Lyonesse 3 - Madouc
»Setzen wir uns zusammen an einen Tisch und nagen an unseren eigenen Schweinsfüßen. Sie werden zögern, eine solch eindeutige Gruppierung zu verändern.«
»Es ist einen Versuch wert«, stimmte Madouc zu. »Gleichwohl, ich werde keinen Schweinsfuß essen. Ich ziehe einen in Butter gebratenen Fasan vor.«
»Ich auch«, sagte Dhrun. »Dazu ein paar Stangen Lauch und einen ordentlichen Kanten Brot, das ließe ich mir jetzt so recht gefallen.«
»Nun denn: laßt uns speisen«, sagte Shimrod.
Die drei setzten sich an einen Tisch im Schatten der Eiche und wurden sogleich bedient.
Lady Desdea war unterdessen zu Königin Sollace gegangen, um neue Instruktionen einzuholen. Die zwei steckten die Köpfe zu einer hastigen Beratung zusammen, dann stapfte Lady Desdea zielstrebig über den Rasen zu dem Tisch, an dem Madouc mit Dhrun und Shimrod saß. Sie blieb neben Madouc stehen und sagte mit sorgfältig kontrollierter Stimme: »Eure Hoheit, ich muß Euch zur Kenntnis bringen, daß Prinz Bittern den dringenden Wunsch geäußert hat, Ihr mögt ihm die Ehre erweisen, in seiner Gesellschaft zu speisen. Die König wünscht, daß Ihr seinem Ersuchen stattgebt, und dies unverzüglich.«
»Ihr müßt Euch irren«, erwiderte Madouc. »Prinz Bittern ist vollkommen fasziniert von jener großen Dame mit der langen Nase.«
»Das ist die erlauchte Herzogin Clavessa Montfoy. Doch nehmt bitte zur Kenntnis: Prinz Cassander hat sie zu einer Lustpartie auf dem Fluß überredet; Prinz Bittern sitzt jetzt allein.«
Madouc wandte sich um und schaute zu dem besagten Tisch. Und in der Tat: Prinz Cassander und die Herzogin Clavessa schlenderten soeben zum Anlegeplatz, wo drei Nachen im Schatten einer Trauerweide schwankten. Die Herzogin Clavessa, obzwar verblüfft über Prinz Cassanders Vorschlag, schien gleichwohl ungehemmt in ihrem überschäumenden Temperament und schnatterte weiter fröhlich daher. Prinz Cassander war weniger überschwenglich; er gebärdete sich mit weltmännischer Höflichkeit, ließ aber wenig Begeisterung erkennen. Prinz Bittern hockte indessen mißmutig an seinem Tisch und schaute der Herzogin Clavessa mit langem Gesicht hinterher.
Lady Desdea sagte zu Madouc: »Wie Ihr seht, erwartet Prinz Bittern Euch schon voller Spannung.«
»Gar nicht! Ihr mißdeutet seine Miene. Er täte nichts lieber, als sich Cassander und Herzogin Clavessa anzuschließen.«
Lady Desdeas Augen blitzten. »Ihr müßt der Königin gehorchen! Sie findet, daß Euer Platz bei Prinz Bittern ist!«
Dhrun sprach kühl: »Damit deutet Ihr indirekt an, daß sich die Prinzessin gegenwärtig in unpassender oder erniedrigender Gesellschaft befindet. Wenn Ihr diese Unhöflichkeit auch nur einen Deut weiter treibt, werde ich unverzüglich bei König Casmir Protest erheben und ihn bitten, diesen eklatanten Verstoß gegen die Etikette gebührend zu ahnden.«
Lady Desdea blinzelte konsterniert und wich zurück. Sie vollführte eine steife Verbeugung. »Selbstverständlich lag es nicht in meiner Absicht, unhöflich zu sein. Ich bin lediglich Übermittlerin der Wünsche Ihrer Majestät der Königin.«
»Dann muß die Königin einem Irrtum unterliegen. Die Prinzessin hat weder den Wunsch noch die Absicht, uns ihrer Gesellschaft zu berauben, und wie es scheint, fühlt sie sich in der unseren durchaus wohl; warum also ein Fiasko schaffen?«
Lady Desdea vermochte hierauf nichts zu entgegnen. Sie machte einen Knicks und entschwand.
Madouc schaute ihr mit skeptischen Blick nach. »Sie wird sich rächen – mit Nadelarbeit und wieder Nadelarbeit bis zum Überdruß.« Madouc sah Shimrod nachdenklich an. »Könnt Ihr mich nicht lehren, Lady Desdea in einen Kauz zu verwandeln, und sei es auch nur für einen Tag oder zwei?«
»Verwandlungen sind eine komplizierte Sache«, sagte Shimrod. »Jeder einzelne Schritt ist kritisch; ginge auch nur eine einzige Silbe schief, könnte sich Lady Desdea statt in einen Kauz in eine Harpyie oder einen Butzkopf verwandeln und so das ganze Land in Gefahr bringen. Mit den Verwandlungen solltet Ihr daher warten, bis Ihr erfahrener in den magischen Künsten seid.«
»Den Worten meiner Mutter zufolge bin ich begabt für die Magie. Sie lehrte mich den ›Zinkelzeh-Kobolz‹, auf daß ich Banditen oder andere Lümmel abwehren kann.«
»Ich kenne diesen speziellen Zauber nicht«, sagte Shimrod. »Zumindest nicht dem Namen nach.«
»Er geht ganz einfach.« Madouc schaute hierhin und dorthin, ließ den Blick über die Wiese und hinunter
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