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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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um. Erstaunen kennzeichnete ihre Miene.
Burghardt riß sofort das Fernglas herum. Deutlich erkannte er,
daß die Frau sprach. Im Zimmer, wo sie noch eben Staub gewischt
hatte, tauchte eine Person auf.
    Die Frau schüttelte den Kopf. Ihre Lippen bewegten sich
schnell. Burghardt konnte nicht von ihrem Mund ablesen, was sie
sagte, aber es mußte irgend etwas Kritisches. Vorwurfsvolles
sein.
    Eine dunkle Gestalt kam aus dem Zimmer. Es war ein Mann. Er trug
einen dunkelblauen Morgenmantel.
    Die Gestalt war etwas schwach auf den Beinen, als käme sie
gerade nach längerem Kranksein aus dem Bett.
    Burghardt sah das Gesicht des anderen, der Anblick traf ihn wie
ein Schock.
    Der Mann mitten im Zimmer dort drüben – war niemand
anders als Rudi Czernin!
     
    *
     
    Hatte er alles nur geträumt?
    Ein Mann verschwand, wurde unsichtbar – und tauchte zwei Tage
später wieder in seinem Haus auf?!
    Der Reporter schluckte. Er preßte die Augen zusammen,
wischte darüber und setzte dann das Glas erneut an.
    Der Eindruck blieb.
    Dort drüben stand tatsächlich der Verschwundene. Oder
ein Doppelgänger? Oder – sein Bruder?
    Burghardt war fassungslos. Aber nur drei Sekunden lang. Er konnte
sich schnell einer Situation anpassen und verhielt sich
dementsprechend.
    Hier geschah wieder etwas, wofür er keine natürliche
Erklärung fand. Daraus zog er die Konsequenzen.
    Er beobachtete die beiden Gestalten drüben im Zimmer noch
eine Weile.
    Die Balkontür stand offen. Jetzt hätte er dort
drüben hinter dem Mauervorsprung, der als Windschutz und im
Sommer als Schattenspender diente, stehen wollen, um zu hören,
was gesprochen wurde.
    Die Frau redete heftig auf Czernin ein. Der nickte, wandte sich ab
und verließ das Zimmer. Der Raum dahinter war ein
Schlafzimmer.
    Czernin war krank.
    Rolf Burghardts Lippen bildeten einen schmalen Strich in seinem
angespannten Gesicht.
    Er wollte es genau wissen, und zwar sofort.
    Er griff nach dem Jackett am Türhaken, schlüpfte hinein
und verließ sein Zimmer, mechanisch die Tür
abschließend. Unten im Empfang, in dem niemand anwesend war,
hängte er die Schlüssel an das Brett und verließ die
Pension. Zu Czernins Haus waren es nicht mal zwei Minuten. Burghardt
ging direkt am See entlang, stand kurz darauf vor der Haustür
des Geologen und betätigte die Klingel.
    Er mußte eine volle Minute warten, ehe sich im Haus etwas
rührte. Er achtete auf jedes Geräusch, als könne er
daraus seine Schlüsse ziehen.
    Schritte kamen von oben und näherten sich der Tür. Sie
wurde geöffnet. Die Frau stand vor ihm und musterte ihn.
    »Ja, bitte? Sie wünschen?« wurde er gefragt.
    »Mein Name ist Rolf Burghardt«, stellte der Besucher
sich vor und lächelte. Er konnte sich gut verstellen und
ließ sich nicht anmerken, daß er in Wirklichkeit
völlig verwirrt war. So etwas war ihm schon lange nicht mehr
passiert. »Ich bin Mitarbeiter einer Zeitschrift. Vor einiger
Zeit hatte ich die Gelegenheit, Herrn Czernin kennenzulernen. Er bat
mich, einmal vorbeizuschauen, wenn ich hier in der Gegend sei. Ich
halte mich zufällig hier auf und möchte ihm gern einen
Besuch machen.«
    »Da muß ich Sie leider enttäuschen, Herr
Burghardt. Herr Czernin ist nicht im Haus!«
    »Nun, das macht nichts. Ich kann gern später noch mal
wiederkommen. Ich werde drei, vier Tage hier am Wörther See
bleiben.«
    »Das wird auch nichts nützen. Es tut mir leid, aber es
ist kaum anzunehmen, daß Herr Czernin in der nächsten Zeit
hier auftaucht.«
    »Hat er eine größere Reise unternommen?«
    »Ja.«
    »Darf man erfahren, wohin?« Burghardt war zäh. Er
ließ sich nicht so schnell abwimmeln. Daß dieses
Gespräch allerdings eine solche Richtung nahm, hätte er
sich nicht träumen lassen.
    Czernin ließ sich verleugnen?
    Die Haushälterin zuckte die Achseln. »Da bin ich leider
überfragt. Tut mir leid! Ich bin nicht Frau Czernin, ich
führe hier nur stundenweise den Haushalt. Herr Czernin weiht
mich nicht in seine Pläne ein.«
    Dagegen gab es kein Argument. Das war klar und eindeutig.
    »Schade«, murmelte Burghardt und kraulte sich im Nacken.
»Ich hatte mich so auf ein Wiedersehen gefreut.« Er blickte
an der Frau vorbei hinaus auf den See, von dem er ein Stück von
hier aus sehen konnte.
    »Ja, das ist schade«, sagte die
Fünfzigjährige, ehe er fortfahren konnte. »Aber
vielleicht kann ich etwas hinterlegen? Es könnte auch sein,
daß er zwischenzeitlich mal anruft. Ich richte ihm gern Ihre
Grüße aus oder auch eine Nachricht, wenn

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