Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Note verliehen.
    Es war wenige Minuten nach halb acht. Er warf absichtlich einen
Blick auf die Uhr, um sich zu vergewissern, daß es auch noch
nicht zu spät sei, einen Besuch zu machen.
    Er war richtig. Auf dem Namensschild stand der Name
’Owen’.
    Anderson betätigte die Klingel. In den Betonpfosten links des
Eingangs waren die angerosteten Rillen einer Sprechanlage zu
erkennen.
    Eine Minute verstrich.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er überprüfte die
Fassade des Hauses.
    Es kam ihm so vor, als ob hinter einem Fenster im Parterre
schwaches Licht brenne. Kaum wahrnehmbar sickerte der Schein durch
die dicken, altmodischen Vorhänge.
    »Ja?« fragte plötzlich eine Stimme.
    Das kam so überraschend, daß er zusammenzuckte.
    »Wer ist da?« Es war die Stimme einer Frau.
    Phil Anderson nannte seinen Namen. »Ich hätte gern
Mister Owen gesprochen.«
    »Mein Mann ist leider nicht zu Hause.« Die Stimme klang
schwach und etwas kränklich. Diana Owen mußte nicht ganz
gesund sein. »Ich kaufe nichts an der Haustür.«
    »Nein, Mistress Owen, ich will nichts verkaufen. Ich komme
von einer Zeitung, ich bin Reporter.« Anderson reagierte
mechanisch. Er war es gewohnt, nicht gleich abzublitzen. Als Reporter
war er einiges gewöhnt. »Ihr Mann hat erst kürzlich
eine lange Reise beendet. Ich suche eine Story für unser
Reisejournal. Sicher hat er ein paar interessante Erlebnisse gehabt.
Die Wirklichkeit ist oft phantastischer als das, was man sich
mitunter aus den Fingern saugen muß. Wann kommt denn Ihr Gatte
zurück, Madam?«
    »Das kann ich nicht sagen. Es kann ein paar Wochen
dauern.«
    Eine merkwürdige Antwort! Anderson kniff die Augen zusammen.
Owen war doch erst zurückgekehrt! War er – untergetaucht?
Sosehr er sich auch anstrengte, er sah nicht klar, aber die
Widersprüche waren offensichtlich.
    »Wenn Sie allerdings mit mir vorliebnähmen, dann
könnte ich Ihnen vielleicht helfen, Mister Anderson«, kam
der unerwartete Vorschlag, noch ehe er etwas sagen konnte.
    »Ihr Angebot ist sehr freundlich, Mistress Owen. Das ist ein
guter Vorschlag. Ein paar Wochen zu warten – das wäre
offengestanden ein bißchen schwierig. Ich habe im Moment einen
Materialengpaß. Ich kann nicht versprechen, ob ich in einer der
nächsten Ausgaben noch mal einen solchen Bericht bringen
könnte. Wenn Sie mir da etwas behilflich wären, bedeutete
dies keinen Nachteil für Sie. Meine Verleger zahlen nicht
schlecht.«
    Es kam ihm darauf an, erst mal ins Haus zu kommen.
    Es wäre besser für ihn gewesen, sich sofort zu
verabschieden, als er zu hören bekam, daß James Owen nicht
zu Hause war und Diana erwähnte, daß sie nichts kaufe.
Seine Angewohnheit, sofort zu kontern und sich nicht abwimmeln zu
lassen, sollte ihm jedoch zum Verhängnis werden.
    In dem Moment, als er erwähnte, daß er von der
Rückkehr James Owens wußte, hatte Diana Owen sofort
geschaltet.
    Phil Anderson war ein cleverer Bursche, ein Mann, der hinter die
Dinge sah. Aber diesmal war ihm etwas entgangen.
    Und das rächte sich!
     
    *
     
    Der Türsummer ging.
    »Sie müssen schon entschuldigen, daß ich nicht an
die Tür komme, Mister Anderson. Das mag Ihnen etwas
merkwürdig erscheinen, aber ich bin gelähmt und halte mich
im Zimmer auf. Wenn Sie eintreten, halten Sie sich dann bitte gleich
links. Die zweite Tür links, Mister Anderson. Da finden Sie
mich.«
    »Danke, Mistress Owen!«
    Anderson drückte die Gartentür wieder ins
Schloß.
    Auf dem Weg zur Haustür öffnete die sich automatisch. Es
war ein merkwürdiges Gefühl, ein Haus zu betreten das man
nicht kannte und in dem niemand an der Tür stand.
    Der Flur war düster. Nur der Widerschein aus dem Zimmer
hinter der zweiten Tür spiegelte sich an der angegriffenen
Tapete.
    Altmodische, Möbel waren zu sehen, nichts Besonderes. Ein
Bild mit dunkelbraunem Rahmen hing an der Wand neben der Tür. Es
zeigte ein altes Segelschiff.
    »Die zweite Tür, Mister Anderson!« hörte er
die Stimme aus dem Hintergrund.
    »Ich komme schon, Mistress Owen.«
    Die Tür stand weit offen im Gegensatz zu allen anderen, die
in den längeren Korridor mündeten.
    Der Besucher klopfte höflich an, während er schon den
Kopf durch die Tür streckte. »Ich hoffe, ich komme Ihnen
nicht ungelegen«, sagte er von der Schwelle her.
    »Dann hätte ich Sie nicht eingeladen
hereinzukommen«, lautete die Entgegnung. »Bitte treten Sie
näher!«
    Es war eine eigenartige, gespenstische Atmosphäre, die Phil
Anderson umfing.
    Der Raum war groß,

Weitere Kostenlose Bücher