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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sein; ich bin nahezu übersättigt von diesen wunderbaren Früchten; sie sind süß wie Honig!« Sie wandte sich Lady Desdea zu. »Mach weiter wie bisher; einen besseren Rat weiß ich mir auch nicht.«
    »Aber Ihr habt die Probleme gehört!«
    »Es ist vielleicht Zufall oder schiere Einbildung oder vielleicht ist sogar ein bißchen Hysterie im Spiel. Wir können uns von solchen albernen Grillen nicht von unserer Linie abbringen lassen.«
    Lady Desdea öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Königin Sollace hob die Hand. »Nein, kein Wort mehr! Ich habe genug gehört.«
    Die schläfrigen Tage des Sommers verstrichen. Der frischen Kühle des Morgens, da der Tau auf den Wiesen lag und von Ferne das Zwitschern der Vögel durch die klare Luft hallte, folgten die Hitze des Tages und die goldene Wärme des Nachmittags und bald darauf der orangene, gelbe und rote Sonnenuntergang; dann kam die blaugraue Dämmerung, und schließlich senkte sich die sternenklare Nacht über das Land, mit Vega im Zenith, Antares im Süden, Altair im Osten und Spica im Westen. Lady Desdea hatte einen angemessenen Weg gefunden, mit Madouc umzugehen. Mit grimmig-monotoner Stimme legte sie die Lektionen fest und stellte den Stundenplan auf, dann drehte sie sich mit einem verächtlichem Schnauben um und scherte sich nicht weiter um Madouc oder ihre Leistungen. Madouc akzeptierte den Plan und las nur die Dinge, die sie interessierten. Lady Desdea wiederum stellte fest, daß das Leben weitaus weniger beschwerlich für sie geworden war. Königin Sollace war froh, nicht mehr die Ohren über Madoucs Missetaten vollgejammert zu bekommen, und vermied bei ihren Unterhaltungen mit Lady Desdea jede Bezugnahme auf Madouc.
    Nach einer Woche relativer Ruhe erwähnte Madouc vorsichtig Tyfer und seinen Bedarf an Bewegung. Lady Desdea sagte ungehalten: »Das Verbot stammt nicht von mir, sondern von Ihrer Majestät. Ich kann Euch die Erlaubnis nicht erteilen. Wenn Ihr Euch darüber hinwegsetzt, lauft Ihr Gefahr, Euch der Königin Mißfallen zuzuziehen. Mir ist das freilich einerlei.«
    »Danke«, sagte Madouc. »Ich fürchtete, Ihr würdet Schwierigkeiten machen.«
    »Ha hah! Warum sollte ich mit dem Kopf gegen eine Wand rennen?« Lady Desdea machte Anstalten zu gehen, dann hielt sie inne. »Sagt: Wo habt Ihr diesen schändlichen kleinen Zaubertrick gelernt?«
    »Den ›Sissel‹? Den lehrte mich Shimrod, der Magier, damit ich mich gegen Tyrannen zur Wehr setzen kann.«
    »Hmf.« Lady Desdea verließ den Raum. Madouc begab sich schnurstracks zu den Stallungen, wo sie Sir Pom-Pom anwies, Tyfer zu satteln und für einen Ausflug aufs Land zu rüsten.
     

Kapitel Fünf
1
    Shimrod ritt in Gemeinschaft mit Dhrun nach der Stadt Lyonesse, wo Dhrun und Amery eine troicische Kogge bestiegen, die sie nach Domreis bringen würde. Shimrod schaute ihnen vom Kai aus nach, bis die braungelben Segel am Horizont verschwunden waren, dann ging er zu einem nahegelegenen Gasthof und suchte sich einen schattigen Platz in der rebenumrankten Laube. Bei einem Teller mit Würsten und einem Krug Bier erwog er die Möglichkeiten der vor ihm liegenden Tage und was sie für ihn bereithalten würden.
    Die Zeit war gekommen, daß er sich nach Swer Smod begab, um sich mit Murgen zu beraten und zu erfahren, was immer es zu erfahren gab. Der Gedanke an Swer Smod hob seine Laune mitnichten. Murgens düstere Stimmung paßte gut zu der trüben und trostlosen Atmosphäre von Swer Smod; sein sauertöpfisches Lächeln kam der wilden Frivolität eines anderen Menschen gleich. Shimrod wußte wohl, was er auf Swer Smod zu erwarten hatte, und stimmte sich dementsprechend darauf ein; hätte er dort Heiterkeit und Frohsinn vorgefunden, dann hätte er an Murgens Verstand gezweifelt.
    Shimrod verließ die Laube und ging zum Stand eines Bäckers, wo er zwei große Honigkuchen erwarb, jeder in einem Weidenkorb verpackt. Der eine Kuchen war mit Rosinen bestreut, der andere mit Nüssen. Shimrod nahm die Kuchen und trat hinter den Stand. Der Bäcker, überzeugt, daß Shimrod seinen Darm entleeren wollte, rannte hinaus, um Einwand zu erheben. »Haltet ein, Herr! Geht Euer Geschäft woanders erledigen! Ich will keinen Gestank in der Luft; das ist schlechte Werbung!« Er blieb stehen, spähte nach links und nach rechts. »Wo seid Ihr, Herr?« Er vernahm ein Murmeln, ein Wimmern, ein Rauschen von Wind. Etwas huschte verschwommen an seinen Augen vorüber und entschwand aus seinem Gesichtsfeld, aber von Shimrod war weit

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