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Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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war, starb sie. Vor Kummer und Angst. Ich floh in der
gleichen Nacht aus dem Dorf, in dem man uns nicht wollte.« Er
unterbrach sich mehr als einmal, und nur stockend brachte er die
Geschichte zusammen, die Björn ein Bild davon gab, was ein so
junger Mensch schon erdulden mußte, der anders war als die
anderen.
    Er hatte Geschirr und Töpfe zerbrochen, ohne es zu wollen. In
seiner Nähe waren Kerzen und Fackeln ausgegangen, ohne daß
der Wind sie ausgeblasen oder jemand Hand angelegt hätte.
    Dieser Junge stand nicht mit dem Teufel im Bund. Seine primitive
Umwelt verkannte ihn.
    »Wohin bist du geflohen? Wo hast du dich die ganze Zeit
über aufgehalten?« wollte Björn wissen. Das Schicksal
dieses elternlosen Jungen interessierte ihn.
    Was Pepe zu berichten hatte, hörte sich an wie ein Kapitel
aus einem Roman.
    Danach war der Junge in den Dschungel gelaufen. Bis zu dieser
Stunde hatte er das Dorf, in dem er geboren wurde, nicht wieder
aufgesucht.
    Aber dieser junge Mensch hatte Bildung. Konnte es sein, daß
sein parapsychologisches Talent allein dafür ausschlaggebend
war, daß er sich mit Informationen hatte versorgen können,
an die ein anderer gar nicht herangekommen wäre?
    Nicht allein das war es!
    »Ich weiß heute nicht mehr, wie viele Tage oder Wochen
ich durch den Dschungel irrte. Verhungern konnte ich nicht. Ich
kannte mich aus mit eßbaren Früchten und Pflanzen, hin und
wieder erlegte ich auch einen Vogel.«
    Das hörte sich merkwürdig an, wie er es sagte. Er hatte
doch keine Waffe.
    »Ich brauchte nur ganz intensiv dem Beutestück, das ich
haben wollte, nachzuschauen – und es fiel herunter.«
    »Das ist das Werk des Teufels«, murmelte Amag und
unterbrach mit heiserer Stimme die Ausführungen des Jungen.
    »Dann stieß ich auf das Wrack«, erklärte
Pepe, Amag mit einem scheuen Blick streifend. »Bis dahin hatte
ich mehrmals bemerkt, daß auf verschlungenen Pfaden Männer
aus Apac durch den Dschungel streiften, um mich ausfindig zu machen.
Aber sie wußten nichts von dem Wrack, das ich gefunden
hatte.«
    »Was für ein Wrack, Pepe?«
    »Das Wrack eines Flugzeuges. Es lag ganz unter Lianen und
Gewächsen verborgen. Es mußte schon sehr alt sein. Ich
fand dort Unterschlupf und viele seltsame Sachen, die ich zuvor nie
gesehen habe. Taschenlampen, die noch funktionierten, einen intakten
Kassettenrekorder und Bänder. Mit Musik und mit Sprache. Viele
Bilder und Bücher. Am meisten geholfen hat mir der
Kassettenrekorder. Einer der abgestürzten Passagiere hatte einen
Sprachkurs dabei gehabt. Er hatte spanisch lernen wollen. Ich konnte
spanisch, aber durch den Kurs lernte ich meine Sprache noch besser,
wenn ich auch wenig von der anderen mitbekam, die englisch genannt
wird.«
    Dieser Pepe war ein aufgeweckter, frischer Kerl, an dem man seine
Freude haben konnte. Je länger er erzählte, desto mehr
taute er auf, berichtete weniger stockend und wurde klarer in seinen
Ausführungen.
    Pepe hatte sie alle beobachtet. Er konnte James Owen beschreiben
und dessen Begleiter, der in dem geheimnisvollen Tempel
zurückgeblieben war. Owens Rückkehr durch den Dschungel war
ihm ebensowenig entgangen wie die erneute Ankunft dieses Mannes.
    »Er sieht ihm ähnlich«, berichtete Pepe. »Aber
es ist ein anderer. Der, den ich damals gesehen habe, kann es nicht
sein. Wenn einer lebend aus dem Tempel zurückkommt, dann
trägt er die Saat des Todes in sich.«
    Hellmarks Augenschlitze wurden enger. Was Pepe da sagte, hatte
Hand und Fuß.
    »Willst du damit sagen, daß es ausgeschlossen ist, den
Tempel zu betreten, davonzukommen und es dann noch mal zu
versuchen?«
    »Ja.«
    Björns Blick fiel auf Amag und dann auf den schweren goldenen
Dolch, den er in seiner Hand hielt.
    »Dieses Gold ist aus dem Tempel des Azteken-Königs
Ucuampochtli, nicht wahr?« fragte er leise.
    Die Frage galt dem Eingeborenen-Führer.
    Aber Amag antwortete nicht. Statt dessen sprach Pepe.
    »Ihm kann nichts geschehen«, sagte er rauh, und um seine
Lippen zuckte es. »Ich weiß, warum er mich töten
wollte. Nicht nur aus dem Grund, den er nannte. Er weiß,
daß ich ihn durchschaut habe. Amag ist einer von ihnen –
einer von den Blutpriestern!«
     
    *
     
    Eine Bombe, in ihrer unmittelbaren Nähe explodiert,
hätte keine größere Wirkung haben können.
    »Ich habe ihn gesehen in der goldenen Kleidung und dem
Opfermesser, mit dem er dem Fremden das Herz aus der Brust
schnitt.« Die Anklage Pepes wog schwer.
    Amag – kein Mensch, ein Geist aus der

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