Macabros 019: Im Schlund der Höllenschlange
rollte über den Boden. Das
riesige Schlangenmaul verfehlte ihn um Haaresbreite.
Der Boden erzitterte, als der Koloß wütend den Kopf
herumwarf und seinen tonnenartigen Körper nachsetzte.
Hellmark kam sich vor wie eine Maus, die zum Kampf gegen ein
Mammut antrat.
Er mußte sich diesem Kampf stellen. Hydra suchte die
Auseinandersetzung.
Das Schwert, zuckte der Gedanke wie ein Blitz in sein Hirn. Du
mußt an das Schwert!
Er warf sich wie von Furien gehetzt dem Wagen entgegen, aber er
erreichte ihn nicht.
Der Kopf der höllischen Schlange wischte herum wie ein
riesiges Sensenblatt. Hellmark sah die Gefahr aus den Augenwinkeln
heraus.
Der junge Deutsche erhielt einen vollen Schlag gegen die linke
Körperseite.
Der Boden wurde ihm unter den Füßen weggerissen.
Hellmark flog an der Kühlerhaube des abgestellten Pontiac
vorbei und landete in dem dornigen Gestrüpp am
Straßengraben.
Er ritzte sich die Haut auf und verletzte das Gesicht.
Keine Sekunde verschnaufen, nicht liegenbleiben, hetzten seine
Gedanken. Er wühlte sich aus dem Gestrüpp, ehe das Untier
nachsetzen konnte.
Weg vom Wagen! Wie ein gejagtes Tier schlug Hellmark einen
plötzlichen Haken und lief in entgegengesetzter Richtung davon.
Die Luft um ihn herum brodelte und dampfte, das Ungetüm fauchte.
Heißer Atem traf Hellmark.
Für drei Sekunden lang war der Fliehende aufs Höchste
gefährdet.
Das riesige Maul schwebte über ihm, und er sah den Schlund
wie ein Tor zur Hölle. Hellmark tauchte weg, unter dem Hals
durch und lief in Richtung Deadly Bluff.
Die Stimme seines Blutes meldete sich. Es kam ihm vor, als
hätte er solche Begegnungen in der Vergangenheit schon des
öfteren gehabt. Kenntnisse, die seine fernen Ahnen einst
gewonnen hatten, in ihm schienen sie sich nun wieder zu
aktivieren.
Er reagierte listenreich und mutig wie ein Recke aus einer fernen
Zeit, der einem sagenhaften Drachen begegnet.
Hellmarks Rechnung ging auf.
Er sah, wie der Koloß seinen mächtigen Hals drehte.
Schreckliche Laute drangen aus seinem Rachen und erfüllten die
Luft, so daß es sich anhörte, als würden zahllose
Peitschen gleichzeitig geschlagen, als würde ein unheimlicher
Donner über das Land ziehen.
Das Untier reagierte nicht so schnell wie Björn Hellmark.
Es war noch dabei, sich dem Fliehenden zuzuwenden, als der bereits
wieder einen Haken schlug, in entgegengesetzter Richtung davonlief
und zum Auto spurtete.
Diesen schnellen Wechsel registrierte die Höllenschlange zu
spät.
Den Hals hoch emporgereckt, das Maul noch in die Richtung
führend, in der Hellmark vor wenigen Sekunden verschwunden war,
so hockte sie mitten auf der Straße.
Das Maul war so weit aufgerissen, daß die hervorquellenden
Augen nicht in der Lage waren, in diesen Sekunden Hellmarks Fluchtweg
zu verfolgen.
Wertvolle Sekunden brachen für Björn Hellmark an.
Er schnellte auf den Wagen zu und erreichte die Hintertür,
noch ehe die Höllenbestie erkannte, daß die Gestalt sich
nicht mehr dort befand, wo sie eigentlich hätte sein
müssen.
Wütend warf die Riesenschlange ihren langen Hals herum. Die
hervorquellenden Augen erblickten die Bewegung am Auto.
Hellmark beugte sich nach innen. Auf dem Rücksitz lag der
Lederbehälter, der an einen Geigenkasten erinnerte. Darin war
das Schwert des Toten Gottes aufbewahrt!
Er klappte den Deckel zurück, seine Rechte umklammerte den
mit blitzenden, fremdartigen Edelsteinen besetzten Griff.
Da ging ein Ruck durch das Fahrzeug.
Hellmark schaffte es nicht mehr, sich noch rechtzeitig
zurückzuwerfen.
Eine Erschütterung lief durch den seegrünen Pontiac. Wie
von einer Riesenfaust wurde der Wagen von der asphaltierten
Straße emporgerissen und in die Luft gezerrt.
Hellmark krallte sich ins Polster. Seine Beine baumelten
plötzlich im Freien!
Er riß den Kopf herum und glaubte seinen Augen nicht trauen
zu dürfen.
Die unheimliche Schlange hatte ihre Zähne in die
Kühlerhaube des Autos geschlagen. Der Pontiac sah aus, als
wäre er vorn in eine Schredderanlage geraten.
Der Wagen wurde durchgeschüttelt, als die Schlange
wütend den Kopf hin und her warf.
*
Der Pritschenwagen tauchte aus dem Dunkel. Von weitem schon sah
man die gelben Lichter.
Und die beiden Fahrgäste im Innern des klapprigen Wagens
sahen im Licht dieser Scheinwerfer eine Szene, die aus einem
Monsterfilm der Japaner stammen konnte.
Benjamin Kennan trat voll auf die Bremsen.
Die Pneus quietschten.
»Das gibt es doch nicht!« entfuhr es ihm, und
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