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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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breath sets heaven all on Tire, like the seers had long forseen.
    Er starrte auf die Zeilen. Vielleicht würde ein Song daraus werden, in ferner Zukunft, wer konnte das schon sagen?!
    Er machte sich einen Kaffee mit der Maschine und dachte an all die Dinge, die Tyler Blake ihm gesagt hatte. Sein Kopf drehte sich wie ein Karussell, und auch die Musik, die in ihm erklang, war der eines Karussells sehr ähnlich.
    Um Sirenen kreisten seine wirren Gedanken, um Sherazaden, ihre Kinder, unerwünschte Söhne und willkommene Töchter. Um Flüche, unentdeckte Länder, Sand der Zeit, der ständig verrinnt und selbst im Schweigen Geschichten gebiert.
    Er betrachtete seinen Ehering, der silbrig glänzte im Licht der Sonne, die sich auf den Wellen des Sees ausruhte und durch das Küchenfenster brach.
    »In guten wie in schlechten Tagen«, hatte der Priester gesagt, als sie sich das Jawort gegeben hatten, in dieser kleinen Kirche unten in Nashville.
    Weder Danny noch Sunny hatte sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was er damit sagen wollte.
    Danny, der jetzt unruhig durch den Leuchtturm wanderte, die Tasse Kaffee in der Hand, blieb vor dem Klavier stehen, müde und melancholisch, klimperte einhändig auf den Tasten herum und stellte sich dabei Sunny vor, wie sie dasselbe tat.
    Dann ging er nach oben ins Schlafzimmer, holte die Tasche und die Gitarre, warf keinen Blick zurück, nahm den Pick-up und fuhr nach Minneapolis.
    Über dem Land ging der Tag zur Neige. Am Horizont berührten die Wolken die schroffen Felsen.
    Der Verkehr auf der Route 53 war dicht und hektisch. Danny fragte sich, wo Sunny jetzt wohl lebte und ob sie auch diese Strecke nehmen würde. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie gerade war.
    Teufel auch!
    Hinter Rice Lake fuhr er auf die Route 8, die ihn bis zu den Zwillingsstädten brachte: Minneapolis und St. Pauls. Dort kämpfte er sich durch den Verkehr, der zäh wie Sirup war. Ihm fiel ein, dass die Strafe, die er zweifellos an die Stadt Minneapolis zu zahlen hatte, noch immer nicht überwiesen war und der Umschlag, der den Bescheid enthielt, ungeöffnet auf dem Beifahrersitz lag. Der Gedanke an den Vorfall schmerzte ihn. Das war das letzte Mal gewesen, dass er Sunny gesehen hatte. Mit Tränen des Zorns in den Augen, den Autoschlüssel in der Hand, im gestauten Verkehr in der Innenstadt.
    Danny suchte unter den CD-Hiillen nach dem Brief, fand ihn, betrachtete ihn.
    Er kurbelte das Fenster herunter, zerriss den Umschlag in viele kleine Fetzen Papier und ließ diese aus dem Fenster wehen.
    Return to sender dachte er nur.
    Anschließend kurbelte er das Fenster wieder hoch.
    Fühlte sich erleichtert, immerhin.
    Nach einer Dreiviertelstunde zermürbenden Stadtverkehrs erreichte er dann endlich den Minneapolis-Saint Paul International Airport.
    Danny stellte den Pick-up in dem Parkhaus am Lindbergh-Terminal ab, packte sein Zeug und rannte durch die mit hektisch umhereilenden mürrischen Menschen gefüllten Hallen zum Delta-Airlines-Schalter, wo ihn eine müde und sichtlich gelangweilte, aber dennoch auf routinierte Höflichkeit mit rotem Lächeln dressierte Angestellte empfing.
    »Danny Darcy«, nannte er seinen Namen. »Zwei Tickets sind hinterlegt.«
    »21:15 Uhr nach New Orleans?«
    Er fragte sich, wie viele andere Flüge wohl noch auf seinen Namen für den heutigen Tag gebucht waren, verkniff sich aber die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, und sagte nur: »Ja.«
    Die Dame am Schalter hackte gelangweilt auf die Tastatur ein.
    »Geburtsdatu m? «
    Er sagte es ihr.
    »Wohnort?«
    Auch gut.
    »Passwort?«
    Mist! Hatte Billy Ray ihm ein Passwort genannt? Nein!
    Die Angestellte schaute auf, »Das Passwort. Ich brauche das Passwort.«
    »Dylan,«
    Sie tippte es ein. »Tut mir leid.«
    Danny zog ein Gesicht. »Deadline.«
    Diesmal tippte sie es ein, schenkte ihm ein Lächeln und druckte die Tickets aus.
    Billy Ray und seine Scherze!
    Sie schob ihm die Tickets zu. »Guten Flug,«
    »Na, hoffentlich«, sagte er.
    Er schlenderte durch den Terminal und strandete schließlich in einem Cafe, wo er sich einen Kaffee aus dem Automaten zog. Einen Moment lang überlegte er, sich an einen der runden Tische zu setzen, doch dann entschied er sich dagegen, weil er gleich zwei Stunden im Flugzeug sitzen würde. Stattdessen blickte er unruhig in die Menschenmengen, die sich durch den Terminal schoben.
    Würde Sunny kommen?
    Er dachte an all die Versprechen, die sie einander gegeben, an die Zukunft, die sie sich ausgemalt

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