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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Minute hast du
geatmet. Zunächst war ich überzeugt, daß dein
Körper aus eigener Kraft niemals wieder seinen normalen
Kreislauf aufnehmen würde. Ich war verzweifelt. Ich wußte
nicht, was ich tun sollte. In allen Einzelheiten rief ich mir das
Gespräch mit dir noch einmal in mein Bewußtsein
zurück. Ich hörte mir die Bänder an, die du besprochen
hattest. Außerdem gab es ein peinlich genau geführtes
Arbeitsbuch, in das du alle Gedanken, die du dir jemals über
Mandragora und ihre Welt gemacht hast, aufzeichnest. Ich studierte
sie eingehend. Ich suchte den Stern, auf dem sich Mandragoras Welt
befinden sollte, wie du geschrieben hast. Ich brauchte nur noch das
nachzuvollziehen, was auch du getan hattest. Und da spürte ich
es auch: die Sehnsucht, nach dort zu kommen, hierher in diese ferne
Welt. Mit unwiderstehlicher Gewalt zog sie mich an. Ich konnte dich
verstehen, warum du so und nicht anders gehandelt hattest. Du hast
recht gehabt, von Anfang an. Astralreisen sind möglich. Du hast
einen Weg eröffnet, der das Leben auf der Erde verändern
wird.«
    »O ja, aber anders, als ich es erhofft und erwartet hatte,
Bernd. Auch dich hat Mandragora getäuscht. Sie zeigt sich dir
jetzt von ihrer besten, ihrer schönsten Seite. Sie hat dich
eingefangen wie mich. Sie führt etwas im Schilde. Sie ist ein
Geist, ein böser Geist, der die Erde heimsuchen wird. Das
heißt: Nicht sie wird es sein, die ihren bösen
Einfluß verbreiten wird, sondern die Tochter. Ich beginne
langsam klarzusehen, aber ich merke auch, welche Grenzen meinem
kleinen menschlichen Verstand gesetzt sind. Es ist eine Invasion im
Gange. Es wird etwas auf die Erde kommen, was man zu spät als
Gefahr erkennen wird. Mandragora selbst ist der Weg dorthin
versperrt, durch einen Fluch, mit dem sie irgendwann belegt wurde und
den sie nur auf diese Weise mit menschlicher Hilfe, mit meiner Hilfe,
umgehen kann. Ist dies alles nicht wie ein böser Traum,
Bernd?«
    Er nickte. »Aber wir werden daraus erwachen, und alles wird
vorbei sein. Das verspreche ich dir.«
    »Ich kann kaum daran glauben. Wenn du wüßtest, was
ich erlebt habe.« Sie schilderte detailliert das wahre Gesicht
dieser schrecklichen Welt, dieses winzigen Sterns, der wie ein
Meteorit kalt, ohne Atmosphäre, zerklüftet und unbewohnt
seine Bahn durchs All zieht. Ein Hort der Geister und
Dämonen.
    Erika Paller löste sich von Kessler und blickte sich mit
glänzenden Augen um. »Ein Meer von Blumen, ein strahlend
blauer Himmel, eine paradiesische Welt. Schon ein komisches
Gefühl, wenn man bedenkt, daß dies alles nur ein Bluff ist
und daß wir in Wirklichkeit von der eisigen Kälte des Alls
umgeben sind, daß einen Schritt weiter vielleicht ein Abgrund
beginnt, vor dem einen schwindelt, wenn man ihn sieht. Der sanfte
Wind ist in Wirklichkeit der Atem der Dämonen, die uns
belauschen, die sich an unserem Unglück ergötzen. Es ist
erregend, wenn man bedenkt, daß unsere Körper irgendwo auf
einem fernen Stern zurückgeblieben sind, und wir wissen nicht,
ob unser Geist noch einmal in unsere Körper zurückkehren
wird.«
    »Er wird.«
    »Und woher weißt du das so genau?«
    »Ich weiß es. Und auch du würdest es wissen, wenn
du das, was du erforscht hast, intensiver durchdacht hättest.
Aber du hast überstürzt gehandelt.«
    »Ja, ich weiß. Woher aber weißt
du,…«
    »Ich hatte Zeit, mich mit den Unterlagen zu
beschäftigen, Eri. Das muß dir vorerst einmal
genügen. Ich werde dir alles erklären. Aber nicht jetzt und
nicht hier. Wir müssen uns beeilen.« Er packte sie bei der
Hand.
    »Wo bringst du mich hin, Bernd?«
    »An einen Ort, der uns die Möglichkeit zur Rückkehr
bietet«, sagte er einfach, ohne dies näher zu
erklären. Er schien über alles ganz genau Bescheid zu
wissen. »Aber das eilt. Auch Mandragora ist Gesetzen
unterworfen. Ich kenne ihre Doppelgesichtigkeit. In Mandragora ist
all das vereint, was auch die menschliche Seele umfaßt: gut und
böse. Mandragora aber vermag dieses Gut und Böse so
kraftvoll auszudrücken, wie es uns Menschen versagt ist. Aber
das ist schon wieder eine Behauptung und durch nichts bewiesen.
Wieviel Gutes vermögen wir selbst zu tun, wieviel Böses? In
zahllosen Entscheidungen, die wir täglich treffen, findet sich
sowohl das eine wie das andere, mal stärker, mal weniger stark.
Mandragora aber ist der Inbegriff der Verwandlungsfähigkeit. Es
sieht so aus, als ob das Schöne nur vorgegaukelt wird,
während das, was uns schreckt, ihr wahres Gesicht ist.

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