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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Seufzer aus. »Ich habe nichts dagegen, für eine liebliche junge Prinzessin gehalten zu werden, solange man nicht von mir erwartet, daß ich mich wie eine solche verhalte.«
    Lady Desdea lächelte ihr grimmes Lächeln. »Das ist leider unmöglich. Ihr werdet niemals für etwas gehalten werden, das Ihr nicht seid. Da es unerläßlich ist, daß Ihr Euch während des Festes als eine holde und tugendhafte junge Prinzessin präsentiert, müßt Ihr Euch wie eine solche betragen. Da Ihr diese Fertigkeit offenbar nicht beherrscht, müßt Ihr sie erlernen. Auf den Wunsch der Königin ist es Euch ab sofort nicht mehr gestattet, auf Eurem Roß zu reiten oder auf andere Weise durch das Land zu streifen oder im Fluß zu schwimmen. Dieses Verbot soll bis nach dem Feste gelten.«
    Madouc schaute Lady Desdea mit niedergeschlagenem Gesicht an. »Was werde ich mit mir anfangen?«
    »Ihr werdet die Konventionen des Hofes und schickliches Betragen lernen, und Eure Lektionen beginnen in diesem Moment. Als erstes begebt Euch aus Eurer plumpen Körperhaltung und setzt Euch aufrecht hin, die Hände im Schoß gefaltet.«
     

2
    Prinz Cassanders achtzehnter Geburtstag sollte mit einem Fest begangen werden, welches nach König Casmirs Absicht an Glanz und Pracht alle Bankette in den Schatten stellen sollte, die der Sommerpalast in Sarris je erlebt hatte.
    Seit Tagen schon trafen Karren aus allen Himmelsrichtungen auf Sarris ein, vollgeladen mit Säcken, Körben und Kisten, Fässern mit gepökeltem Fisch; Gestellen, an denen Würste, Schinken und Speckseiten baumelten; Fässern mit Öl, Wein, Apfelwein und Bier; Körben voller Zwiebeln, Rüben, Kohlköpfen und Lauchstangen; Bündeln von Petersilie, Kräutern und Kresse. Tag und Nacht herrschte rühriges Getriebe in den Küchen, wurden die Herde niemals kalt. In eigens zu diesem Zwecke im Wirtschaftshof errichteten Backöfen buken fleißige Bäcker knusprige Brote, Safranbrötchen und Obsttorten; ferner Blaubeer-, Anis-, Honig- und Nußkuchen; ja sogar solche, die mit Zimt, Muskat und Nelken gewürzt waren. Einer der Öfen produzierte ausschließlich Pasteten, gefüllt mit Rindfleisch und Lauch oder mit in Wein gedünstetem Hasen oder mit Schweinefleisch und Zwiebeln oder mit Hecht in Fenchel oder mit in Dill, Butter und Pilzen gesottenem Karpfen oder mit einer Farce aus Hammel mit Gerste und Thymian.
    Am Abend vor Cassanders Geburtstag wurden zwei Ochsen im Verein mit zwei Ebern und vier Schafen auf schwere Eisenstäbe gespießt und über ein Feuer gehängt. Am Morgen würden zweihundert Hühner ihnen folgen, auf daß sie zeitig zum großen Bankett gar sein würden, das um die Mittagsstunde beginnen und so lange fortdauern sollte, bis der Hunger der Gästeschar vollkommen gestillt war.
    Bereits zwei Tage vor Beginn der Festlichkeiten begannen Notabeln in Sarris einzutreffen. Sie kamen aus allen Regionen Lyonesses; aus Blaloc, Pomperol und Dahaut; manche reisten gar aus so fernen Ländern wie Aquitanien, Armorica, Irland und Wales an. Die edelsten der hohen Herren und Damen wurden entweder im Ost- oder im Westflügel von Sarris selbst einquartiert; Nachzügler und Edelleute von geringerem Rang bezogen nicht minder komfortabel ausgestattete Zelte auf der Wiese neben dem Fluß. Die übrigen Würdenträger – die Barone, Rittersmänner und Marschälle sowie ihre Damen – waren gehalten, sich mit Strohbetten und Liegen in den Hallen und Galerien von Sarris zu behelfen. Der Großteil der Notabeln würde am Tage nach dem Bankett wieder abreisen; einige würden vielleicht länger verweilen, um mit König Casmir über Fragen der hohen Politik zu konferieren. Unmittelbar vor dem Bankett würde die königliche Familie einen Empfang zur förmlichen Begrüßung der Gäste abhalten. Der Empfang würde um die Mitte des Vormittags beginnen und bis zum Mittag andauern. Madouc war davon in Kenntnis gesetzt worden, daß ihre Anwesenheit bei diesem Empfang erforderlich sei, und sie war ferner darauf hingewiesen worden, daß sie sich dem feierlichen Anlaß entsprechend auf das schicklichste und sittsamste zu führen habe.
    Spät am Vorabend des großen Ereignisses begab sich Lady Desdea in Madoucs Schlafgemach, wo sie Madouc das Verhalten erklärte, das man von ihr erwarten würde. Als Madouc ihren Ausführungen mit einem desinteressierten Kommentar begegnete, wurde sie mürrisch und ungehalten. »Wir werden bei dieser Gelegenheit nicht in kleinliches Gezänk um nichtige Details verfallen! Jedes für sich ist

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