Lyras Leidenschaft
gelernt hatten. Er erinnerte sie an ein Tier, wie er so knurrte und sein Brüllen durch den Garten hallte, als er mit dem Einbrecher gekämpft hatte.
Sie hätte es wissen müssen.
Sie hatte in den Nachrichten alle Meldungen und Berichte über die Breeds verfolgt, und ihre Brüder hatten sich an den Befreiungsaktionen vor einigen Jahren beteiligt. Sie hatten ihr Geschichten von den verwahrlosten, wilden Männern und Frauen erzählt, die sie aus den Labors nach Sanctuary, ins Hauptquartier der Katzen-Breeds, gebracht hatten. Die Männer waren dem Tod geweiht, gefoltert, verwundet, aber in ihren Augen brannte Mordlust. Sie waren allmählich zu Tieren gemacht worden – Tötungsmaschinen, sonst nichts.
»Wir können nun nichts mehr für Sie tun, Mrs Mason«, verkündete der Beamte, der ihre Aussage aufgenommen hatte, während sie das Protokoll unterschrieb. »Wir haben Ihre Sicherheitsfirma verständigt. Morgen kommt jemand vorbei, um das System zu reparieren.«
»Danke, Officer Roberts.« Sie lächelte höflich, während sie ihm die Unterlagen zurückgab, und wünschte, die Polizisten würden endlich verschwinden.
»Wir gehen jetzt.« Er nickte respektvoll.
Es wurde auch Zeit.
Sie begleitete die Beamten hinaus, schloss die Tür hinter ihnen ab, zog sich ein Paar Sneakers an und wartete ungeduldig, bis der Wagen aus der Einfahrt fuhr.
Sobald die Rückleuchten sich auf der Straße entfernten, griff sie nach ihren Schlüsseln, riss die Tür auf und huschte auf die Veranda. Sie zog die Haustür schnell hinter sich zu und sprintete durch den Regen zu Tareks Haus.
Sie wollte
jetzt
Antworten. Nicht irgendwann, wenn es ihm einfiel, bei ihr aufzukreuzen.
Als sie an einem der dichten immergrünen Bäume in seinem Garten vorbeikam, wurde sie plötzlich von hinten gepackt. Ein erschrockener Schrei entrang sich ihrer Kehle, dann legte sich eine Hand auf ihren Mund. Ein fester, warmer, muskulöser Arm schlang sich um ihre Taille und hob sie hoch, als Tarek anfing, auf das Haus zuzulaufen.
»Wusste ich’s doch, dass du so etwas Dummes machen würdest!« Seine Stimme grollte verärgert und gefährlich in ihr Ohr, während er sie ins Wohnzimmer schob und die Tür hinter sich zuschlug. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Haus bleiben, Lyra.«
Er ließ sie los und schob die Riegel an der Tür vor, dann tippte er den Code in die Sicherungsanlage daneben ein.
»Du warst zu langsam«, erwiderte sie. »Was zum Teufel war das vorhin?«
Sie drehte sich wütend zu ihm um, fest entschlossen, ihm wegen der Ereignisse der vergangenen Stunden die Hölle heißzumachen. Doch ihre Augen wurden größer, als sie sein blasses Gesicht und den blutdurchtränkten Verband sah.
»Ist alles in Ordnung?« Sie streckte die Hand aus, und ihre Finger berührten die feste, sonnengebräunte Haut knapp unter dem Verband.
»Ich werd’s überleben«, brummte er. »Und jetzt hör auf, mich abzulenken. Ich habe gesagt, du sollst im Haus bleiben.«
Seine goldenen Augen glühten drohend im gedämpften Licht des Wohnzimmers. Vor den Fenstern hingen dicke Vorhänge.
»Ich höre nicht gut auf Befehle.« Sie leckte sich nervös über ihre trockenen Lippen. »Und ich hatte das Warten satt.«
»Die Polizei war gerade erst weg, Lyra.« Er fuhr sich ungeduldig mit den Fingern durch sein feuchtes Haar. »Ich war schon unterwegs.«
Seine Stimme wurde ein bisschen sanfter, als er auf sie herabblickte. Einen Moment lang nahm sein Gesicht einen weichen Ausdruck an, dann wirkte es wieder verbissen.
»Du treibst mich noch in den Wahnsinn«, knurrte er schließlich, bevor er sich umdrehte und durchs Haus ging. »Komm mit, ich brauche einen Kaffee.«
»Kannst du Kaffee kochen?« Sie folgte ihm eilig, die Frage war ihr versehentlich herausgerutscht.
»Natürlich nicht. Aber ich bin eben verzweifelt«, brummte er ungeduldig mit rauer Stimme.
»Dann lass die Finger von der Kaffeekanne, denn ich will auch einen.«
Sie überholte ihn rasch, dann blieb sie in der Mitte der blitzsauberen Küche abrupt stehen.
»Gut, dann mach du ihn.« Er ging an ihr vorbei zur Tür, wo die Fliesen feucht glänzten. Es roch deutlich nach Desinfektionsmittel.
»Was tust du da?« Sie fürchtete sich fast, etwas anzufassen. Es war beinahe klinisch sauber.
»Da ist noch Blut«, murmelte er. »Ich will nicht, dass es Flecken auf die Fliesen macht.«
Er kniete sich auf den Boden und wischte mit einem dicken Handtuch die Pfütze aus Reinigungsmittel auf, die er dort hinterlassen
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