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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zum Fluß schweifen. Nahe beim Anlegeplatz entdeckte sie Prinz Cassander, der gerade der Herzogin Clavessa galant in einen Nachen half. Madouc hielt Finger und Daumen so, wie ihre Mutter es sie gelehrt hatte, sagte leise: »Fwip!« und zuckte mit dem Kinn. Prinz Cassander stieß einen verblüfften Schrei aus und sprang in den Fluß.
    »Das war die schwach wirkende Methode«, erklärte Madouc. »Die anderen zwei Methoden sind weit wirkungsvoller. Ich sah Zocco, den Wefkin, wohl sechs Fuß hoch in die Luft springen.«
    »Das ist eine feine Technik«, sagte Shimrod anerkennend. »Sie ist sauber, schnell und von feiner Wirkung. Offenbar habt Ihr den ›Zinkelzeh-Kobolz‹ noch in keinem seiner Wirkungsgrade bei Lady Desdea zur Anwendung gebracht?«
    »Nein. Er scheint mir ein wenig extrem, und ich würde nicht wollen, daß sie über ihr normales Vermögen hinaus springt.«
    »Laßt mich überlegen«, sagte Shimrod. »Es gibt da einen geringeren Effekt, genannt der ›Sissel‹, welcher ebenfalls in drei Abstufungen praktiziert wird: dem ›Subsurrus‹, dem ›Sissel Ordinaire‹ sowie dem ›Klapperzahn‹.«
    »Ich würde diesen Effekt gern lernen.«
    »Der Trick ist genau umgrenzt, aber subtil. Ihr müßt zuvörderst den Aktivator wispern –
schkt
– dann mit dem kleinen Finger zeigen – so und so –, und dann müßt Ihr leise zischen – so.«
    Madouc zuckte und zappelte, und ihre Zähne klapperten und ratterten. »Oh! Hoho!« sagte Madouc.
    »Das«, erklärte Shimrod, »ist der erste Wirkungsgrad oder der ›Subsurrus‹. Wie Ihr bemerkt haben werdet, ist die Wirkung vergänglich. Will man eine kräftigere erzielen, benutzt man den ›Ordinaire‹, verbunden mit einem zwiefachen Zischen:
›Ssssss‹
. Die dritte Stufe ist natürlich der ›Klapperzahn‹, bei welchem der Aktivator zweimal gesprochen wird.«
    »Und was passiert, wenn man gleich dreimal zischt und dreimal den Aktivator spricht?« wollte Dhrun wissen.
    »Gar nichts. Dann ist der Effekt verdorben. Sprecht nun einmal den Aktivator, aber zischt nicht, da Ihr sonst womöglich eine nichtsahnende Person erschreckt.«
    »Schkt«
, sagte Madouc. »War es so richtig?«
    »Beinahe. Probiert es noch einmal – so:
Schkt

    »Schkt.«
    »So war's genau richtig, aber Ihr müßt fleißig üben, bis es Euch in Fleisch und Blut übergegangen ist.«
    »Schkt. Schkt. Schkt.«
    »Gut gemacht! Bitte nicht zischen.«
    Sie hielten inne, um zuzuschauen, wie ein triefender Prinz Cassander hängenden Hauptes über die Wiese zum Palast schlurfte. Unterdessen hatte sich die Herzogin Clavessa wieder zu Prinz Bittern gesellt und die zuvor unterbrochene Konversation zügig wieder in Gang gebracht.
    »Alles hat sich bestens gefügt«, sagte Shimrod. »Und hier ist der Kellner mit einem Tablett voller gebratener Fasane. Das ist kulinarische Magie, mit der ich nicht wetteifern kann. Kellner, seid so gut und tragt uns allen von dem köstlichen Fasan auf – und nicht zu knapp, wenn ich bitten darf.«
     

4
    Die Feier hatte ihren Lauf genommen, und auf Sarris war wieder Ruhe eingekehrt. Nach König Casmirs Gutachten war das Ereignis leidlich zufriedenstellend abgelaufen. Er hatte seine Gäste mit gebührender Fülle bewirtet, und wenn diese auch hinter dem verschwenderischen Überfluß, den Audry bei solchen Gelegenheiten aufzubieten pflegte, zurückgeblieben war, so würde sie doch ausreichen, um seinen Ruf als Geizkragen nachhaltig zu erschüttern.
    Fröhlichkeit und Geselligkeit hatten die Feier regiert. Abgesehen von Cassanders unfreiwilligem Bad im Fluß hatte es keine peinlichen Zwischenfälle gegeben: weder bittere Worte noch Zwiste zwischen alten Feinden noch irgendwelche Vorfälle, die geeignet gewesen wären, neue Ressentiments auszulösen – dies alles nicht zuletzt deshalb, weil aufgrund seines, Casmirs, Beharren auf Zwanglosigkeit das Problem der Rangordnung, sonst häufig Anlaß zu peinlichen Disputen, umgangen worden war.
    Ein paar Enttäuschungen freilich trübten das Gesamtbild allgemeiner Zufriedenheit. Königin Sollace hatte darauf gedrängt, daß Vater Umphred Gelegenheit gegeben werde, vor der Eröffnung des Banketts ein Dankgebet zu sprechen. Doch König Casmir, der den Priester nicht ausstehen konnte, hatte dies strikt abgelehnt, woraufhin die Königin ein beleidigtes Gesicht aufgesetzt und geschmollt hatte. Hinzu kam, daß Prinzessin Madouc ihre Aussichten nicht merklich gefördert hatte: vielleicht im Gegenteil. Es war seit langem abgemachte Sache

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