Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
helfen und…« Weiter sprach der Reporter nicht.
Macabros wußte später nicht mehr zu sagen, wie es
eigentlich gekommen war, daß Burghardt seinen Kopf wandte und
im gleichen Augenblick feststellte, daß er nicht der einzige
war, der in die Wohnung eindrang.
Burghardt und Macabros – sie reagierten beide
gleichzeitig.
Der Reporter registrierte noch, daß sich irgend etwas in
sein Bewußtsein schlich, das er nicht mit seinen eigenen
Gedanken und Gefühlen erklären konnte. Da war etwas
Fremdes, etwas, das ihn warnte?! Nein! Etwas, das ihn zwang, den Kopf
zu wenden. Er hatte kein Geräusch gehört und keinen
verdächtigen Schatten wahrgenommen – und doch wußte
er einfach, daß ihm eine Gefahr drohte, daß er sofort
reagieren mußte.
Er war flink und beweglich und schlug grundsätzlich immer
erst zu und fragte dann, was eigentlich los war.
Seine Rechte stieß durch die Luft.
Burghardt glaubte, blitzschnell zu sein. Aber der andere, der
Fremde, war noch eine Zehntel-Sekunde schneller.
Auch dieser Mann handelte im Zweifelsfall immer erst und stellte
danach seine Fragen. Macabros reagierte grundsätzlich im Sinn
seines Erstkörpers, obwohl ihm – da er nicht aus Fleisch
und Blut bestand – niemals eine unmittelbare Gefahr drohte.
Macabros blockte ab. Burghardt hatte das Gefühl, gegen einen
eisernen Pfosten anzurennen. Er wußte nicht, wie ihm
geschah.
Es knirschte. Das war sein Handgelenk. Brennender Schmerz
durchfuhr ihn. Er wollte sich sofort losreißen. Das ging nicht.
Er flog nach vorn. Plötzlich spürte er keinen Boden mehr
unter den Füßen.
Er überschlug sich. Etwas Dunkles stieß ihm entgegen.
Mit Verwunderung stellte er noch fest, daß sein unbekannter
Gegner ihn mit einer Hand über seine Schultern zog und mit der
anderen ihm im freien Flug noch einen kurzen, trockenen Haken
verpaßte, wie er ihn sich eigentlich für den anderen
ausgedacht hatte.
Dumpf schlug er zu Boden. Er landete mit dem Kopf an einem uralten
Sofa, das genau hinter ihm stand und durch den Aufprall in allen
Fugen ächzte. Aber es brach nicht zusammen.
Burghardt schnaubte noch mal kurz, dann legte sich sein Kopf zur
Seite. Er trat geistig weg.
Macabros zog verwundert und kaum merklich die Augenbrauen hoch.
»Er scheint nicht zu den Schergen zu gehören, die mir sonst
zu schaffen machen«, murmelte Macabros irritiert. Dämonen
und höllische Helfershelfer aus den jenseitigen Reichen, die
Molochos und dessen Schwarze Brut unterworfen hatten, ließen
sich in der Regel nicht durch einen gezielten Faustschlag zu Boden
schicken.
Macabros nahm sich vor, mit dem Fremden ein paar Worte zu
wechseln, um Näheres über dessen Ziele er erfahren.
Vielleicht traf er hier auf einen Freund, dem Czernins Schicksal zu
Ohren gekommen war und der nichts Böses im Schilde führte?
Das alles würde sich in nächster Zukunft herausstellen.
Zunächst aber war Czernin wichtig. Al Nafuurs Drängen
hatte seine Bedeutung.
Rudi Czernin hatte sich im Totenmaar aufgehalten. Wo lag es? Was
für eine Bedeutung hatte es für Hellmarks Mission auf der
Erde?
Czernin quiekte wie ein Schwein, das man abstach. Angstvoll hielt
er die Augen aufgerissen. Das wilde Glitzern in seinen Pupillen aber
ließ schon nach.
»Was… was wollen Sie hier? Wie kommen Sie herein?«
fragte er scheu. Er krallte sich an der Zudecke fest.
Erst jetzt schien ihm bewußt zu werden, daß er sich
gar nicht mehr allein im Zimmer aufhielt.
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bin gekommen, um
Ihnen zu helfen.«
Macabros’ Stimme klang angenehm, beruhigend, und Czernin
fand, daß dieser Mann nicht wie jemand aussah, der ihm ans
Leben wollte.
Seine Blicke irrten zu dem Mann am Sofa. Der rührte sich noch
immer nicht.
»Burghardt?« murmelte er verwundert und rieb sich die
Augen. »Wie kommt der hierher?«
»Sie kennen – diesen Mann?«
»Ja. Ich habe ihn kennengelernt – auf Paul Gerauers
letzter Party.«
»Das tut mir leid.«
»Daß ich ihn kennenlernte?«
»Nein, daß ich ihn niedergeschlagen habe. Wenn er doch
ein Freund von Ihnen ist.«
Czernin schüttelte sich leicht und fuhr sich mit der Rechten
durch seine Haare. »Freund – ist zuviel gesagt. Aber wie
kommt er nur hierher?«
»Durchs Fenster.«
»Ich verstehe das nicht. Es ist verrückt, die ganze Welt
ist verrückt.«
Macabros näherte sich Czernins Bett. Der Mann machte einen
kranken Eindruck. Er sah wächsern und kraftlos aus. »Auch
ich bin durchs Fenster gekommen. Ich beobachte Herrn Burghardt
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