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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Nacken abwenden. Perfekt war er, wie die Musik da draußen. Kleine Härchen, die sich in der Zugluft aufstellten, wie Versprechen und Lockungen, blond und nahezu unsichtbar.
    Das Taxi raste weiter durch die Nacht.
    Im Radio lief Woven Hand.
    Blue Pail Fever.
    Sunny lehnte den Kopf an seine Schulter.
    Ihr Geruch war ein eigenes Wunderland, machte Danny benommen und so leicht.
    Ein Gewirr von Straßen, die sich zu Gassen verengten, tat sich vor ihnen auf.
    Das Leben wurde dichter und dichter.
    Schuhputzer saßen am Straßenrand, Trödler verkauf ten ihren Tand in Bauchkästen, ein Mann ging auf Stelzen daher, und jemand spielte Drehorgel.
    Danny atmete die Regenluft ein. Das Prasseln auf dem Dach des Taxis war beruhigend.
    Kaum zu glauben, dass er noch vor wenigen Stunden an der Küste des Sees gestanden hatte. Kaum zu glauben, dass man im Leben so große und gewagte Sprünge machen konnte.
    Er seufzte.
    Woven Hand wurde von Dr. John abgelöst.
    In the Night.
    Oh, wie passend!
    Irgendwo in diesem Meer von Stadt hatten sie eine Unterkunft.
    Billy Ray hatte seine Kontakte spielen lassen und ihnen eine Wohnung besorgt.
    »St. Peter Street 632«, hatte Danny dem Taxifahrer mitgeteilt.
    Da mussten sie hin.
    Die Wohnung gehörte Gerard Babtiste, einem guten Bekannten Billy Rays, der dieses Jahr während der Sommermonate als Session-Musiker mit Springsteen durch Europa tourte.
    Die Wohnung stand also leer, den Schlüssel würden sie vom Hausmeister bekommen, alles kein Problem. Billy Ray war ein guter Mann, auf den man sich verlassen konnte.
    Gequält dachte Danny daran, dass Billy Ray auf die nächsten Songs wartete, dass Detering, der Produzent von Dylan's Dogs, ihm die Hölle heißmachte. Doch er gelobte sich selbst Besserung. Dies hier würden sie schnell hinter sich bringen und dann das neue Album einspielen. Die Kreativität würde sich schon einstellen, sobald alles andere geklärt war.
    Sunny hatte die Augen geschlossen, Ihre Hand lag still und ruhig auf Dannys Oberschenkel- Das Taxi quälte sich weiter durchs Nachtleben der Metropole, die nie zu schlafen schien. Sie erreichten Downtown, nördlich des French Quarter. Das Taxi hielt vor einem langgestreckten Haus.
    Je ein schmaler Balkon zog sich im ersten und im zweiten Stockwerk um das gesamte Gebäude. Blumenkästen hingen an den schmiedeeisernen Gittern, die wild von Pflanzen umrankt waren. Laternen brannten an den Wänden, so leichten Herzens, als wären sie nur ein Flüstern.
    Danny bezahlte den Taxifahrer.
    Und folgte Sunny, die schon auf der Straße stand.
    »Hier sind wir also«, sagte sie.
    Danny schulterte die Gibson, ergriff die beiden Taschen. »Lass uns klingeln.«
    Ein überdachter Hauseingang präsentierte sich ihnen, mit Blumentöpfen und einer Palme.
    Danny schellte.
    Jemand stapfte zur Tür.
    Öffnete.
    Ein alter Mann, der aussah wie Woodie Guthrie, hielt ihnen einen Schlüssel entgegen. Danny stellte sich vor, ein wenig verwundert.
    »Dachte ich mir«, murmelte der Alte. Er trug eine zerknitterte Hose und hatte die Träger über ein weißes Unterhemd gezogen. Seine dürren Arme waren von roten Flecken und blauen Äderchen überzogen.
    »Woher wussten Sie, dass wir es sind?«
    »Das Taxi«, antwortete er. »Es gibt nicht viele Fremde in diesem Haus. Nicht viele, die mit dem Taxi kommen.« Er grinste.
    Danny nahm den Schlüssel, bedankte sich.
    »Im zweiten Stock«, wies der Alte ihnen den Weg. Er war unrasiert und roch nach Tabak. »Wir finden es schon.« »Der Name steht an der Tür.« »Ist gut.«
    Sunny folgte ihm ins Haus hinein.
    Im Treppenhaus standen auf jeder Stufe Blumentöpfe, aus denen Efeu rankte. Das leise, aber dennoch beständige Rauschen des warmen Regens erfüllte den Hauseingang; die dicken Tropfen trommelten auf das eiserne Geländer, in dessen Geflecht exotische Früchte erkennbar waren: Orangen, Bananen.
    Den Schlüssel in der Hand, stiegen sie die Treppe empor und folgten dem Balkon, von dem aus man über die Dächer des Viertels bis zum Mississippi sehen konnte. Laternen hingen an der Decke, ließen die Schatten unruhig zwischen den schlichten braunen Blumentöpfen tanzen.
    »Hier ist es.«
    Danny öffnete die Tür.
    Sie betraten die Wohnung.
    Ließen im Halbdunkel noch ihre Taschen fallen.
    Danny stellte die Gibson behutsam neben die Tür. Es roch nach Holz und Farbe, Putzmittel und frischem Staub. Er knipste das Licht an. Dann öffnete er die Fenster.
    Ein frischer Wind ließ die bodenlangen Vorhänge in den Raum wehen. Sunny

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