Lyonesse 3 - Madouc
habt Ihr vor?«
»Du sollst keine Fragen stellen.«
»Ich neige zur Vorsicht in Fragen der Wundbehandlung. Ich will aber weder geschröpft noch klistiert werden.«
Madouc beachtete die Bemerkung nicht. »Komm her und zeige mir, wo es dich schmerzt.«
Pymfyd kam zögernd vor und deutete zimperlich auf seine wehen Stellen. Madouc legte die Breipackung, die sie von Twisk bekommen hatte, darauf, und Pymfyds Schmerzen verschwanden auf der Stelle.
»Das habt Ihr gut gemacht«, räumte Pymfyd widerwillig ein. »Wo habt Ihr solch einen Kunstgriff gelernt?«
»Es ist eine natürliche Kunst«, sagte Madouc. »Auch möchte ich deine Tapferkeit loben. Du kämpftest unerschrocken und gut und verdienst Anerkennung.« Sie spähte suchend hierhin und dorthin, fand aber kein Werkzeug, das für ihren Zweck geeignet war, außer der Mistgabel. »Pymfyd, knie vor mir nieder!«
Einmal mehr starrte Pymfyd sie verblüfft an. »Was habt Ihr nun wieder vor?«
»Tu, was ich sage! Es ist mein königlicher Befehl!«
Pymfyd zuckte schicksalsergeben die Achseln. »Ich muß Euch wohl gehorchen, obzwar ich keinen Grund für solche Demut sehe.«
»Hör auf zu murren!«
»Dann sputet Euch mit Eurem Spiel, was immer es auch sein mag! Ich fühle mich schon wie ein Tor.«
Madouc ergriff die Mistforke und hob sie empor.
Pymfyd duckte sich und schlug erschreckt die Arme über den Kopf. »Was führt Ihr im Schilde?«
»Geduld, Pymfyd! Dieses Werkzeug versinnbildlicht ein Schwert aus feinem Stahl!« Madouc berührte Pymfyds Kopf mit den Zinken der Mistgabel. »Für deine bemerkenswerte Tapferkeit auf dem Felde der Schlacht schlage ich dich hiermit zum Ritter. Fortan sollst du unter dem Ehrentitel Sir Pom-Pom bekannt sein. Erhebet Euch, Sir Pom-Pom! Ihr habt Euren Mut unter Beweis gestellt, zumindest in meinen Augen!«
Pymfyd erhob sich, zugleich grinsend und einen Flunsch ziehend. »Die Stallburschen werden sich einen Dreck darum scheren.«
»Egal! In meinen Augen bist du jetzt ›Sir Pom-Pom‹.«
Der frischgebackene Ritter Sir Pom-Pom zuckte mit den Schultern. »Es ist zumindest ein Anfang.«
Kapitel Vier
1
Sowie Lady Desdea aus den Stallungen von Madoucs Rückkehr nach Sarris unterrichtet wurde, postierte sie sich in die Eingangshalle, um die ruchlose Prinzessin dort abzufangen.
Fünf Minuten vergingen. Lady Desdea wartete mit blitzenden Augen, die Arme über der Brust verschränkt, mit den Fingern auf ihren Ellenbogen trommelnd. Madouc, schwunglos und müde, stieß die Tür auf und betrat die Halle.
Weder nach rechts noch nach links schauend, gleich als sei sie tief in Gedanken versunken, marschierte sie zum Seitengang, Lady Desdea ignorierend, als wäre sie gar nicht vorhanden.
Ein grimmiges, gepreßtes Lächeln auf den Lippen, rief Lady Desdea: »Prinzessin Madouc! Auf ein Wort!«
Madouc blieb abrupt stehen und ließ die Schultern hängen. Widerstrebend wandte sie sich um. »Ja, Lady Desdea? Was wünscht Ihr?«
Lady Desdea sprach mit mühsam beherrschter Stimme: »Zunächst möchte ich ein paar kritische Bemerkungen zu Eurem Betragen machen, welches uns alle sehr verärgert hat. Sodann wünsche ich Euch über gewisse Pläne zu unterrichten, die für Eure Person gemacht worden sind.«
»Wenn Ihr müde seid«, sagte Madouc in resigniertem Ton, »dann könnt Ihr Euch die Bemerkungen gern ersparen. Was die Pläne betrifft, so können wir sie ein andermal erörtern.«
Lady Desdeas grimmiges Lächeln schien wie festgefroren auf ihrem Gesicht. »Wie Ihr wünscht, aber die Bemerkungen sind höchst angebracht, und die Pläne betreffen Euch sowohl direkt als auch indirekt.«
Madouc wandte sich zum Gehen. »Einen Augenblick«, sagte Lady Desdea. »Ich will nur soviel sagen: Ihre Majestäten werden Prinz Cassanders Geburtstag mit einem großen Fest feiern. Viele bedeutende Persönlichkeiten werden zugegen sein. Es wird einen förmlichen Empfang geben, bei dem Ihr zwischen den restlichen Mitgliedern der königlichen Familie sitzen werdet.«
»Nun ja, das ist wohl keine große Sache, denke ich«, sagte Madouc und wandte sich erneut zum Gehen, und wieder rief Lady Desdea sie zurück. »In der Zwischenzeit müßt Ihr Euch in den üblichen gesellschaftlichen Anstandsformen bilden, auf daß Ihr Euch auf dem Feste von Eurer vorteilhaftesten Seite zeigen könnt.«
Madouc erwiderte über die Schulter: »Da gibt es wenig für mich zu lernen, weil ich doch bloß still sitzen und von Zeit zu Zeit mit dem Kopf nicken muß.«
»Ha, das ist
Weitere Kostenlose Bücher