Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
bleiben
und weitere Hinweise durch ihn abwarten sollte.
    Janina brauchte knapp zehn Minuten, um an ihr Ziel zu
gelangen.
    Der Wirt war gleichzeitig Bedienung und Empfangschef. Als die
junge, schlanke Spanierin mit weitschwingendem Rock in die Herberge
trat, hellte sich seine Miene auf.
    »Señorita Sallas – was verschafft mir die
Ehre?« fragte er fröhlich. Er kannte Janina. Jeder im Ort
kannte die Sallas-Geschwister, die oben in den Bergen wohnten. Hier
im Ort kaufte Janina alles ein.
    »Ich hatte für einen Bekannten ein Zimmer
reserviert«, sagte sie aufgeregt nach der
Begrüßung.
    »Für Señor Renion, richtig.«
    Sie nickte. »Ist der Herr – noch im Haus?«
    Der Wirt sah sie einen Moment erstaunt an. »Nein, er ist
weggegangen. Gemeinsam mit Ihrem Bruder, Señorita.«
    »Wann?«
    »Vor ungefähr einer Stunde.«
    Janina Sallas schluckte. »Wie hat Manuel sich
verhalten?« fragte sie rauh.
    »Er war sehr nett, Señorita. Wie immer.«
    »War er nicht anders als sonst?«
    »Nein, es ist mir nicht aufgefallen. Aber warum fragen Sie
danach, Señorita? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Das weiß ich noch nicht, Pedro. Was hat Manuel gesagt,
als er hierher zu Ihnen kam?«
    »Buenos dias, sagte er. Und: ah, da bist du ja schon. Es
scheint als funktioniere unsere Antenne ebensogut wie
früher.«
    Janinas Sallas’ Augen wurden schmal. »Zu wem sagte er
das?«
    »Zu dem fremden Señor.«
    »Er duzte ihn?«
    »Ja.«
    »Señor Renion – wartete bereits auf
Manuel?«
    »So sah es jedenfalls aus.«
    »Hat er sein Gepäck mitgenommen?«
    »Nein, das ist das einzig Merkwürdige vielleicht. Er hat
es hiergelassen mit der Bitte, daß ich es – zusammen mit
einem Brief – zum Bahnhof bringe und seinen Angehörigen
zurückschicke.«
    Janina fuhr zusammen. »Haben Sie den Brief noch.
Pedro?«
    Der Wirt nickte und griff in ein Fach hinter sich. Der Brief war
zugeklebt und trug noch keine Freimarke. Eine gewisse Madame Renion
in Paris war die Empfängerin.
    Janina Sallas riß den Brief einfach auf. Der Wirt war so
verdutzt, daß er im ersten Moment nicht begriff, was
geschah.
    »Aber Señorita!« sagte er dann entsetzt.
»Was tun Sie da? Das dürfen Sie nicht!« Er wollte ihr
den Brief aus der Hand reißen. Janina machte eine halbe Drehung
nach rechts, und der Dicke griff ins Leere.
    »Sie können doch nicht einfach fremde Briefe
öffnen, Señorita?«
    »Nicht unter normalen Umständen, Pedro. Ich hätte
es auch nie getan, wenn ich nicht einen Verdacht hätte. Mit
Manuel und diesem Señor aus Paris stimmt etwas nicht. Sie
verhalten sich so merkwürdig. Auch Manuel hat mir einen Brief
hinterlassen. Einen Brief mit dem gleichen Text«, fügte sie
tonlos hinzu.
    »Seltsam. Was schließen Sie daraus,
Señorita?«
    Sie zuckte die Achseln, und in ihren Augen schimmerte es feucht.
»Ich weiß es nicht, Pedro. Ich weiß überhaupt
nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Manuel schreibt mir,
daß er nicht mein Bruder sei – und dieser Señor
Renion teilt seiner Mutter in Paris mit, daß er nicht ihr Sohn
wäre!«
    Janina biß sich auf die Unterlippe und war vor Erregung
kreidebleich.
    »Sie haben den Paß von Señor Renion gesehen,
Pedro«, fuhr sie unvermittelt fort und reichte den aufgerissenen
Brief dem Wirt zurück. »Sie trifft keine Schuld«,
fügte sie erklärend hinzu. »Ich werde an Madame Renion
schreiben und ihr alles erklären. – Sie haben die Daten aus
dem Paß herausgeschrieben, Pedro. Kann ich das Gästebuch
sehen?« kam sie wieder darauf zu sprechen. Sie war verwirrt.
    Pedro holte es unter der Theke vor. Es war ein sehr altes Buch mit
einem dicken, schwarzen Kartoneinband. Er schlug es auf.
    Jean Baptiste Renions Name füllte die unterste Zeile aus.
    Er war der letzte Gast in der Herberge gewesen.
    Außer Name, Wohn- und Geburtsort war auch das Geburtsdatum
vermerkt. Janina Sallas stierte darauf, und ihr Blick wurde hart.
    »Geboren am 17. März 1938. Das ist doch auch –
Manuels Geburtsdatum!«
     
    *
     
    Auf einem schmalen Feldweg abseits der Berge gingen zwei
Männer nebeneinander her.
    Manuel Sallas und Jean Baptiste Renion, zwei Männer
verschiedener Herkunft, verschiedener Nationalität, die das
Schicksal zusammengebracht hatte.
    Zur gleichen Zeit, als Janina Sallas mit dem Wirt Pedro in der
Herberge sprach, befanden sich die beiden ungleichen Männer nur
wenige Kilometer außerhalb des Ortes.
    Sie waren mit Renions Wagen gefahren, der versteckt hinter
Büschen und Sträuchern abgestellt stand.
    Stumm

Weitere Kostenlose Bücher