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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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war.
    »Und nun sieh dir deine Mitspieler an! Mach dich mit ihnen
vertraut!«
    Björn drehte sich wie eine Marionette auf der Stelle, das
Schwert noch immer umklammernd, das in diesem gewaltigen Tempel nun
bedeutungslos werden sollte.
    Der Atem stockte ihm, als er sah, was Orlok mit seinen magischen
Kräften bewerkstelligt hatte.
    Vor ihm standen Menschen. Er sah die Entführten aus Finjas,
die Angehörigen der Guardia Civil in ihren Uniformen, eine
spanische Familie, die mitsamt ihrem Haus in das jenseitige
Schattenreich geholt worden waren.
    Mitten unter ihnen – Carmen de Silva, flankiert von ihrer
Mutter und ihrem Vater.
    Entweder trieb Orlok hier ein Spiel mit Visionen, oder er hatte
dem ungeheuerlichen Spiel zuliebe die Seelen der de Silvas noch mal
freigegeben, um Carmen um so deutlicher den Verlust vor Augen zu
führen, um sie zusätzlich zu quälen.
    Björn konnte mit ihnen sprechen. Sie alle hatten Angst, aber
sie wußten, daß sie sich diesem ungewöhnlichen
Schicksal beugen mußten und daß es keinen anderen Ausweg
für sie gab. Sie hofften auf ihn, Björn Hellmark.
    Auch er mußte sich beugen und das Beste aus der von Orlok
aufgezwungenen Situation machen.
    Die Menschen, die erst kürzlich hier eingetroffen waren,
öffneten eine Gasse, damit Hellmark seinen Platz einnehmen
konnte.
    Sein Herzschlag stockte, als er die hinterste Reihe des gewaltigen
Spielfeldes sah.
    Da standen Rani Mahay und Pepe, der vierzehnjährige
Adoptivsohn. Sie hatten die Positionen der Läufer
eingenommen.
    Vertraute Gesichter auch links und rechts neben ihnen.
    »Die Königin«, sagte Orlok nur. »Sie ist auch
da.«
    Es versetzte dem Deutschen einen Stich ins Herz.
    Die Königin war braunhäutig, schlank und anmutig. Sie
trug auf dem wie aus dunklem Marmor gearbeiteten Kopf eine schmale,
blinkende Krone.
    Ihr Körper war bedeckt von einem winzigen BH und einem ebenso
knapp sitzenden Höschen. Diesen lindgrünen Mini-Bikini
hatte Björn noch nie an ihr gesehen.
    Die Königin, deren Leben er schützen und verteidigen
mußte, war auch im wirklichen Leben die Königin seines
Herzens und niemand anders als – Carminia Brado!
     
    *
     
    Welch grausiges Spiel hatte Orlok sich ausgedacht!
    Hellmark nahm den Platz neben Carminia ein. Die Nähe der
Geliebten irritierte ihn. Es stand so viel auf dem Spiel. Orlok war
ein Scheusal, doch er bestimmte die Spieler und die Figuren. Es war
sein Spiel.
    »Weiß ist am Zug, Weiß beginnt«, ließ
Orlok ihm großzügig den Vortritt.
    Die Menschen, die vor ihm standen, die ihn umgaben, waren unruhig,
nervös. Björn war verwundert, daß sie sich aber trotz
aller Erregung so gefaßt verhielten, daß keiner schrie
und undiszipliniert losrannte. Bis er erkannte, daß sie dazu
gar nicht in der Lage waren.
    Sie waren durch Orloks Willen zu Marionetten geworden und konnten
nur die Bewegungen ausführen, die Hellmark von ihnen verlangte.
Er sprach Rani Mahay an und Pepe, den Jungen, der ein parapsychisches
Phänomen war und telekinetische Kräfte freisetzen konnte.
Der kleine Mexikaner aber war hier in diesem Raum nicht in der Lage
dazu. Auch Björns Versuch, Macabros entstehen zu lassen,
mißlang. Hier versagten seine übersinnlichen
Fähigkeiten. Wie Al Nafuur es ihm prophezeit hatte…
    Er war in diesem finsteren, unfaßbaren Jenseitsreich auf
seinen schwachen, sterblichen Körper angewiesen.
    »Weiß ist am Zug«, forderte Orlok ihn noch mal auf
und lehnte seinen massigen, fettig glänzenden Leib zurück.
Ein arrogantes, teuflisches Grinsen bestimmte sein kugelrundes
Gesicht.
    Das Spiel begann. Jetzt hieß es Geduld, Ausdauer und Geist
in die Waagschale werfen.
    Hellmark spielte geschickt, mit großem Können, aber
Orlok war der Erfahrenere von beiden. Es zeigte sich, daß er
dieses makabre Spiel schon mehr als einmal gespielt hatte.
    Eine verlorene Spielerfigur bedeutete eine verlorene Seele.
    Konnte Hellmark einen der »Schwarzen« durch einen
geschickten Zug ausschalten, dann verließ der Untote das Feld
und tauchte unter in diffusen Nebeln, die wie Vorhänge hinter
Orlok wogten.
    Hellmarks Spieler aber wurden zu Untoten, die sich in die Reihen
der Beobachter mischten und wie Spukgestalten den Spieltisch
umstanden.
    Die Reihen lichteten sich. Anfangs sah es so aus, daß
Björn deutlich überlegene Spielzüge machte, daß
er seine »Figuren« schonte, daß er mit dem Leben, das
ihm da anvertraut war, nicht leichtfertig umging.
    Aber dann beging er Fehler über Fehler. Sein Schädel
dröhnte, und er

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