Macabros 002: Fluch der Druidin
zusammen.
Da drüben lag die zersplitterte Plastikkuppel, mit der das
Einmann-Tauchboot hermetisch abgeschlossen worden war. Sein
Bathyskaph war zerstört worden.
Während er sich in der Halle bei den schwarzen Priestern
aufhielt, hatte man das Tauchboot zerstört, um seine
Rückkehr zu verhindern.
Damit aber war sein Schicksal besiegelt!
Man sah einen Feind in ihm. Man bekämpfte ihn mit allen
Mitteln.
War er wirklich Kaphoon, der Namenlose, der Sohn des »Toten
Gottes«? Er wußte es nicht. Er wußte überhaupt
nichts, aber er hatte gehofft, mehr im Buch der Gesetze darüber
zu finden. Wenn eine Entschlüsselung der Texte gelang, hatte er
eine Chance, mehr zu erfahren und die Hintergründe zu erkennen.
Aber diese Chance war ihm mit der Verhinderung seiner Rückkehr
genommen worden. Er brauchte Spezialisten, die altertümliche
Sprachen zu entziffern vermochten. Er war dazu allein nicht
imstande.
Doch diese Sorgen brauchte er sich nun nicht mehr zu machen.
Er würde bald überhaupt keine Sorgen mehr haben.
Der Rückweg war ihm abgeschnitten.
Ein paar tausend Fuß unterhalb der Meeresoberfläche,
eingeschlossen in einen Hohlraum, der von massiven Felsen umgeben
war, würde man ihn niemals wieder finden.
*
Charles Clearwater hatte einen tiefen und festen Schlaf. Egal wo
immer er sich aufs Ohr legte, er konnte einschlafen.
Daß er dennoch plötzlich wach wurde, hatte seinen
besonderen Grund.
Er hörte einen leisen, unterdrückten Schrei.
War etwas passiert? Ging etwas in dem Hexenhaus vor, von dem jeder
erwartete, daß es geschah, von dem aber niemand wußte,
wie es geschehen würde?
Clearwater richtete sich in seinem Bett auf. Es war
stockfinster.
Die Geräusche kamen aus dem Zimmer nebenan.
Dort waren Tante Jeanny und Onkel Bryan untergebracht.
Hart schlug etwas gegen die Wand, als versuche jemand zu
klopfen.
Das Wimmern und Stöhnen verebbte.
Es hörte sich so schrecklich an, daß eine
Gänsehaut über Clearwaters Rücken lief.
Er warf die Zudecke beiseite und sprang auf.
Nur mit der Unterhose bekleidet riß er die Tür auf,
huschte barfuß über den Flur zu der Tür, hinter der
das Ehepaar Fieldshere schlief, und klopfte an. Mehrmals rief er ihre
Namen. Niemand antwortete.
Da drückte er die Türklinke herunter. Die Tür war
nicht abgeschlossen.
Er starrte in das dunkle Zimmer.
Das Ehepaar lag quer über dem Bett, in einer seltsam
verdrehten Stellung.
Tante Jeannys Kopf lag auf der Seite wie abgebrochen.
Onkel Bryans Finger waren in die Kissen verkrallt. Es roch nach
Blut. Clearwater näherte sich dem Nachttischchen, tastete nach
der tief herabgebrannten Kerze und dem Streichholzschächtelchen
und riß ein Hölzchen an.
Im Licht des aufflammenden Streichholzes erkannte er bereits so
viel, daß er davon absah, den Kerzendocht anzuflammen.
Jeanny und Bryan Fieldshere waren tot.
Charles Clearwater hörte das leise, schabende Geräusch,
dann knallte die Tür zu.
Er warf den Kopf herum.
Was er sah, erfüllte ihm mit Grausen.
Ein Skelett schob sich klappernd auf ihn zu.
Im Licht des verlöschenden Streichholzflämmchens
erkannte der Ire das frische Blut auf dem Gewand und den
Zähnen.
Der Weg zur Tür war ihm versperrt.
Charles Clearwater schrie laut um Hilfe, während er um das
Bett herumging, die Schreckensgestalt nicht aus den Augen
ließ.
Sein Rufen und Schreien hallte schaurig durch das nächtliche
Hexenhaus.
Er hoffte auf Hilfe.
Aber nichts rührte sich im Haus.
Was war mit Nyreen Matobish? Was mit John MacCarthy? Teilten sie
das Schicksal des Fieldsheres?
»Du verrücktes altes Schwein!« preßte
Clearwater hervor und meinte damit seinen Vater. Der Alte hatte genau
gewußt, was er wollte.
Seine Absicht war es gewesen, sie alle zu vernichten. Er hatte als
einziger von ihnen das Geheimnis, den Schrecken dieses Hauses,
gekannt.
»Aber nicht mit mir! Nicht mit mir!« Er schrie es
heraus, daß die Gläser in der Vitrine neben dem
Kleiderschrank klirrten.
Der Weg zur Tür war ihm versperrt.
Charles Clearwater besann sich nicht lange. Kurzentschlossen
riß er den Nachttisch herum, hob ihn hoch und schleuderte ihn
auf das anrückende Skelett.
Man hätte meinen müssen, die morschen Knochen seien
dieser Wucht nicht gewachsen gewesen. Doch nicht ein einziger
splitterte, nicht einer brach.
Die unheimliche zu einem gespenstischen Leben erwachte Druidin
wurde nur kurz aufgehalten, dann setzte sie unbeirrt ihren Weg auf
ihr neues Opfer fort.
Da riß Clearwater das Fenster
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