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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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führte direkt in die flache,
fremdartige Landschaft mit den Turmruinen und den
Menschenhäusern aus einer anderen Zeit.
    Er war schon mal hier gewesen und hatte diese Stadt der Toten, in
der Orlok regierte, bereits als Macabros kennengelernt.
    Er atmete tief und ruhig, und mit jedem Schritt, den er ging,
kehrten die alte Kraft, Zuversicht und das Selbstvertrauen wieder
zurück.
    Seine Sinne waren gespannt und darauf gefaßt, jeden
Augenblick neu angegriffen zu werden.
    Er hatte sich viel zugemutet. Es wäre vielleicht besser
gewesen, vor dem Eindringen in das Reich des Unsichtbaren
genügend auszuruhen. Aber dazu hatte er keine Gelegenheit
gefunden. Er stand unter Handlungszwang.
    Er war Zeuge geworden, was Orlok bereits vermochte und wie
rücksichtslos er mit der Kraft umging, die ihm zur
Verfügung stand. Ein Menschenleben zählte nichts für
ihn.
    Orlok beobachtete ihn. Und all die anderen. Hellmark spürte
es. Die Untoten verbrachten ihr bemitleidenswertes Dasein in dieser
öden Stadt, nur von der Hoffnung beseelt, eines Tages in die
Welt zurückzukehren, aus der sie kamen, um dann dort Angst und
Grauen zu verbreiten. Dazu aber mußten andere
herübergeschleust werden, Seelen, die sie übernehmen
konnten.
    Er brachte ein Stück dieses Lebens mit. Wenn er hier versagte
– war er verloren. Die Horde würde sich auf ihn
stürzen und ihm das Leben aussaugen.
    Unendliche, unheimliche Stille! Die Ruhe vor dem Sturm?
    Orlok war ein großer Magier. Er konnte, wenn er es gewollt
hätte, den Weg zu seinem Tempel zu einem Spießrutenlaufen
für ihn arrangieren.
    Aber nichts ereignete sich.
    Der Weg führte bergan. Auf dem Hügel stand der
Felsentempel. Dort hinein war Carmen de Silva gelockt worden –
und verschwunden.
    Dort wartete sie auf ihn. Dort, im Tempel der toten Seelen,
wartete auch Orlok.
    Im Tempel – so wußte er durch Abraxas und seinen
unsichtbaren Freund Al Nafuur – war das »Auge des Schwarzen
Manja« deponiert.
    Hellmark konnte nur mit seinem Originalkörper, nur wenn er
sich direkt in Gefahr begab, in den Besitz des Auges kommen, das
Orloks Beobachtungsraum beachtlich erweitert hatte.
    Er war wegen der jungen Spanierin gekommen und wegen des Auges. Er
hoffte, das Leben Carmen de Silvas zu retten und sie vor dem
schrecklichen Los zu bewahren, dem bereits alle zum Opfer fielen,
deren Orlok habhaft werden konnte.
    Lautlos öffnete sich die dunkle Tempelwand.
    Rötlich strahlend brach es von innen heraus, als hatte ein
schlafendes Ungeheuer seinen Rachen geöffnet, um ihn
aufzunehmen.
    Björn hielt den Atem an.
    Seine Rechte umklammerte das magische Schwert und mit der anderen
tastete er nach seiner Hosentasche, in der er stets die
Dämonenmaske trug.
    Panischer Schrecken durchfuhr ihn. Die Maske – er fühlte
sie nicht! Er hatte sie verloren!
    Sofort hatte er einen Verdacht.
    Beim Ausbruch des Feuers in der Herberge in Finjas, als er von
Soldaten gerettet worden war! Dabei mußte ihm die Maske aus der
Tasche gerutscht sein.
    Hellmark stand vor der gewaltigen Öffnung. Er konnte nicht
mehr zurück.
    »Nun?!« fragte eine höhnische Stimme, die er nur zu
gut kannte. »Zufrieden? Komm herein, trete ein in mein Haus! Ich
habe dich erwartet.«
    Er tat einen Schritt nach vorn. Die Tempelhalle war so riesig,
daß er ihr anderes Ende nicht sehen konnte.
    Aber er sah Carmen de Silva.
    Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand sie gegen eine bizarre
Säule gelehnt und starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen
an.
    Hinter ihm glitt die Felswand zusammen.
    Nun war er im Tempel des Unsichtbaren.
    Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Es hieß erkennen
und kämpfen.
    Die Alternative: entweder mit der jungen Lehrerin aus Barcelona
und dem Auge des Schwarzen Manja zurückzukehren – oder im
Tempel der Toten gefangen zu sein.
    Das magische Leuchten, das aus den Wänden, der endlosen Decke
und dem Boden zu kommen schien, verstärkte sich.
    »Ich habe mich auf diese Begegnung gut vorbereitet«,
sagte die furchtbare Stimme des Phantoms.
    Björn sah den bronzefarbenen Titan, der wie ein Götze
eine Breitseite des Tempels einnahm: Die riesigen Arme vor der
nackten Brust verschränkt, den Kopf stolz und siegesgewiß
erhoben, auf Hellmark herabblickend, den er wie ein lästiges
Insekt zwischen seinen gewaltigen Fingern zerdrücken konnte,
wenn er die Hand nach ihm ausstreckte. »Ich hatte mehr als
einmal die Gelegenheit, dich in Aktion zu sehen. Ich bewundere deinen
Mut und deinen Kampfgeist. Du bist aus einem besonderen

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