Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren
Anschlags
zurückgeblieben. Es kam ihm darauf an, das Schwert des Toten
Gottes wieder in die Hand zu bekommen.
Björn kletterte über das felsige Gestein, fand das
Schwert und nahm es an sich. Zu Fuß setzte er den Weg Richtung
Finjas fort.
Diese Nacht hatte es in sich. Er hatte das Gefühl, seit Tagen
auf den Beinen zu sein, und fühlte sich müde und
erschöpft.
Am liebsten hätte er sich irgendwo hingelegt und wäre
auf der Stelle eingeschlafen. Aber diese Zeit durfte er sich nicht
nehmen. Er mußte ständig mit einem neuen Angriff aus dem
Unsichtbaren rechnen. Orlok schlief auch nicht. Er wollte seinen
Gegner zermürben.
Es war schon nach Mitternacht, als Björn auf verschlungenen
Pfaden in die Schlucht hinabstieg, wo er den Eingang zur Höhle
suchte. In der Ferne sah er winzige flackernde Lichter, und manchmal
vernahm er leise Stimmen. Das kam von oben aus den Bergen, wo die
Soldaten und die Guardia Civil in dieser Nacht versammelt waren, um
das Rätsel um Finjas zu beobachten.
Björn brauchte länger für die Suche, als er
angenommen hatte.
Stunden vergingen.
Er befand sich im Innern des Berges und merkte nicht, daß
draußen der Morgen graute.
Hellmark tastete die Wände der riesigen Felsquader ab, die
hier standen.
Die Dunkelheit im Innern der ausgedehnten Höhle war ein
Handicap, das er beseitigte, indem er sich noch mal verdoppelte und
als Macabros aus dem Lamborghini die Taschenlampe holte. Danach sah
er mehr und konnte die im Plan eingezeichneten Punkte genau
überprüfen.
In der geräumigen Höhle stieß er auf einen aus
drei mächtigen Quadern bestehenden Durchlaß, der wie ein
Tor für einen Titan wirkte.
Er passierte die Stelle. Lautlos wanderte der Lichtstrahl
über den nackten Felsen und vertrieb die Dunkelheit und die
Schatten.
Björns Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Immer wieder
verglich er die von Abraxas erhaltene Zeichnung mit der Wirklichkeit.
Für einen Außenstehenden wäre es ohne Hilfe des Plans
unmöglich gewesen, sich in dieser labyrinthischen Umgebung
zurechtzufinden.
Er war durch Löcher und Spalten geschlüpft und immer
tiefer in den Bauch des Berges eingedrungen. Hier drin sah es aus,
als hätten einst übermächtige Wesen gehaust. Quader
von mehreren Tonnen Gewicht standen aufgerichtet und ragten bis zur
hohen Decke hinauf. Björn kam sich klein und verloren vor. Das
sollte ein Hünengrab sein? Ganz stimmten die Relationen nicht.
Er hatte schon Hünengräber gesehen. Die waren
anders…
Er näherte sich im Schein der Taschenlampe einer mannshohen,
halbkreisförmigen Mauer. Unwillkürlich wurde Hellmark an
einen riesigen Brunnen erinnert. Hier ging es plötzlich nicht
weiter, und es war ihm, als würde er plötzlich eine ferne
Stimme hören.
»In… den Brunnen…«
Al Nafuur? dachte er noch. Gab der unsichtbare Freund, der in
einem von Dämonen nicht direkt erreichbaren Zwischenreich
existierte, auf diesem Weg ein Zeichen?
Hellmark lauschte in sich. Die Stimme tönte nicht wieder
auf.
Er tastete die aus großen Felsblöcken bestehende
halbkreisförmige Mauer ab, begann mit dem Aufstieg und erreichte
den oberen Rand.
Wie ein breiter Geisterfinger stach der Lichtstrahl in die
Dunkelheit. Ein riesiges, schwarzes Loch dehnte sich vor ihm aus.
Er nahm einen kleinen Stein und ließ ihn fallen. Er sah das
Wurfgeschoß im Licht aufblitzen und dann in der endlosen
Finsternis verschwinden. Er vernahm keinen Aufschlag.
Dies war der Eingang in das jenseitige Reich des unsichtbaren
Phantoms. Diesen Weg waren viele vor ihm gegangen.
Abraxas, Rosemary Finley und viele hundert andere, die sich Orlok
verschrieben hatten.
Sie hatten die Grenze passiert – und waren von diesem
Augenblick an keine Menschen mehr.
Aber bei ihnen hatten andere Voraussetzungen vorgelegen. Sie waren
gekommen, um mit Orlok gemeinsame Sache zu machen.
Er aber kam aus einem anderen Grund. Er wollte das »Auge des
Schwarzen Manja« holen, durch das Orloks Macht auf
unverantwortliche Weise erweitert worden war.
Und er kam, um denjenigen, denen noch zu helfen war, Hilfe zu
bringen.
Er sprang.
Die Abwärtsbewegung in die Tiefe, erfolgte nicht rasend
schnell. Björn schien es, als ob er auf einem mächtigen
Luftkissen schwebe, das sich langsam in die Tiefe senke.
Fest umklammerte er das magische Schwert.
Die Luft um ihn herum veränderte sich. Es wurde wärmer
und feuchter. Diesen gleichen Hauch hatte er vorhin beim Verlassen
des Seat 125 empfunden, und er hatte ihn auch als Macabros in
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