Macabros 002: Fluch der Druidin
Jeder, der in dieses Reich ungerufen
eindringt, macht eine schauerliche Verwandlung durch. Dauert die
Anwesenheit länger, ist diese Verwandlung durch nichts mehr
rückgängig zu machen. Beeile dich, Björn Hellmark!
Halte dich nicht zu lange auf! Durchquere das Tal und laß dich
nicht aufhalten…« Die Stimme verebbte, und Björn
Hellmark hörte aus Al Nafuurs Stimme die Sorge heraus.
Hellmark sah seine Hände. Er begriff, was werden konnte, wenn
die unheimliche Veränderung weiter solche Fortschritte machte
und von seinem ganzen Körper Besitz ergriff.
Er verließ die Nische, trat hervor unter dem bizarr
überhängenden Felsen und übersprang einen schmalen
Bach, in dem glühende Lava floß.
Am glosenden Horizont sah er die formlosen Umrisse seltsamer
fliegender Tiere, die aussahen wie urwelthafte Flugsaurier. Sie
kreisten um die rauchenden Krater.
Er kam an verdorrten, blattlosen knorrigen Stämmen vorbei,
die in brackigen, übelriechenden Tümpeln standen, in denen
es gurgelte und brodelte. Furchteinflößende Reptilien
schwammen darin.
Als er genauer hinsah, merkte er, daß es Menschen waren.
Köpfe, Körper, Arme, die sich nach ihm ausstreckten.
Hellmark begann zu rennen. Er spürte, daß auch bei ihm
die Verwandlung weitere Fortschritte machte.
Ein Schuppenpanzer wuchs auf seinem Rücken, seinem Nacken.
Seine Haare wurden hart und strähnig, seine Lippen hornig.
Aus den Augenwinkeln heraus, sah er, wie die teuflische,
unwirtliche Landschaft, in der es keine Blumen und Pflanzen gab, sich
belebte.
Die Veränderten, die im Laufe ihres Lebens die
transdimensionale Grenze passiert hatten, setzten sich auf die Fersen
des Eindringlings, der noch halb Mensch, halb Reptil war.
Doch von seinem Schuppenpanzer sah man nicht viel. Die Haut des
Gummianzuges, den er trug, verdeckte den größten Teil
seines Körpers.
Sie waren hinter ihm her, sie kamen von rechts und lösten
sich aus dem dornigen Gestrüpp. Drei, vier, fünf, sechs.
Unwillkürlich zählte er sie.
Und sie bekamen Helfershelfer. Die unheimlichen Vögel glitten
mit mächtigen Flügelschlägen heran.
Sie schienen zu spüren, daß er nicht zu ihnen
gehörte, daß er ein Eindringling war, ein Fremder. Sie
versuchten ihn aufzuhalten.
Sieben, acht der Reptilien-Menschen griffen mit langen, schuppigen
Armen nach ihm.
Die Menschen waren völlig nackt. Ihre häßlichen,
blauviolett-angelaufenen Füße klatschten auf den
glitschigen Boden.
Björn Hellmark war von ihnen eingeschlossen.
Er wußte, daß es nun hart auf hart ging. Sie kreisten
ihn ein. Er schlug um sich, fühlte ihre schleimigen Körper
ganz nahe.
Zwei riesige Flugechsen reckten ihre langen, gezackten
messerscharfen, Schnäbel. Mit schrecklichem Gekreische
stießen sie herab.
Hellmark zog unwillkürlich den Kopf ein, warf sich zur Seite,
und riß seinen Widersacher mit sich zu Boden.
Ein Schnabel verfehlte ihn um Haaresbreite.
Hellmark sprang auf die Beine. Mit Ellbogen, Fußtritten und
dem Schwert des »Toten Gottes« verschaffte er sich
Luft.
Der violett-grüne Himmel über ihm verfinsterte sich, als
die Riesenechse erneut zustieß.
Hellmark blieb keine andere Wahl, als sein Schwert
einzusetzen.
Er wirbelte es wie einen Windmühlenflügel über
seinem Kopf. Federn stoben, dickes, grünes Blut tropfte herab.
Er schlug der kreischenden, fauchenden Echse ein Bein ab.
Hellmark nutzte die Verwirrung und hechtete mit einem großen
Sprung über einen brodelnden Tümpel weg.
Die knorrigen, wie verbrannt aussehenden Stämme bewegten sich
in ihrem Untergrund, als hätten sie ein geheimnisvolles
Leben.
Mit funkelnden Augen sah Hellmark den Eingang zur
Felsenhöhle. Er war dicht davor, das andere Ende des
unheimlichen Alptraumtals zu erreichen.
Etwas warf sich an seine Füße. Hellmark stürzte zu
Boden. Wie eine Klette hing einer seiner Verfolger an ihm. Hellmark
schoß seine Linke ab, schleuderte den Angreifer zurück.
Dumpf und schmatzend knallte der an den Rand des Tümpels. Sein
Kopf versank darin.
Aber da waren schon wieder zwei, drei neue Gegner über
Hellmark. Sie warfen ihn zu Boden, hielten seine Arme, seine Beine
fest. Hellmarks Gesicht verzog sich.
Ätzender Gestank schlug ihm entgegen und raubte ihm die
Luft.
Zwei Flugechsen kreisten über dem Menschenknäuel, als
warteten sie darauf, daß sich eine Lücke zeigte, um mit
ihren rasiermesserscharfen Schnäbeln zustoßen zu
können.
Hellmark merkte, daß es seinen Angreifern nicht mehr nur
darauf ankam, ihn kampfunfähig zu
Weitere Kostenlose Bücher