Lyras Leidenschaft
Warum?« Ihre Brüste hoben und senkten sich heftig, und ihre blassen Züge betonten ihre riesigen, dunklen Augen.
»Das erkläre ich dir später. Versprochen.« Er verzog vor Schmerz das Gesicht. »Sobald sie weg sind, komme ich zurück. Das schwöre ich dir, Lyra. Aber sag ihnen nicht, was geschehen ist.«
Seine Tarnung würde sofort auffliegen, wenn sie auch nur andeuten würde, dass es ihn gab. Die Polizei würde sein Haus umstellen, und er wäre gezwungen, zu Protokoll zu geben, wer er war. Ade Auftrag, ade Trainer.
Sie nickte bedächtig und blickte nach hinten ins Haus, während das Geräusch der Sirenen um sie herum widerhallte.
Er nickte bestimmt, bevor er sich umdrehte und in der Nacht verschwand. Der Schnitt an seiner Schulter war nicht lebensbedrohlich, aber tief. Tarek würde sich zuerst darum kümmern müssen.
Er verschwand in seinem Haus, als die Polizeieinheiten die Straße erreichten und in Lyras Einfahrt mit kreischenden Bremsen zum Stehen kamen. Er schloss schnell die Tür ab, nahm sich die Zeit, sich die Stiefel auszuziehen, und ging dann durch das dunkle Haus.
Was zum Teufel ging hier bloß vor sich?
Er zog sich im Waschraum aus und ließ die klammen, triefenden Kleider in die Waschmaschine fallen, bevor er ein sauberes Handtuch aus dem Schrank nahm und es um seinen Arm wickelte. Das verdammte Blut würde überall Flecken hinterlassen.
Er ging mit schnellen Schritten nach oben und durch sein Schlafzimmer ins Bad, wo er sich um die Wunde an seiner Schulter kümmern konnte. Während er die Wunde säuberte und sorgfältig nähte, ging er die Ereignisse von eben noch einmal durch und versuchte sie zu begreifen.
Wieso hatte jemand versucht, bei Lyra einzubrechen, obwohl man deutlich sehen konnte, dass sie zu Hause war? Einbrecher warteten, bis ihre Opfer im Bett waren, möglichst fest schliefen oder ausgingen. Sie brachen nicht ein, so lange im Haus noch Licht brannte, und sie blieben vor allem nicht in der Nähe, nachdem sie auf frischer Tat ertappt worden waren.
Und sie waren nicht so gut ausgebildet, wie Lyras Einbrecher es offensichtlich gewesen war. Das war kein versuchter Raubüberfall. Es war versuchter Mord. Wieso sollte jemand Lyra töten wollen, wenn nicht, um dadurch an ihn heranzukommen? Sollte das eine Warnung gewesen sein? Und wenn es dieser verfluchte Trainer war, wie zum Teufel hatte er herausgefunden, dass Tarek ihm auf der Spur war?
Er bestrich eine Mullbinde mit einem starken Antiseptikum, bevor er sie auf die genähte Wunde legte und gut festklebte. Dann zog er sich an und wartete. Er stellte sich an sein Schlafzimmerfenster, beobachtete und wartete, während die Polizei mit Lyra sprach. Er fragte sich, ob sie sich wohl an seine Bitte halten würde. Er betete, dass sie es tat. Und wusste, dass es vielleicht für sie beide besser wäre, wenn sie es nicht täte.
4
Er war ein Breed.
Lyra beantwortete die Fragen, die die Polizei ihr stellte, erstattete Anzeige und wartete ungeduldig darauf, dass die Beamten wieder gingen.
Gott sei Dank hatte sie nicht ihre Brüder angerufen, bevor sie nach der Schrotflinte gegriffen hatte und zur Hintertür gerannt war. Sie hatte nicht mal daran gedacht. Sie hatte an ihrem Schlafzimmerfenster gestanden und hinausgeschaut, als der Mond plötzlich hinter einer Wolke hervorkam und die Gestalten hell erleuchtete, die hinter ihrem Haus miteinander kämpften. Sie hatte Tarek sofort erkannt.
Tarek Jordan war ein Breed.
Sie hatte es an dem entschlossenen Glühen seiner Bernsteinaugen gesehen, als das Licht darauf fiel, und an seinen ungewöhnlich langen Fangzähnen, als er ihr auf der hinteren Veranda wütend seine Anweisungen erteilt hatte.
Es war eindeutig.
Sie hätte schon früher darauf kommen können. Er wohnte seit Monaten in ihrem Nachbarhaus. Sie hätte es daran merken müssen, welch große Schwierigkeiten ihm Dinge bereiteten, die für die meisten Leute alltäglich waren. An den gehetzten Schatten in seinen Augen. Seine Unfähigkeit, einen Rasen zu mähen, hätte sie sofort darauf bringen müssen. Jeder Mann wusste zumindest ansatzweise, wie man einen Rasen mähte. Und dann diese Freude, die frisch aufgebrühter Kaffee und selbst gebackenes Brot ihm bereiteten. Als würde er so etwas nicht kennen und zum ersten Mal probieren.
Sie hatte ihn für einen Computerfreak gehalten. Doch der Mann, der da in ihrem Garten gekämpft hatte, war kein Computerfreak. Er erinnerte sie an ihre Brüder bei den Taekwondo-Übungen, die sie beim Militär
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