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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ihm. In den ihn umgebenden Gesichtern erkannte Hellmark
nichts Gutes.
    »Mußte schon ganz schön getankt haben, ehe er
hierherkam, Karl«, sagte der zweite von links. Er war
verhältnismäßig jung und hatte ein rosiges Gesicht.
»Vielleicht kann er uns erzählen, woher er den Stoff
bezogen hat.«
    Sie hielten ihn für einen Drogensüchtigen.
    Wahrscheinlich nahmen sie an, er sei hier in das Labor
eingedrungen, um sich Chemikalien zu besorgen, mit denen er sich
selbst etwas zurecht mixen konnte.
    »Die Leiche!« stieß er hervor. Ruckartig warf er
den Kopf herum, starrte auf die Stelle, wo er den toten Paller
gefunden hatte.
    Da war nichts mehr.
    »Leiche?« fragte der Polizist, der die Taschenlampe
hielt. »Was für eine Leiche?«
    Björn wollte noch etwas sagen. Aber er unterließ
es.
    Er sah die Regale, die Stühle. Alles an Ort und Stelle. Kein
Durcheinander, keine Verwüstung!
    Der Polizist, der ihn eben angesprochen hatte, fuhr fort. »Du
bist ganz schön im Horror, mein Junge. Wir hatten mal einen
Fall, der war so ähnlich. Den Burschen mußten wir
wegtragen, war vollgepumpt mit Heroin. Im Krankenhaus konnten sie ihn
kaum noch bändigen. Mit Lederriemen mußten sie ihn ans
Bett fesseln, so tobte und schrie er, machte die ganze Station
verrückt. Er hat gesehen – so behauptete er im Rausch
– wie die Pfleger und Ärzte, die ihn fesselten, sich in
ihre Einzelteile auflösten. Er hat es beschrieben, und hat es
wirklich gesehen. Wenn man so etwas erlebt, dann frage ich mich
immer, weshalb ihr es überhaupt mit diesem Zeug versucht. So
schön ist es dann doch gar nicht. Du zum Beispiel siehst
Leichen. Ich sehe keine.«
    Björn preßte die Lippen zusammen. Auch er sah keine
Leiche mehr. Alles war verflogen – wie ein Spuk.
    »Kümmert euch um ihn«, sagte der erste Polizist mit
der Taschenlampe wieder.
    Hellmarks Blick ging zum Fenster. Wurden ihnen allen hier
Trugbilder vorgegaukelt, die es gar nicht gab?
    Nein, das Fenster war zersplittert, auf dem Boden lagen die
Scherben.
    Das war wenigstens eine Realität. Alles andere aber vorhin
– nur eine Halluzination?
    Das deckte sich mit dem, was auch Dr. Bernd Kessler erlebt
hatte.
    Es hatte keinen Sinn, den vier alarmierten Beamten jetzt die
bemerkenswerte Geschichte zu erzählen. Man würde ihm nicht
glauben und alles auf seinen angeblichen Drogenrausch
zurückführen. Das war am einfachsten und leuchtete ihnen
auch ein. Was für einen Grund sollte ein Einbrecher auch sonst
haben, der nicht einmal besonders vorsichtig zu Werke ging?
Björn wußte, daß er mit Erklärungen nicht
weiterkam.
    Er mußte handeln.
    Er warf sich nach vorn. Der ihm am nächsten stehende Polizist
erhielt einen Stoß, daß er zurückflog.
    »Tut mir leid!« Hellmark fegte auf die Tür zu,
durch die die Beamten gekommen waren.
    Damit hatte keiner gerechnet. Daß dieser Mann, den sie eben
in größter Benommenheit vom Boden hatten auflesen
müssen, binnen dreier Minuten eine solche Kraft und Sicherheit
entwickelte, damit hatte keiner gerechnet.
    »Ihm nach!«
    Draußen im Hof standen ebenfalls mehrere Leute, die durch
das Eintreffen der Polizei aufmerksam geworden waren. Fast alle
Fenster zum Hof waren erleuchtet.
    Silhouetten an den offenen Fenstern. Neugierige, die wissen
wollten, was los war.
    Auch die Sängerin von vorhin streckte wieder ihren Kopf aus
dem Fenster.
    »Haltet den Mann!« schrie jemand.
    Björn achtete nicht darauf. Er lief quer durch die gaffende
Menge. Es ging alles so schnell, daß kaum einer begriff, was
eigentlich los war.
    Ehe es sich die verfolgenden Polizeibeamten versahen, erreichte
der Fliehende den Hofausgang.
    »Stehenbleiben! Oder wir schießen!« Hellmark
huschte wie ein Schatten um die Ecke. Auch ihm wäre eine weniger
auffällige Situation lieber gewesen. Er hätte gern mit den
Herren über die Angelegenheit gesprochen, aber er wußte,
daß er nur auf Unglauben stoßen würde. Das konnte er
auch niemandem verübeln.
    Die Drohung, daß man auf ihn schießen würde, nahm
er im Moment nicht ernst. Zu viele Menschen standen herum, die
dadurch gefährdet worden wären.
    Aber nach dem Verlassen des Hofes konnte sich das ändern.
Björn spurtete los.
     
    *
     
    Im Laufen riß er seine Dienstpistole aus der Ledertasche,
mit der anderen Hand steckte er die Taschenlampe in sein Jackett.
    Horst Krenzlin, Polizeiobermeister, stellte unter Beweis, was es
hieß, regelmäßig Leistungssport zu treiben.
    Obwohl schon Mitte dreißig, war er schneller auf den Beinen
als

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