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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Herzogin trug eine prachtvolle scharlachrote Robe, bestickt mit schwarzen, purpurnen und grünen Pfauen, die ihre schlanke, wohlgerundete Figur auf das vorteilhafteste betonte. Sie war hochgewachsen und von quicker Geschmeidigkeit, besaß üppiges schwarzes Haar, funkelnde schwarze Augen und strahlte eine pralle, überschwengliche Lebendigkeit aus, welche Prinz Bittern zu eifrigster Geschwätzigkeit anspornte.
    Königin Sollace beobachtete dies mit kaltem Mißfallen. Sie hatte vorgesehen, daß Bittern Prinzessin Madoucs Tischherr sei, auf daß er sie besser kennenlerne. Offenbar sollte das nicht sein, und Sollace bedachte Lady Desdea mit einem vorwurfsvollen Blick, welcher Lady Desdea veranlaßte, noch ernster zum Palast zu spähen. Warum säumte die Prinzessin so lange?
    Tatsächlich hatte Madouc nicht eine Sekunde gesäumt. Sobald Lady Desdea ihr den Rücken zugekehrt hatte, war sie davongehuscht und hatte sich zu Dhrun und Shimrod gesellt, die neben dem entferntesten der Eichenbäume standen. Madoucs plötzliches Auftauchen überraschte sie. »Du fällst ohne Umstände und ohne jede Vorwarnung über uns her«, sagte Dhrun. »Zum Glück tauschten wir gerade keine Geheimnisse aus.«
    »Ich war um größte Heimlichkeit bemüht«, sagte Madouc. »Endlich bin ich frei, so lange, bis jemand nach mir sucht.« Sie stellte sich hinter den Stamm des Eichenbaums. »Selbst jetzt bin ich noch nicht sicher; Lady Desdea kann sozusagen durch steinerne Mauern blicken.«
    »In dem Fall will ich dich, ehe du wieder fortgezerrt wirst, meinem Freund, dem Meister Shimrod, vorstellen«, sagte Dhrun. »Auch er vermag durch steinerne Mauern zu blicken, und das, wann immer er will.«
    Madouc machte einen gezierten Knicks, und Shimrod verneigte sich. »Es ist mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich lerne nicht jeden Tag Prinzessinnen kennen!«
    Madouc zog eine wehmütige Grimasse. »Ich wäre lieber Zauberin und könnte durch Wände blicken. Ist das schwierig zu erlernen?«
    »Recht schwierig, aber viel hängt von dem Lehrling ab. Ich habe versucht, Dhrun den einen oder anderen Kunstgriff zu lehren – aber leider nur mit bescheidenem Erfolg.«
    »Mein Geist ist nicht flexibel«, sagte Dhrun. »Ich kann nicht so viele Gedanken auf einmal hegen.«
    »So geht es aber nun einmal meistens – und das zum Glück«, sagte Shimrod. »Sonst wäre doch jeder ein Magier, und die Welt wäre ein außergewöhnlicher Ort.«
    Madouc überlegte. »Manchmal denke ich siebzehn Gedanken auf einmal.«
    »Das nenne ich beachtlich!« rief Shimrod. »Murgen bringt es gelegentlich auf dreizehn oder gar vierzehn, aber danach fällt er jedesmal in Ohnmacht.«
    Madouc sah ihn traurig an. »Ihr lacht mich aus.«
    »Ich würde es niemals wagen, eine königliche Prinzessin auszulachen! Das wäre ungehörig!«
    »Niemand würde sich daran stoßen. Ich bin doch nur eine königliche Prinzessin, weil Casmir dies vortäuscht – und das auch nur, damit er mich mit Prinz Bittern oder jemand Ähnlichem verheiraten kann.«
    Dhrun schaute über die Wiese. »Bittern ist wankelmütig; er wäre eine schlechte Partie. Schon hat er seine Aufmerksamkeit einer andren zugewandt. Für den Augenblick bist du sicher.«
    »Ich muß Euch warnen«, sagte Shimrod. »Casmir weiß, daß Ihr ein Wechselbalg seid, aber er weiß nichts von Suldruns erstgeborenem Sohn. Sollte er auch nur den leisesten Wind davon bekommen, wäre Dhrun in großer Gefahr.«
    Madouc spähte um den Baum herum zu Casmir, der mit Herzog Ccnac von Burg Knook und Sir Lodweg von Cockaigne im Gespräch vertieft saß. »Meine Mutter erwähnte die gleiche Warnung. Ihr braucht euch nicht zu sorgen; das Geheimnis ist in guter Hut.«
    »Wie fügte es sich, daß Ihr Eure Mutter traft?«
    »Ich geriet aus Zufall in den Wald, und dort begegnete ich einem Wefkin namens Zocco, der mich lehrte, meine Mutter zu rufen; das tat ich.«
    »Und sie kam?«
    »Unverzüglich. Zuerst schien sie ein wenig unwirsch, aber schließlich entschloß sie sich, stolz auf mich zu sein. Sie ist schön, wenn auch ein wenig leichtsinnig in ihrem Wesen. Und ich kann auch nicht umhin, sie für launenhaft zu halten – ihr süßes Baby einfach wegzugeben, als wäre es eine Wurst! Zumal, wenn das süße Baby ich war! Als ich das Thema anschnitt, schien sie mehr belustigt denn alles andere und behauptete, ich neige zur Launenhaftigkeit, was den Tausch nur vernünftig habe erscheinen lassen.«
    »Aber Ihr habt diesen Hang zur Launenhaftigkeit

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