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Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Titel: Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schmaler Tisch, der mit
einem überlangen weißen Samtlaken abgedeckt war, so
daß er aussah wie ein Altar.
    An allen vier Enden waren Kerzenständer befestigt, darin
standen glutrote Kerzen, fast alle zur Hälfte herabgebrannt. Der
Geruch von Kerzenwachs hing noch im Raum und ließ darauf
schließen, daß es noch gar nicht so lange her war,
seitdem die Kerzen zum letzten Mal angezündet waren.
    Desiree zündete eine Kerze nach der anderen an. Wortlos
arbeiteten Mutter und Tochter Hand in Hand.
    An der Wand vor dem Fußende des Altartisches stand eine
schmale Vitrine mit länglichen Schubladen. In einer dieser
Schubladen hatten sie auch Seiten aus einem alten Buch gefunden.
Durch diese Zeilen, Übersetzungen aus einer alten, heute nicht
mehr bekannten Sprache, hatten sie Einblick in das gewonnen, was hier
lange Zeit zelebriert worden war, als Madame Lucienne, die Mieterin
der Wohnung, noch am Leben war.
    In der obersten Schublade lagen Ketten und Armbänder. Edith
Barlon nahm sie heraus. Wie kleine Knöchelchen klapperte es in
ihrer Hand.
    Sie legten die Requisiten auf die Vitrine. Dann begannen beide
Frauen sich auszuziehen. Die Kleider, die Unterwäsche
ließen sie einfach zu Boden fallen, wo sie gerade standen.
Sanft schimmerte das Kerzenlicht auf den nackten, makellosen
Körpern.
    Edith Barlon nahm die Ketten herunter.
    Eine legte sie um ihren Hals. Kleine, knöcherne Gebisse waren
dicht an dicht aufgereiht, Gebisse von Fledermäusen.
    Die Kette, die Desiree sich umhängte, bestand aus den
Schädeln von Fledermäusen. An der dunklen, gedrehten Schnur
hingen drei besonders groß ausgebildete Schädel. Flach und
breit lagen sie auf ihrer warmen, samtenen Haut.
    Die beiden Frauen legten auch Armbänder an, die aus
herausgebrochenen Zähnchen und kleinen bestimmten Knochen
bestanden.
    Wortlos näherte Edith und Desiree Barlon sich dem Altartisch,
Desiree dem Kopfende, Edith ihr gegenüber.
    Die beiden unbekleideten Frauen streckten sich die Hände
entgegen, faßten über Kreuz ihre Hände und richteten
den Blick aufwärts.
    Die Mitte des Altars stand genau unter dem dunklen Kreis, der oben
an die Decke gezeichnet war und wie ein geschlossenes Auge aussah,
das von geheimnisvollen Zeichen und Symbolen umgeben war.
    Ein schwacher Händedruck, den Mutter und Tochter
austauschten, war das Zeichen.
    Zur gleichen Zeit fingen sie an zu sprechen.
    »Nicht Wasser, nein Blut, wir geben’s. Komm, prüf
unser’n Mut!«
    Die stille Luft rundum schien sich zu verändern und dichter
zu werden.
    Die nackten Körper der Frauen spannten sich. Ihre Finger
schoben sich ineinander wie die Zahnräder einer Mechanik.
    Sie dachten nur das Eine, wollten nur das Eine, waren in diesen
Sekunden der magischen Beschwörung eins. Ihre Herzen pochten im
gleichen Rhythmus. Dreimal sagten sie im gleichen Tonfall die Formel.
Immer lauter, immer drängender, überzeugender.
    Da öffnete sich das Auge über ihnen.
    Grelle, rote und gelbe Schatten huschten darüber hinweg.
Rundum ein Flammenkranz, Flammen schossen von allen Seiten in das
Zentrum des Kreises.
    Gestalten formten sich aus Licht und Schatten. Flammende Zungen
bildeten Gestalten, wie die, welche Armand Moresh in seinem Kamin
gesehen hatte.
    Aber der Eindruck war nur flüchtig.
    Eine Hitzewelle traf die glühenden Gesichter von Edith und
Desiree Barlon. Sie spürten den Hauch des anderen, den Hauch
dessen, den sie gerufen hatten und dessen Namen sie nicht
kannten.
    Die Stimme kam aus dem Nichts. Sie war fordernd und unmenschlich.
Hier berührten sich die Pole zweier Welten, einer diesseitigen
und einer jenseitigen, dämonischen.
    Satan selbst schien zu ihnen zu sprechen.
    »Nicht Wasser – nein, Blut! Ich fordere es!«
    Die Worte füllten den Raum, verklangen nur langsam und gingen
unter in einem vielstimmigen, kichernden Wispern, das von
überall herkam.
    Das Licht der Kerzen überflackerte ihre Leiber.
    Die Gesichter der schönen Frauen wirkten wie leblose Masken.
Nur die Augen lebten, in denen ein wildes, verzehrendes Licht
flackerte.
    Sie hatten die geheimen Mächte gerufen. Nicht das erste Mal.
Edith und Desiree Barlon hatten Erfahrung. Sie wußten, was sie
fordern konnten, und sie wußten auch, was sie erwartete.
    Sie hatten Bedingungen zu erfüllen.
    Nun kam die Forderung.
    Es war wie eine Art Rache.
    Etwas war schiefgegangen, etwas, das durch ihr eigenes Wirken
eingeleitet worden war. Pierre Barlon sollte als Werkzeug benutzt
werden. Das hatten Edith und Desiree gewußt. Aber das

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