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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sie eine solche
für ihn hätten…«
    Burghardt hörte gar nicht richtig zu. Er war in Gedanken
versunken und sagte: »Ich war vorhin unten am See… habe
einen Spaziergang unternommen… und hätte schwören
können, daß ich einen Moment lang Rudi Czernin in dem dem
See zugewandten Zimmer gesehen habe!«
    Die Frau zuckte leicht zusammen. »Nein, das ist ganz
unmöglich! Herr Czernin befindet sich nicht im Haus. Sie haben
sich getäuscht.«
    Es klang nicht überzeugend, und als er sie ansah, wurde er
das Gefühl nicht los, daß diese Frau von einer Angst
erfüllt war, die sie nur mühsam verbarg.
     
    *
     
    Er ging zum See hinunter.
    Diese mysteriöse Sache ließ Rolf Burghardt keine
Ruhe.
    Wurde Czernin gegen seinen Willen gefangengehalten? War diese
mütterlich aussehende Frau wirklich die Haushälterin,
für die sie sich ausgab?
    Der Spazierweg führte nicht allzu weit an Czernins Haus
vorbei. Das Segelboot kreuzte noch immer in der Mitte des
Wörther Sees. Sonst war kein Mensch weit und breit.
    Die zunehmende Dämmerung kam dem Reporter zustatten. Das
Metallgitter an der Südwestseite des Czerninschen Hauses, an dem
die Kletterrosen hochrankten, konnte man bequem als Leiter benutzen,
wenn man etwas beweglich war.
    Er vergewisserte sich, daß wirklich kein Mensch ihn
beobachtete. Sein Plan lag fest, er wußte, wie er vorzugehen
hatte, führte aber diesen Plan nicht sofort aus.
    Es mußte erst noch dunkler werden.
    Burghardt beobachtete das Haus weiter. Ein Zufall kam ihm zu
Hilfe.
    Die Lichter in der Wohnung erloschen. Die Haushälterin
schloß wenig später die Tür ab und ging die
Straße hoch.
    Etwas Besseres konnte ihm gar nicht passieren!
    Rudi Czernin allein in der Wohnung!
    Burghardt kletterte an dem dunkel lackierten Eisengitter in die
Höhe. Er zerstach sich Finger und Handinnenflächen an den
Rosendornen, aber daran war nichts mehr zu ändern.
    Das Gefühl einer großen und nicht ganz
ungefährlichen Sache auf der Spur zu sein, wurde immer
stärker in ihm.
    Er stieg über die Balkonbrüstung und warf noch mal einen
Blick nach unten.
    War er beobachtet worden?
    Das wäre peinlich, aber unter Umständen nicht tragisch.
Was er hier tat, war zwar nicht ganz im Sinne des Gesetzes, doch er
konnte sich immer herausreden und behaupten, daß er davon
überzeugt gewesen sei, Czernin befände sich in Gefahr.
Schon mehr als einmal in seinem Leben hatte er sich Informationen auf
nicht ganz korrekte Art beschafft, aber das gehörte zu seinem
Berufsrisiko.
    Rolf Burghardt stand auf dem Balkon. Die Tür zur Wohnung war
verschlossen. Mit einem Spezialschlüssel öffnete er sie und
huschte in das dunkle Zimmer.
    Alles war ruhig. Keiner hatte etwas gesehen. Nun würde sich
zeigen, was hier im Haus vorging.
    Der Reporter war so mit sich selbst und seinen Überlegungen
beschäftigt, daß er etwas übersehen hatte.
    Da war doch jemand…
    Eine sportliche Erscheinung, ein junger Mann, großgewachsen,
blond, eine dunkle Brille tragend. Seit dem späten Nachmittag
schon beobachtete dieser Mann den Reporter, dessen verdächtiges
Verhalten ihm aufgefallen war.
    Dieser Mann war stets sehr vorsichtig und ging äußerst
geschickt zu Werke.
    Macabros war gekommen, weil Al Nafuur ihn auf Czernin aufmerksam
gemacht hatte. Aber da war noch jemand, der sich ebenfalls für
den Geologen zu interessieren schien.
    Ein Mensch? Ein Dämon? Ein Feind des Geologen? So wie er sich
verhielt, konnte man ihm zumindest keine freundschaftlichen Absichten
unterstellen.
    Wer nichts zu verbergen hatte, wer als Freund kam, brauchte nicht
den Weg über den Balkon zu nehmen.
    Macabros sah die dunkle Gestalt im Zimmer verschwinden und
zögerte keine Sekunde. Hellmark, der mit wachsamen Sinnen seinen
Doppelkörper bewußt und aus der Ferne kontrollierte,
brauchte nur einen Gedanken daran zu verschwenden – und Macabros
löste sich auf und erstand neu wieder knapp drei Meter
höher auf dem Balkon, ohne daß er sich der Mühe des
Kletterns hätte unterziehen müssen.
    Wie ein Schatten huschte auch er in das düstere Zimmer und
stand wie ein Gespenst hinter dem Reporter, der die Hand auf die
Türklinke zum Schlafzimmer legte und von seinem Beobachter bis
zu diesem Moment noch nicht bemerkt hatte…
     
    *
     
    Lautlos öffnete er die Tür, zunächst spaltbreit.
Dumpfe, verbrauchte Luft schlug ihm entgegen. Ein leises Stöhnen
drang an seine Ohren.
    Czernin gab seltsame Laute von sich. Er schien im Schlaf zu
sprechen oder machte Fieberphantasien durch.

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