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Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Augenhöhle auf Dr. Hiller und die Krankenschwester.
     
    *
     
    Das Ehepaar kam entsetzt auf die Glaswand zu. Von der Seite her
näherte sich eine dritte Person, ein Mädchen.
    Es war Dorothy. Aber man erkannte sie kaum.
    Nur noch ein Drittel ihres Gesichtes konnte man als lebend
bezeichnen. Das linke Auge lebte noch und darum ein paar
Quadratzentimeter Haut. Der Schädel war bereits völlig
kahl.
    Elena Aigen legte ihre Rechte um die knochigen Schultern ihrer
Tochter und preßte sie an sich, als wolle sie das Kind nie
wieder loslassen.
    Stumm und anklagend standen die drei Menschen hinter der
versperrten Glaswand und starrten auf den Arzt und die Schwester, die
sich mit müden Bewegungen der Knochenfamilie näherten.
     
    *
     
    Was immer auch geschehen war: hier ging etwas vor, was nicht mit
normalen Maßstäben gemessen werden konnte.
    Der Tod in dieser Form gehörte zum Schrecken in der Welt der
Sterblichen.
    Der Schrecken aber kam aus einem anderen Reich. Es war eine Form
des Hasses, den die Geschöpfe der Finsternis den Bewohnern
dieser sichtbaren Welt entgegenbrachten.
    James Owen war dem Grauen begegnet und hatte eine furchtbare
Krankheit mitgebracht.
    Macabros war überzeugt davon, daß der Schlüssel
des Geheimnisses bei Owen lag, vorausgesetzt, daß er der Mann
war, dessen Name und Anschrift Phil Anderson ausgekundschaftet
hatte.
    Macabros löste sich von seinem Beobachtungsposten und huschte
durch den dunklen Park.
     
    *
     
    Der Mann in der kurzen khakifarbenen Hose und dem
sonnenverbrannten Gesicht erreichte mit der Bahn die letzte Station.
Von hier aus führte nichts weiter. Weder gab es eine
Straße, noch sonst einen gut ausgebauten Pfad, auf dem ein
Fahrzeug hätte rollen können.
    Hier in der kleinen Ortschaft Peto befand man sich schon mitten im
Urwald. Der Dschungel reichte bis an die Felder und Häuser, und
permanent mußten die Bewohner gegen den wildwuchernden
Pflanzenteppich ankämpfen, wollten sie die Auseinandersetzung
mit der sich ausbreitenden Natur nicht verlieren.
    Ein paar Wochen oder Monate der Nachlässigkeit würden
den Lebensraum, den sich die Bewohner mühselig erobert hatte,
sehr schnell wieder einschränken.
    Der Weiße verließ mit anderen Passagieren den Zug. Es
war ein Wunder, wie er die lange Strecke von Mérida bis Peto
ohne technische Panne überstanden hatte.
    Hier gab es noch Lehmhütten und strohbedeckte Häuser.
Einige neue Bauten leuchteten auffällig aus dem
Häuserverband heraus. Der Weiße hatte viel Gepäck
dabei. Einen ganzen Karren voll ließ er beladen.
    Den heutigen Tag würde er noch unter einigermaßen
vernünftigen Bedingungen zubringen. Er würde noch mal
anständig essen und nicht auf Konserven ausweichen, er konnte
duschen. Hier in Peto gab es auch Hotels, obwohl man das auf den
ersten Blick nicht sah.
    Der Mann war hager und flink. Deutlich bemerkte man wie die
Muskeln und Sehnen spielten, wenn er nur die geringste Bewegung
machte. An diesem Körper gab es kein Gramm Fett.
    Der Fremde wurde von den Einheimischen mit neugierigen und
mißtrauischen Blicken betrachtet.
    Der Mann störte sich nicht daran. Er schien es gewohnt zu
sein, sich in der Fremde zu bewegen, selbstsicher und ohne eine Spur
von Angst.
    Eine Lokomotive ließ Dampf ab. Der Heulton war weit zu
hören.
    Unwillkürlich ließ der Weiße seinen Blick
über den Dschungelbahnhof schweifen und starrte der Lok nach,
die auf ein Nebengleis rollte.
    Der nächste Zug würde erst in vierundzwanzig Stunden
hiersein. So lange würde er sich in Peto aufhalten. Der Fremde
erwartete einen Freund, der sein Kommen zugesagt hatte.
    Gemeinsam wollten sie tief in den Dschungel eindringen zu dem
geheimnisvollen, zugewachsenen Tempel, in dem es den Schatz des
»Goldenen Gottes« gab.
    Mit federnden Schritten ging der Mann zu einem bereitstehenden
Taxi, in der Hand einen Koffer mit dem ganz persönlichen
Gepäck.
    Ein Beobachter hätte sich des Eindruckes nicht erwehren
können, daß dieser Mann ganz genau wußte, was er
wollte und daß er nicht das erste Mal hier war.
    Sah er einem gewissen James Owen etwa ähnlich…?
     
    *
     
    Der Reporter stellte seinen Wagen direkt vor dem Haus ab.
    Phil Anderson befand sich in jener Straße in Andover, in der
den Auskünften nach James Owen leben mußte.
    Das Haus stand in einer älteren Siedlung. Hier waren alle
Häuser gleich. Davor lagen kleine Vorgärten, und alle
fünfzig Meter konnte man alte Straßenlaternen sehen, die
diesem Straßenzug irgendwie eine besondere

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