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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Missionar aus einem Film mit Deborah Kerr aussehen. »Blake hat mir einmal einen Gefallen erwiesen. Ich stehe in seiner Schuld, sozusagen.«
    »Können Sie uns helfen?«
    »Ob ich Ihnen helfen kann? Ha! Ich bin Mr. Jones.« Als wäre das die Antwort auf alle Fragen dieser Welt.
    »Mister?«
    »Jones«, betonte er. »Das sollte genügen. Ich hatte viele Namen, aber der hier ist mir der liebste.«
    »Okay.« Das sollte genügen.
    Ein junger Mann mit schwarzer Hose, weißem Hemel und Schürze kam an den Tisch und nahm die Bestellung auf. Solange er da war, sprach Mr. Jones kein Wort, doch sobald er im Laden verschwunden war, begann er zu reden.
    »Sie suchen die Sirenen.« Es war keine Frage. Er kam also direkt zur Sache.
    Gut so.
    »Woher wissen Sie davon?«, fragte Danny. Er zog ein Gesicht. »Ich bin Mr. Jones.« Okay, dann eben so. Danny sagte: »Es ist wichtig.«
    »Das ist es immer.« Mr. Jones winkte energisch ab, wedelte mit der Hand vor dem Gesicht herum. »Ihre Gründe, die Sirenen aufzusuchen, gehen mich nichts an.«
    Wieder Schweigen, als die Bedienung frischen Eistee und einen weiteren Kaffee für Mr. Jones brachte.
    »Dann können Sie uns sagen, wo wir sie finden?«, wollte Danny wissen, als sie wieder unter sich waren.
    Mr. Jones nickte, suchte in seiner Jacke nach einer Zigarette, fand sie und zündete sie an. »Natürlich kann ich das. Sie leben in den Sümpfen, wo sonst! Sie leben immer in der Nähe des Wassers.«
    »In welchen Sümpfen?«
    »Im Bayou Atchafalaya.«
    »Wo ist das?«
    »Louisiana.«
    »Wo genau?«
    »Ich muss mich verbessern, Mr. Darcy. Im Bayou Atchafalaya sollten Sie mit Ihrer Suche beginnen. Finden werden Sie die Sirenen bestimmt nicht so einfach.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Atchafalaya Bay ist ein großes Gebiet.« Er nippte am Kaffee. »Mitten im Cajun Country.«
    »Die Suche wird also nicht einfach sein.« Sunny wirkte ungeduldig.
    »Sie müssen ein Haus finden, das die Cajuns La Maison Rouge nennen.«
    Sunny sagte süffisant: »Maison Rouge?«
    Klingt anrüchig, dachte auch Danny.
    »Es liegt versteckt in den Sümpfen.« Mr. Jones beugte sich vor, klopfte die Asche über der dafür aufgestellten Schale mit Wasser ab.
    »Versteckt«, echote Sunny.
    »Irgendwo.«
    »Irgendwo versteckt.«
    »Ihre Frau ist sehr skeptisch, Mr. Darcy.«
    »Das liegt mir im Blut«, antwortete sie.
    Mr. Jones nahm es zur Kenntnis, nicht mehr. »Fahren Sie nach Morgan City. Dort gibt es einen Laden. L'Acadie, so heißt er. Der Besitzer des Ladens ist ein Kreole namens Henri Lafitte. Macht alles Mögliche in der Gegend.«
    »Alles Mögliche?«
    »Repariert Autos, verkauft Krimskrams und Schnick schnack an die naiven Touristen, fährt in die Bayous, fischt, jagt. Alles Mögliche eben.«
    »Weiß er, wo die Sirenen leben?«
    Mr. Jones schmunzelte. »Er kennt die Gegend, ja. Er führt Sie bis in den Bayou Atchafalaya, gewiss. Doch weiter als bis in den Bayou Atchafalaya?« Er zischte durch die Zähne. »Niemand, Mr. Darcy, weiß genau, wo sich das Maison Rouge befindet. Es ist ein uraltes Geheimnis.« Er zündete sich eine weitere Zigarette an. »Niemand geht freiwillig dorthin.«
    »Warum?«
    »Es ist nicht geheuer.« Er blies Rauchkringel in die Luft. »Man sagt, dass dieses alte Haus tief in den Sümpfen liegt, in einem Bayou, der nicht einfach zu finden ist für jene, die ihn suchen. Die Cajuns nennen es ehrfurchtsvoll La Rouge. Oder L'Histoire. Niemand hat es je erblickt, und diejenigen, die es bis dorthin geschafft haben, sind nicht wieder zurückgekehrt, um jemandem davon zu berichten. Legenden ranken sich um dieses Haus. Man sagt, dass Hexen dort leben. Sirenen.« Er grinste. »Die Sorte Frauen jedenfalls, die Sie beide suchen.« Er blies Rauch in die Luft. »Das Maison Rouge... Man sagt, es sei aus Geschichten entstanden.« Er nippte an seinem Kaffee. »Ja, ja, das ist es, was die Menschen dort glauben. Fragen Sie Lafitte.« Er lehnte sich zurück. »Fremde seien einst in diese Sümpfe gekommen und hätten sich das Haus erzählt. Ja, ja, so heißt es. Böse Magie hinge wie ein Schleier über dem Anwesen,« Er zwinkerte ihnen zu. »Schauergeschichten eben.«
    »Toll, Schauergeschichten.«
    Mr. Jones lachte. »Ja, Southern Gothic. Das, was den Süden ausmacht, wenn die Sonne untergeht.«
    Sunny fragte: »Ich dachte, das wäre der Jazz?«
    Er schmunzelte. »Nein, es war schon immer das, was in den Schatten lebt, was die Menschen fasziniert. Und das Maison Rouge, so viel ist sicher, liegt irgendwo

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