Macabros 002: Fluch der Druidin
hinter sich auf und sprang auf
die Fensterbank.
Alles wies darauf hin, daß er der Einzige war, der dieser
Teufelin entgangen war. Ein Zufall hatte ihn aufwachen lassen.
Die Druidin gab nicht auf. Auch sie näherte sich dem
Fenster.
Charles Clearwater sprang hinaus auf den schmalen
Dachvorsprung.
Der Regen durchnäßte ihn im Nu. Entschlossen sprang er
in die Tiefe und landete in Schlamm und Dreck. Doch der heftige Regen
spülte den Schmutz sofort wieder weg.
Clearwater war nicht ganz glücklich aufgekommen. Sein linker
Fuß war umgeknickt und verursachte einen stechenden
Schmerz.
Eine halbe Minute brauchte er, um auf die Beine zu kommen.
Er mußte von hier verschwinden, ehe das Schreckgespenst
erneut auftauchte.
Er torkelte um das Haus herum. Hier hinten führte der
Hügel steil bergan.
Seine Augen weiteten sich, als er erkennen mußte, daß
die Druidin aus dem Haus kam.
Und direkt auf ihn zusteuerte. Stöhnend humpelte er
davon.
Er achtete nicht auf den Schmerz. Er war nur von einem Gedanken
erfüllt: weg von hier.
Sein verzweifelter Gedanke trieb ihn zum Dorf Wirtshaus.
Mehr als einmal blickte er sich um, stellte fest, daß er die
Druidin offensichtlich abgeschüttelt hatte.
Der Regentroff von seinem Gesicht. Windböen
wehten von der See her, erleichterten ihm das Vorwärtskommen.
Charles Clearwater kam an das stockfinstere Wirtshaus.
Keuchend und prustend klopfte er an.
»Aufmachen! Hilfe! Hallo, aufmachen!« Er rief, so laut
er konnte.
Gehetzt starrte er hinter sich. Weit und breit noch nichts zu
sehen. Ihm kam es so vor, als hätte der Regen etwas
nachgelassen, als pfiffe der Wind nicht mehr so stark. Aber
wahrscheinlich hatte er sich nur an das Unwetter gewöhnt.
»Aufmachen! Bitte öffnen Sie!«
Seine Stimme überschlug sich, wurde dann zu einem gepeinigten
Krächzen, als er sah, daß die unheimliche Gestalt
über die aufgeweichte Dorfstraße auf ihn zukam. Kiuna
Macgullyghosh hatte seine Fährte nicht verloren.
»Um Himmels willen! So öffnen Sie doch!« Clearwater
hämmerte wie ein Wahnsinniger gegen die Tür.
Im ersten Stockwerk war hinter den Fensterläden schwacher
Lichtschein zu erkennen.
Ein Fenster wurde geöffnet, der eine Laden vorsichtig nach
außen gedrückt.
Eine dunkle Gestalt zeichnete sich vor dem hellerleuchteten
Hintergrund ab.
»Hallo, da unten?« dröhnte die Donnerstimme des
Wirts. »Was soll der Krach? Sind Sie denn ganz von Gott
verlassen, daß…«
»Machen Sie auf, schnell! Ich soll ermordet werden. Ich
brauche Hilfe. Die anderen sind alle tot.« Charles Clearwater
warf sich gegen die massive Holztür.
In diesem Moment erkannte der Wirt den halbnackten Mann. Sein
Blick wurde starr, als er auch die Gestalt bemerkte, die sich
unaufhörlich näherschob.
»Gehen Sie!« wisperte der Wirt mit tönloser
Stimme.
»Machen Sie auf!« flehte Clearwater. Er schluchzte. Er
hämmerte und pochte gegen die Holztür, drückte seine
fiebernde Stirn dagegen.
»Verschwinden Sie! Gehen Sie weg von diesem Haus. Ich hatte
Sie gewarnt. Ich will mit diesen Dingen nichts zu tun haben!«
Die Stimme des Wirts zitterte.
Er zog den Laden vor und verschloß das Fenster. Was er
gesehen hatte, erfüllte ihn mit panischem Schrecken. »O
mein Gott«, stöhnte er verzweifelt, »sie ist
zurückgekommen. Kiuna Macgullyghosh ist im Dorf.«
*
Charles Clearwater warf sich erregt herum.
Hier konnte er keine Hilfe erwarten.
Er mußte seine Flucht fortsetzen.
Es mußte ihm gelingen, anderswo Unterschlupf zu finden.
Wie ein defekter Roboter, mit unkontrollierten Bewegungen setzte
er seine Flucht fort.
Er umrundete das Haus, erreichte einen Seitenweg und
überquerte einen brachliegenden Acker. Seine Füße
versanken in dem schlammigen Boden. Er kam nur schwer
vorwärts.
Zum Glück ließ der Regen nach.
Charles Clearwater lief in die Nacht. Das flache Land lag vor
ihm.
Er mußte versuchen, irgendwo einen Unterschlupf zu finden,
so weit weg wie möglich.
Er war verbittert, weil der Wirt ihn nicht in sein Haus gelassen
hatte. Aber dieser Mann wußte genau, was er damit
riskierte.
Gab es keinen wirkungsvollen Schutz gegen Kiuna Macgullyghosh?
Das Land stieg leicht an, wurde hügelig.
Vor ihm in der Dunkelheit rauschte das Meer, schlugen die Wellen
gegen die Steilküste.
Auf dem Weg dorthin stürzte Clearwater noch mehrmals zu
Boden, raffte sich immer wieder auf, taumelte weiter.
Er wußte nicht wie weit er gelaufen war, wie lange. Er hatte
überhaupt kein Gefühl mehr.
Ein Boot?
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