Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Holz
geschnitzt. Ich möchte ein Spiel mit dir machen und sehen, ob du
nicht nur mit deinen Muskeln, sondern auch mit deinem Geist
kämpfen kannst. Du kannst dabei alles gewinnen – oder alles
verlieren. Das liegt an dir. Sieh’ her!«
    Orlok streckte ihm seine Rechte entgegen. In der riesigen flachen
Hand schimmerte – groß wie eine Menschenfaust – ein
rubinroter ovaler Gegenstand.
    Das ’Auge des Schwarzen Manja’! Wie ein kostbarer
Edelstein funkelte er, das magische Leuchten rundum sank dabei zu
einem diffusen Schimmern herab.
    Wie gebannt starrte Björn auf den kostbaren Stein, dessen
Besitz ihn dem Ziel, die finsteren Dämonenmächte, die nach
der Erde und den Menschen griffen, ein für allemal
auszuschalten, näherbrachte.
    Das Phantom zog die Hand zurück und legte den Stein auf eine
niedrige Säule, die auf Orloks stummen Befehl aus diffusem Licht
emporquoll.
    »Und nun zum Spiel«, fuhr der Unheimliche fort.
    Mit den Händen machte er eine fremdartige Geste. Vor ihm aus
dem Nichts formte sich ein gewaltiger Tisch und stieg aus dem Boden
empor, auf dem Hellmark stand.
    Der Magier zeigte seine Macht.
    Björn wurde wie von einer Plattform in die Höhe getragen
und sah sich irritiert um.
    Der Boden unter seinen Füßen, der plötzlich wie
eine große Tischplatte auf spindeldürren,
verschnörkelten Beinen stand, als hätte sich ein
spinnenartiges Ungeheuer aufgerichtet, veränderte sein
Aussehen.
    Große weiße und schwarze Felder entstanden. Ein
Spielbrett!
    Carmen de Silva, die eben noch so nahe bei ihm stand und die er
weiterhin in seiner Nähe wissen wollte, stand plötzlich
viele Meter weit von ihm entfernt, schwebte nach hinten, verharrte
auf einem Spielquadrat und blickte ihn ängstlich an.
    »Sie ist eine deiner Mitspielerinnen, Sohn des
Toten-Gottes«, bekam er zu hören. »Ich habe das Spiel
der Könige für dich ausersehen, was uns zur Ehre gereicht,
denn sind wir nicht beide König – jeder in seinem Reich?
Ich werde mein Spiel spielen – mit meinen Freunden. Du wirst es
spielen, mit den deinen. Schwarz gegen Weiß. Du wirst dabei
nicht nur Spieler sein, sondern auch handelnde Figur. Bedenke jeden
Zug, den du tust, gut!«
    Orlok beherrschte die Materie in seinem Reich. Atome gehorchten
seinem Willen. Sie formten aus einem Wirbel neue
Molekularstrukturen.
    Der Magier war in voller Aktion.
    Auf dem riesigen Schachbrett begann es plötzlich zu leben und
zu wimmeln. Die Spieler erschienen.
    Für Orlok erschienen die Untoten. Sie glichen sich wie ein Ei
dem anderen und nahmen ihre Positionen ein. Die grün-grauen
Gestalten mit den zerfetzten Gewändern standen in Reih und Glied
auf den Feldern des Bauern. Hinter den mageren Gestalten mit den
Totenkopfgesichtern tauchten furchteinflößende,
dämonenfratzige Wesen auf. Auf dem Feld der Königin
erschien eine unheimlich aussehende Frau mit strenger Frisur
bösen, glühenden Augen und einem schmalen Mund. Sie trug um
den Hals eine Kette, an der faustgroße Totenköpfe
aufgereiht waren. Über ihre linke Schulter glitt eine
giftgrüne Schlange, berührte ihre bloßen Brüste
und schlängelte sich um ihren Leib.
    Der Lendenschurz sah aus wie die bizarre Schwinge einer
Fledermaus.
    Die Haut der Königin der schwarzen Spielfiguren war
dunkelgrün. Wenn sie ihre Lippen verzog, wurde ihr blutrotes
Vampirgebiß sichtbar, als hätte sie erst eben diese
Zähne in eine besonders pralle Ader gebohrt.
    Neben der Schreckenskönigin dieses makabren Spiels stand
bronzefarben, mit gewölbter Brust und einem kugelrunden
Götzenschädel eine lebendige, mannsgroße Wiedergabe
des Phantoms Orlok.
    Er überragte nicht mehr als lebender Götze das gesamte
Spielfeld und nahm nicht mehr den Altar ein. Er war geschrumpft und
nun so groß wie alle anderen auch. Sein kahler, glänzender
Schädel war bedeckt von einer breiten Goldkrone, in der Rechten
hielt er ein goldenes Zepter, das einen länglichen Totenkopf
trug.
    Orlok war auch zur handelnden Spielerfigur geworden.
    »Nein, du irrst«, wurden da durch die Stimme des
Meisters der Schwarzen Magie die Gedanken Björns berichtigt.
»Der gegnerische König ist nur ein Abbild. Ich bin immer
noch da, wo ich eben gewesen bin, nur hast du mich für einen
Moment lang während der Umwandlung nicht sehen
können.«
    Aus diffusen Nebeln schälte sich wieder der Götzentitan,
überragte alles mit seinem riesigen Körper und starrte auf
das Spielbrett, das für Björn gewaltig, für ihn jedoch
in der Tat nur wie ein Spielzeug

Weitere Kostenlose Bücher