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Macabros 019: Im Schlund der Höllenschlange

Macabros 019: Im Schlund der Höllenschlange

Titel: Macabros 019: Im Schlund der Höllenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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und deshalb einen
nächtlichen Spaziergang machte.
    Unter normalen Umständen wäre das etwas Natürliches
gewesen. Vielleicht war es auch etwas Natürliches, aber Benjamin
Kennans Auftauchen und seine Besuche in der Vergangenheit waren nicht
dazu angetan, Anne Lowestone mit Freude zu erfüllen. Sie wurde
immer an etwas Schlechtes erinnert.
    Zufall?
    Er wollte mehr über diesen Kennan und seinen nächtlichen
Ausflug wissen.
    Als die dunkle Gestalt sich kaum mehr von dem Gestrüpp im
Vordergrund auf der Weide abhob, entschloß Hellmark sich das zu
tun, was ihm durch den Kopf ging.
    Er vermied, ebenfalls wie ein Schatten durch das Haus zu
schleichen und vielleicht ungewollt Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen.
    Er konnte es einfacher haben, wenn es klappte.
    Er war der Mann, der an zwei Orten gleichzeitig sein konnte.
    Hellmark verdoppelte sich.
    Nur zehn Schritte von Benjamin Kennan entfernt wuchs eine dunkle
Gestalt wie ein Pilz aus dem Boden, lautlos und unheimlich und
unbemerkt von Kennans Augen.
    Macabros, Hellmarks Doppelkörper entstand.
    Der Zweitkörper unterschied sich in nichts in seinem Aussehen
von dem Original, das rund fünfhundert Meter entfernt am
offenen, dunklen Fenster stand. Hellmark konnte von dort aus sowohl
Kennan als auch sich selbst operieren sehen.
    Gleichzeitig nahm er als Macabros die Nähe des Fremden
wahr.
    Kennan inhalierte tief, und Macabros stand dem alten,
geheimnisumwitterten Mann so nahe, daß er dessen Atem
hörte.
    Benjamin Kennan lief langsam. Das Gras unter seinen
Füßen raschelte.
    Der alte Mann ging am Gestrüpp entlang, und es sah wirklich
so aus, als ob er nichts Besonderes suche.
    Macabros verhielt sich ruhig und abwartend.
    Kennan steuerte fast auf ihn zu.
    Aber das Buschwerk stand dicht genug, so daß der Alte nicht
merkte, wer sich dort im Schatten verbarg und ihn beobachtete.
    Im Sternenlicht sah Macabros den Mann deutlich vor sich.
Kraftvolle männliche Züge, ein Mann, der wußte was er
wollte, und der etwas aus seinem Leben gemacht hatte.
    Aber dem Zweitkörper Hellmarks entgingen auch nicht die
Sorgenfalten auf Kennans Stirn.
    Dieser Mann dachte nach. Er steckte voller Unruhe. Er war ein
Sucher. Hier, da er sich allein in der Nacht glaubte, hing er seinen
Gedanken nach.
    Er schnippte die Asche von seiner Zigarre und atmete tief
durch.
    Er kam an dem Gestrüpp vorüber, tauchte weiter im Dunkel
unter und ging auf die Weide hinaus. In der Ferne, hinter dem
hügeligen Gelände der Hochebene sah man die dunklen Buckel.
Dort lagen einige Rinder, die sich die Lowestones hielten. Doch der
Verkauf von Schlachtvieh war nur eine Nebeneinnahmequelle. Die Farm
Lowestones lebte hauptsächlich vom Anbau hochwertiger
Obstsorten, Gemüse und Getreide.
    Macabros bewegte sich. Es geschah völlig lautlos.
    Dennoch blieb der Mann stehen, als hätte ihm jemand eine
Nadel in den Rücken gestochen.
    »Sie brauchen sich nicht zu verstecken«, sagte er, ohne
daß er den Kopf wandte und Macabros wahrnahm. »Ich
weiß, daß Sie da sind.«
     
    *
     
    Der Schrei hallte durch das Haus, und Björn Hellmark zuckte
zusammen.
    Eine Frau!
    Anne Lowestone!
    Er wirbelte herum. Warum schrie sie?
    »Paaatsyyy!« klang es entsetzt durch die Räume.
    Er überlegte nicht lange, stürzte zur Tür und jagte
im Dunkel die Treppe herunter.
    Hier unten war Licht, eine Tür weit aufgerissen. Von dort kam
der Lichtschein. Eine schattengleiche Gestalt rannte aus dem
Zimmer.
    Irgendwo klappte eine Tür. Die Negerin, im Laufen noch den
Gürtel um den weichfließenden Morgenmantel schlingend,
eilte die Treppen herab.
    Björn war zuerst bei Anne Lowestone.
    Aus schreckgeweiteten Augen blickte sie den Mann an.
    Die Frau trug Lockenwickler im Haar, darüber hatte sie ein
buntgemustertes Kopftuch geschlungen. Den schwarzen Schleier trug sie
nicht, und die Schwellungen und Verletzungen wirkten in ihrem
bleichen Gesicht wie Totenflecke auf einer Leiche.
    »Mister Hellmark!« schluchzte sie. »O mein
Gott!« Sie warf sich ihm förmlich entgegen und zitterte am
ganzen Leib. Sie mußte etwas Entsetzliches erlebt haben.
    »Was ist denn los, Misses Lowestone?« fragte er ruhig
und ließ den Blick durch das hellerleuchtete Schlafzimmer
schweifen. Von zwei Betten war eines benutzt.
    Die Vorhänge waren zurückgezogen. Beide
Fensterflügel standen weit offen.
    Unruhe drang durchs Haus. Es blieb nicht aus, daß auch
andere Gäste durch die Schreie aufgeweckt worden waren.
    Anne Lowestone zuckte erschreckt zusammen, als sie die

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