Macabros 014: Knochensaat
wieder jemand hierherkommen. Jetzt weiß
ich mehr als gestern zur gleichen Zeit.«
»Woher wollen Sie alles wissen?« fragte Thury.
»Waren Sie denn unten gewesen?«
»Ja«, lautete erstaunlicherweise für Thury und
Forster die knappe, lakonische Antwort.
Thury und Forster blickten sich an. »Aber Sie waren die ganze
Zeit bei uns und… aber selbst, wenn Sie heimlich hier gewesen
sein sollten, warum verbieten Sie uns, das zu tun, was Sie getan
haben?«
»Aus Angst vor den möglichen Folgen.«
»Aber das ist unlogisch, wenn…«
»Es ist nicht unlogisch, Professor. Wenn ich Ihnen beweisen
kann, daß ich auf eine Weise dort unten war, wie Sie es nie
fertigbringen können – wären Sie dann damit
einverstanden, auf einen Besuch des Tempels zu verzichten?«
»Ja, Mister Hellmark.«
Er zeigte es ihnen. Es war eigentlich ganz einfach.
Thury blinzelte und preßte mehrmals die Augen zusammen. Er
glaubte, entweder einen Sonnenstich zu haben oder betrunken zu
sein.
Vor ihm standen plötzlich zwei Hellmarks!
Aber das gleiche Bild hatte auch Alan Forster…
*
Er erklärte ihnen, was er vorhatte, und sie konnten es nicht
fassen.
Er wollte den Eingang verschütten und für alle, die
nachkamen, unpassierbar machen, um ein für allemal
sicherzustellen, daß die Knochensaat sich nicht doch noch
weiterverbreiten konnte.
Aus der verfügbaren Munition wollte Hellmark eine
hochexplosive Mischung machen und den Eingang zum Einsturz
bringen.
Pepe verhinderte das. »Das macht einen solchen Krach, und es
stinkt nach Pulver«, meinte er. »Es geht auch
einfacher.«
Er zeigte seine überschüssigen Kräfte, und es war
ungeheuerlich, was er auslöste. Das machte auch einen
Mordskrach, aber es stank wenigstens nicht nach
Schießpulver.
Mit bloßer Willenskraft brachte der Junge wie ein Magier den
Eingang zum Einsturz. Uraltes Mauerwerk fiel in sich zusammen. Der
Hügel rutschte in sich hinein und bekam eine seltsame Form.
»Es gibt Dinge, die sollte man begraben lassen und nie wieder
ans Tageslicht holen«, sagte Hellmark. »Niemandem
würde dieser unvorstellbare Schatz da unten auch nur den
geringsten Nutzen bringen.«
*
Acht Tage später waren sie wieder in Peto. Hier führte
Hellmark endlos lange Gespräche. Mit dem Krankenhaus in
Southampton und den Behörden, die für Pepe zuständig
waren. Er hatte den Jungen gefragt, ob er mitkommen wolle, und Pepe
hatte freudestrahlend zugesagt.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nahm Björn
Abschied von Mexiko.
In Southampton würde er keinen der Aigens’ mehr
antreffen. Sie gab es nicht mehr. Bei Phil Anderson dagegen hatte
sich bisher immer noch nichts getan, und auch bei Hellmark war auf
wunderbare Weise die Krankheit nicht zum Ausbruch gekommen.
War es gelungen, die Mauer aufzurichten, die er hatte aufrichten
wollen!
*
Die Verhandlungen mit den Behörden gingen schneller über
die Bühne als erwartet.
Hellmark adoptierte den elternlosen Jungen kurzerhand.
Auf dem Weg nach Mexico City meinte Björn: »Aber du
brauchst nicht Papa zu mir zu sagen, ist das klar? Wir beide wollen
richtige Freunde sein, ist das klar?«
»Claro, Señor.«
»Das heißt nicht Señor, sondern Björn,
claro?«
»Claro, Björn. Das paßt auch viel besser zu dir,
Amigo«, strahlte Pepe, und im gleichen Augenblick knisterte es
irgendwo im Getriebe, und mit einem glasharten Knall blieb der
Landrover stehen.
Björn schloß die Augen. »Auch das noch«,
sagte er benommen. »Jetzt hat er vor lauter Freude etwas kaputt
gemacht. Der Motor ist im Eimer! Na, das kann ja heiter
werden…«
ENDE
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