Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern
beiden Frauen. Was sie
versprochen, hatten sie gehalten.
In das durch Madame Lucienne finsteren Mächten geweihte
samtene Tuch war Moreshs Blut geflossen. Das Blut des geforderten
Opfers.
Einmal hatte diese Forderung kommen müssen. Sie hatten es von
Anfang an gewußt. Aber daß es nun so schnell gehen
würde, damit hatten sie nicht gerechnet.
Sie fuhren über eine halbe Stunde. Außerhalb von Paris,
abseits der Straße, versenkten sie die Leiche des Geopferten in
einen brackigen Tümpel. Mit Steinen beschwert, versank der
eingewickelte Tote schnell in der Tiefe.
Zwei Stunden später waren Edith und Desiree wieder zu
Hause.
Alles war wie am Schnürchen gegangen.
»Aber wir sind noch nicht am Ende«, bemerkte Edith
Barlon, als sie den Mantel an den Garderobehaken hängte und ihr
Blick auf die Kamera fiel, die Moresh dort deponiert hatte. Die Frau
nahm den Apparat herunter, drehte ihn nachdenklich zwischen den
Fingern. »Wir werden ihm noch eine Freude bereiten«, sagte
sie unvermittelt. »Wir lassen die Bilder entwickeln. Und wenn
die Polizei uns komische Fragen stellt, dann wissen wir gerade so
viel, daß Moresh Uns seine Kamera in äußerster
Erregung herübergebracht hat mit der Bitte, für eine
Entwicklung des Films zu sorgen. Er selbst müsse so schnell wie
möglich weg. Und danach ist er eben nicht wiedergekommen.
Niemand weiß, wohin er gegangen ist. Seine Spur verliert sich
einfach…«
Sie rauchten noch eine Zigarette und besprachen ihr weiteres
Vorgehen.
Edith Barlon knüpfte dort an, wo sie sich vorhin selbst
unterbrochen hatte. »Unser nächster Schritt ist der, deinen
Vater, liebe Desiree, meinen lieben Mann, zu unterstützen. Er
muß begreifen, daß es etwas gibt, wogegen er sich nicht
wehren kann. Wir müssen es ihm plausibel machen, auf unsere
Art…«
Sie dachten an die Stimme aus einer jenseitigen Welt, an die
Gedanken, die sie von dort empfangen hatten. Sie wußten, was
man wollte. Das Blutopfer, das sie dargebracht hatten, war von den
furchtbaren Geistern, denen sie dienten, angenommen worden.
Ein gewisser Björn Hellmark mußte nun nicht unbedingt
durch die Hand Pierre Barlons sterben. Es würde genügen,
wenn man Hellmark die Dämonenmaske abnahm.
Dies sollte schnell zu erledigen sein.
Den Rest würden die Diener Molochos’ dann selbst
erledigen. Ohne die vernichtende Maske könnten sie sich ihrem
Todfeind unbedenklich nähern und ihm den Todesstoß
versetzen.
*
Die »Suva« hatte sie sicher an ihr Ziel gebracht.
Der kleine Frachter lag in einer windgeschützten Bucht.
Die Insel Telu war kahl und felsig.
Nils Anderson hatte mit zwei Begleitern einen ersten kleinen
Vorstoß ins Landesinnere unternommen, während die anderen
damit begannen, die Ausrüstungsgegenstände aus dem
Schiffsrumpf zu holen.
Die Insel durchmaß nur wenige Meilen.
»Man kann praktisch von einem Ende zum anderen sehen«,
sagte Birgitta Maren. Das war leicht übertrieben, aber es
stimmte fast.
Telu war nur rund elf Meilen lang und etwa halb so breit. Kein
Atlas der Welt zeigte diesen Gesteinsbrocken. Nur in detaillierten
Seekarten waren die vulkanischen Inseln und Atolle vermerkt.
Birgitta Maren stand auf einem bizarren Felsklotz. Sie trug einen
schwarzen Bikini, der raffiniert mit großen goldfarbenen Ringen
zusammengehalten wurde und sehr knapp ansaß. Von ihrem
erhöhten Standort aus konnte sie die flachen Kegel sehen, von wo
aus leichte Rauchfahnen über die Insel trieben.
Nils Anderson kam schon nach einer halben Stunde wieder
zurück. Pril Agnov, der ihn begleitende Biologe, machte kein
gerade sehr glückliches Gesicht.
»Für mich gibt’s hier keinen Blumentopf zu
gewinnen«, sagte der Schwede. »Wenn Telu beispielhaft
für alle anderen Flecken ist, die wir uns noch vorknöpfen,
dann gute Nacht. Hier muß man ein Gräschen mit ’ner
Lupe suchen, und selbst dann ist noch fraglich, ob man überhaupt
eines entdeckt.«
Sie lachten.
Alle waren in bester Stimmung. Zwar war einiges anders gelaufen,
als sie erhofft hatten, aber das störte sie nicht. Sie kamen
auch ohne fremde Hilfe aus.
Sie brauchten nicht unbedingt eingeborene Arbeitskräfte.
»Nicht auf Telu gehen… nicht geheuer dort… nicht
mehr kommen lebend zurück…« krähte da eine
Stimme. Das war Holger Freedag, groß und stark wie Anderson,
aber dunkelhaarig und seit Tagen unrasiert. Freedag hatte den
Ehrgeiz, sich einen richtig wilden Bart sprießen zu lassen, den
er erst wieder nach seiner Rückkehr in Europa
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