachlässig, frech, eigensinnig und wild.«
    Königin Sollace seufzte erneut und wählte eine Traube aus der Schüssel neben ihrem Ellenbogen aus.»Übermittle der Prinzessin meinen Unmut und richte ihr aus, daß ich erst dann zufrieden mit ihr sein werde, wenn sie sich gehörig führt.«
    »Das habe ich schon zehnmal getan. Ebensogut könnte ich in den Wind reden.«
    »Hmf. Sie leidet zweifellos genauso wie ich an Langeweile. Dieses Landleben macht einen ganz närrisch. Wo sind die kleinen Mägdelein, die ihr auf Haidion so artig aufwarten? Sie sind so niedlich und süß und nett; Madouc würde gewiß von ihrem Beispiel profitieren.«
    »Das sollte man meinen, im Normalfall jedenfalls.«
    Königin Sollace suchte sich erneut eine Traube aus. »Schick nach zwei oder drei dieser Mädchen. Weise sie darauf hin, daß sie Madouc auf sanfte und diskrete Weise leiten sollen. Die Zeit rast dahin, und wir müssen an die Zukunft denken!«
    »Ganz recht, Eure Hoheit!«
    »Wer ist jenes kleine blonde Mägdelein, das so reizend und voller hübscher Einfälle ist? Es ist ganz so, wie ich in seinem Alter war.«
    »Das dürfte Devonet sein, die Tochter des Herzogs Malnoyard Odo von Burg Folize.«
    »Die soll hierher nach Sarris kommen, und noch eine andere dazu. Welche soll es sein?«
    »Entweder Ydraint oder Chlodys; ich denke, Chlodys: sie ist etwas beständiger. Ich werde sofort die nötigen Maßnahmen in die Wege leiten. Gleichwohl dürft Ihr keine Wunder erwarten.«
    Eine Woche später trafen Devonet und Chlodys auf Sarris ein und wurden von Lady Desdea instruiert. Sie sprach nüchtern: »Die Landluft übt einen beunruhigenden Einfluß auf Prinzessin Madouc aus, als wäre sie ein Tonikum, welches sie im Übermaß belebt. Sie ist unbekümmert um die Etikette und auch ein wenig flatterhaft. Wir hoffen, daß sie von dem Beispiel profitiert, das Ihr ihr gebt, und womöglich auch von eurem sorgfältig formulierten Rat.«
    Devonet und Chlodys begaben sich sogleich auf die Suche nach Madouc. Sie fanden sie schließlich in einem Kirschbaum sitzend, wo sie reife rote Kirschen pflückte und verzehrte.
    Madouc war über das Erscheinen der zwei nicht erfreut. »Ich dachte, ihr wärt über den Sommer nach Hause gereist. Sind sie eurer daheim schon so bald überdrüssig geworden?«
    »Überhaupt nicht«, entgegnete Devonet würdevoll. »Wir sind auf königliches Geheiß hier.«
    Chlodys sagte: »Ihre Hoheit meint, daß Ihr geeignete Gesellschaft braucht.«
    »Ha«, sagte Madouc. »Niemand hat mich gefragt, was ich will.«
    »Wir sollen Euch ein gutes Beispiel geben«, sagte Devonet. »Um gleich damit anzufangen: ich muß Euch darauf hinweisen, daß eine feine Dame es nicht wünschen

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