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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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passiert
war.
    Mit seinen Leuten sah er sich im ganzen Haus um und nahm den
Umfang der Zerstörungen auf. Alois Koller hatte man
entführt. Einen alten Mann von dreiundsiebzig Jahren!
    Hier kam er nicht weiter. Er begriff den Vorgang nicht. Alles war
so unlogisch.
    Dies war kein normaler Einbruch. Nichts fehlte. Am ehesten noch
würde die Zerstörung auf das Verhalten einer Rockerbande
schließen lassen, die in sinnloser Wut hier eingedrungen war.
Aber selbst dieser Gedanke hatte einen kleinen Schönheitsfehler.
Die Tür war mit Gewalt aufgebrochen worden, und im
äußersten linken der drei zur Straße liegenden
Fenster fehlten die Scheiben.
    Ein Tisch war umgekippt, eine ausgeschüttete Weinflasche lag
Unterhalb der Fensterbank, aber das war auch alles.
    Dann gingen sie gemeinsam zum Friedhof. Das war ein Fußweg
von nicht mal fünf Minuten.
    Der Wagenpark blieb in unmittelbarer Nähe des Koller-Hauses
zurück.
    Das Tor zum Friedhof war nur angelehnt. Die Männer, insgesamt
fünf mit Björn Hellmark, liefen durch den breiten
Hauptweg.
    Schon von weitem sahen sie die Verwüstungen.
    »Das gibt es doch nicht!« entfuhr es Gerlich.
    Was er hier sah, übertraf das, was er eigentlich nicht
erwartet hatte.
    Sie untersuchten nicht nur die aufgebrochenen Gräber, sondern
auch die Stellen, wo nach dem Plan überhaupt keine Toten gelegen
haben konnten. Hier, ganz hinten in der Ecke, die durch eine uralte
Buche besonders gekennzeichnet war, hatte es nie Gräber
gegeben.
    Und doch war der Boden aufgewühlt. Offensichtlich von innen
heraus. Es sah so aus, als wären geheimnisvolle, unterirdische
Tiere an die Oberfläche gekrochen.
    Gerlich scheute sich offenbar davor, »Tote« zu sagen. Er
wehrte sich dagegen zu glauben, daß sich hier Leichen in die
Welt zunickgebuddelt hatten.
    Das war doch blanker Unsinn!
    Seltsame Gerüchte kamen auf.
    Hin und wieder drang etwas an seine Ohren. Die Bewohner des Dorfes
ließen es sich nicht nehmen, sich unmittelbar am Friedhof oder
darauf zu versammeln und den unheilvollen Vorgang ausgiebig zu
besprechen.
    Viele Menschen sahen angsterfüllt aus.
    Einige standen in Gruppen beisammen, ein paar ganz Mutige warfen
Blicke in die aufgeworfenen Gruben, in denen verschobene,
quergestellte oder umgekippte Särge lagen. Einige Totenkisten
waren schon so alt und morsch, daß sie förmlich
auseinander fielen. Und wo das Holz nicht mehr hielt und die
verrosteten Sargnägel, da quollen auch die Gebeine ins Freie.
Wahllos verstreut lagen sie zum Teil herum.
    Manche Gruben waren tiefer, als man sie gegraben hatte. Das
bewies, daß es in tiefer liegenden Erdschichten schon
Gräber gab, noch ehe offiziell eine Leiche beigesetzt wurde.
    Der Totengräber des Ortes, der zugleich Schreiner war und die
meisten der letzten Särge angefertigt hatte, war Gerlich eine
große Hilfe. Der Kommissar fragte ihn viel.
    Björn Hellmark spielte scheinbar eine Statistenrolle. In
Wirklichkeit aber nahm er alles sehr genau in sich auf.
    Für ihn gab es keinen Zweifel mehr daran, daß der
Vorfall im Haus der Kollers mit dem nächtlichen Geschehen auf
diesem Friedhof zusammenhing.
    Aber für Gerlich waren dies immer noch zwei verschiedene
Vorfälle.
    Für ihn existierte nichts Außergewöhnliches.
    Hier waren ein paar Betrunkene oder Wahnsinnige tätig
geworden. Es würde sich alles als ganz harmlos
herausstellen.
    Von den Leichen, deren Gräber eindeutig zu identifizieren
war, fehlte auf jeden Fall keine. Nach einer Liste, die der
Totengräber inzwischen beschafft hatte, wurden die Särge
wieder in die Gruben gelegt, die zu den Aufschriften auf den Kreuzen
und Grabsteinen paßten.
    Viele Hände wurden tätig.
    Aus dem Gerätehaus wurden Spaten und Rechen geholt. Einer von
Gerlichs Begleitern war nur damit beschäftigt, Aufnahmen zu
machen, um das Ausmaß der Verwüstung festzuhalten.
    Die Beamten versuchten aus den Spuren Rückschlüsse zu
ziehen. Es lief alles auf das hinaus, was auch Gerlich ins Konzept
paßte.
    Und dann fand man den Alten!
    Er lag ausgeblutet in einem Erdloch, das fast völlig wieder
zusammengerutscht war und das Gerlich – im Gegensatz zu den
gewöhnlichen Gräbern – absichtlich noch mal ausheben
ließ, um sich einen Eindruck von der Tiefe der Gruft zu
machen.
    Dieser Mann war noch keine vierundzwanzig Stunden tot.
    Geronnenes Blut bedeckte seinen dunklen Anzug. In der linken
Brusttasche des Jacketts fand sich eine Brieftasche, darin steckten
Fahrzeug- und Ausweispapiere.
    »Ein Mord«, sagte Gerlich knapp.

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