Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits
sie. Hart quietschte
sie in den Angeln. »Das hätte ich hören müssen,
Monsieur«, sagte er heiser. Erschrecken spiegelte sich auf
seinem Gesicht.
Macabros richtete sich auf. »Es tut mir leid, wenn ich Sie
nicht überzeugen kann«, sagte er leise. »Sie waren so
sehr benommen durch die Begegnung mit dem anderen, daß Sie mich
nicht kommen hörten. Führte ich Böses im Schilde,
würde ich mich da nicht anders verhalten?«
»Ich weiß nichts über die Welt der Geister –
aber ich habe gesehen, wie der andere vor Ihnen floh – man kann
den Teufel durch Beelzebub austreiben.«
Das also war es! Philippes Bruder fürchtete, daß
Macabros, ein stärkerer Dämon war als der andere.
Dieses Denken war nicht verkehrt, wenn man berücksichtigte,
was dieser Mann erlebt hatte.
»Sie brauchen mich nicht zu fürchten. Ich bin gekommen
um Ihnen – soweit es in meinen Kräften steht – zu
helfen.«
Das konnte er glauben oder nicht. Aus Erfahrung wußte
Macabros, daß für diesen einfachen Mann alles noch viel
undurchsichtiger und komplizierter gewesen wäre, würde er
ihm erklärt haben, daß er eine Art Geister- und
Dämonenjäger war und über besondere Talente
verfügte, um den Anforderungen, vor die ihn die Geisterwelt
stellte, gewachsen zu sein.
Philippe gab ein paar unartikulierte Laute von sich, und Macabros
wandte sich ihm wieder zu.
Er schlug ihm leicht auf die Backen. »Monsieur, können
Sie mich hören?«
»Ouiii«, kam es langgezogen über die spröden
Lippen.
Philippes Bruder eilte näher. Vergessen schienen die Sorgen,
die ihn eben noch quälten. Der Besucher meinte es offenbar doch
gut.
Aus den Augenwinkeln erblickte er das Schwert, das von dem
Widersacher zurückgeblieben war. Es lag in der entgegengesetzten
Ecke des Zimmers, und hätte der Besucher ihm damit ein Leid
zufügen wollen, hätte er es längst tun
können.
»Sie sind Philippe Maison, nicht wahr?« fragte Macabros
mit klarer Stimme.
Ein Nicken. Der Trödler schien langsam aus seiner Lethargie
aufzuwachen.
»Die Toten – sie kommen – auch wenn man sie nicht
ruft«, tönte es dumpf aus Philippes Mund.
»Warum sind sie gekommen, Monsieur?«
»Weiß nicht – oder doch – mein Freund Michel
– er hat sich mit Okkultem beschäftigt, hat die Geister
gerufen – er hatte so ein schönes Haus. Dann sind sie
gekommen – haben ihm alles zerstört – Ich habe Michel
gefunden…«
Schweigen! Starr der Gesichtsausdruck. Die Augen waren noch immer
unnatürlich weit geöffnet.
»Was ist mit Ihrem Freund Michel passiert?«
»Er ist tot.«
»Wie ist er gestorben?«
»Sie haben ihn – umgebracht! – Wie sie mich
umbringen wollten.«
»Ist es – wegen des Amulettes?«
»Ja! Teufelswerk! Wer eines besitzt ist gefährdet.«
Monoton war die Stimme, bleich das Gesicht. Eiskalt fühlte sich
seine Haut an, als würde kein Blut mehr durch die Adern
fließen.
»Was wissen Sie über das Amulett, Monsieur?«
»Die Welt des Jenseits wird sichtbar wenn man die Mächte
anruft, die in den geheimnisvollen Runen zu Namen werden.«
»Obwohl Sie von der Gefahr gewußt haben, holten Sie es
in Ihr Haus?«
»Ja… Idiotie, nicht wahr? Aber ich arbeitete nicht
damit, ich starrte es immerzu nur an, hörte das hohle, dumpfe
Klingen der Knochen, die höllischen Geräusche einer anderen
Welt. Sie wollten, daß ich mich mit ihnen beschäftige, sie
raunen einem Versprechungen zu, aber ich blieb hart, ich brachte das
Amulett nach Aigues Mortes, wo ich meine anderen Sachen auch immer
hinbringe. Sie wollten mir nicht viel Geld dafür
geben.«
»Da Sie doch um die Gefährlichkeit wußten, warum
haben Sie es nicht einfach vernichtet?«
»Konnte nicht.«
»Kennen Sie Monsieur Bollon?«
»Nein.«
»Er war wie ein Verrückter hinter dem Amulett her. Er
muß gewußt haben, daß Sie es in Ihrem Besitz
hatten.«
»Möglich. Vielleicht kannte er Michel. Hat
möglicherweise erfahren, daß fast der ganze Hausrat
verbrannt wurde. Niemand wollte das Zeug haben.«
Das war ein eklatanter Widerspruch. Hatte Philippe eben nicht
gesagt, daß sein Freund Michel ein herrliches Haus besessen
hatte? Wie war das zu verstehen? Lauter alter Kram im Haus, den
keiner haben wollte?
Macabros hakte nach, aber Philippe schwieg. Er schien wieder in
Lethargie und Grübelei zu versinken.
»Man muß aufpassen«, murmelte er plötzlich
selbstvergessen vor sich hin. »Es gibt viele Stücke…
das hat Michel selbst gesagt… insgesamt sieben…«
Sieben! Die magische Zahl.
»Alle sieben
Weitere Kostenlose Bücher