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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zu
spät ist!«
     
    *
     
    Zu einer weiteren Frage kam es nicht. So unerwartet Al Nafuur in
seine Gedankenwelt eingebrochen war, so unverhofft hatte er sich
wieder zurückgezogen.
    Björn hockte noch am Beckenrand. Carminia tauchte vor ihm auf
und umfaßte mit ihren nassen Händen seine Armgelenke. Sie
lächelte. »Keine Lust?« fragte sie nur.
    »Kommt ganz darauf an, worauf«, entgegnete er.
    »Darüber können wir uns im Wasser einigen.«
Sie ließ sich einfach zurückfallen, ließ aber nicht
los, und Björn verlor das Gleichgewicht.
    Er klatschte ins Becken. Pepe krähte wie von Sinnen, warf die
Arme hoch wie im Triumph und brüllte: »Juchhuuu!«
    Björn tummelte sich wie die Freunde im Becken, war
gelöst und vergnügt und schien mit seinen Gedanken ganz bei
ihnen zu sein. Doch der Eindruck täuschte.
    Sie alle wußten, daß er an zwei Orten zur gleichen
Zeit sein, daß er sich verdoppeln konnte, aber sie ahnten
nicht, daß das genau in diesem Augenblick der Fall war.
    Während er mit ihnen tollte, hielt er sich gleichzeitig
einige hundert Kilometer weiter entfernt noch mal auf. In einem
anderen Land – als Macabros.
     
    *
     
    Burghardt gab sich immer erst dann zufrieden, wenn er eine Sache
voll begriffen hatte.
    Seit einem Tag hielt er sich in Velden auf. Er informierte sich
über das Haus des Geologen und mietete sich in einer nahen
Pension ein. Mit Blick zum See.
    Der kleine Balkon, der von seinem Zimmer aus einen hervorragenden
Blick ermöglichte, lag so günstig, daß er von hier
auf das etwas schräg zu ihm stehende Haus des Geologen sehen
konnte.
    Man merkte, daß die Hauptsaison ihrem Ende zuging. Hier, wo
es sonst von Touristen wimmelte, war es ruhig geworden. Es bereitete
keine großen Schwierigkeiten ein Zimmer zu bekommen, und der
See, auf dem sonst reges Leben herrschte, machte an diesem Mittag
einen etwas trostlosen Eindruck. Die Boote schaukelten im Wind an
ihren Vertäuungen, einzelne Spaziergänger schlenderten am
Ufer entlang, durch die geschlossenen Fenster der nahen Cafés
und Restaurants sah man die Gäste, die lieber drin blieben,
Kaffee und Tee tranken und die Stille genossen.
    Das alles bekam er am Rande mit. Sein Hauptaugenmerk richtete er
auf das Haus Rudi Czernins. Burghardt konnte es sich selbst nicht
erklären, aber das war nun mal Tatsache: seit dem gespenstischen
Ereignis in Gerauers Villengarten beschäftigten ihn die Dinge in
einem solchen Maß, daß er an nichts mehr anderes denken
konnte.
    Was war mit Czernin geschehen? Was war allem vorangegangen? Ein
Mensch konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen?!
    Wo hatte Czernin sich in den letzten Monaten und Jahren
herumgetrieben?
    Auch diese Frage bohrte in ihm.
    Der Reporter führte das Fernglas an die Augen und stellte es
scharf ein. Er glaubte, unmittelbar vor dem Haus des Geologen zu
stehen. Er sah die Holzmaserung der Balkonverkleidung und die
Rüschen an den Vorhängen.
    Im Zimmer bewegte sich ein Schatten.
    Eine Frau hielt ein Staubtuch in der Hand, putzte über den
Tisch, das dunkle Möbel und nahm Ziergegenstände zur Hand,
um sie abzuwischen.
    Burghardt erkannte sogar, daß sie eine buntgemusterte
Schürze trug, darunter einen dunklen Rock und eine beigefarbene
Bluse. Czernins Haushälterin war schätzungsweise
fünfzig. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einer fülligen
Frisur hochgesteckt. Das ließ sie zwar streng, aber auch
jugendlich erscheinen. Ihre Bewegungen waren flink.
    Jetzt kam sie an die Balkontür. Die war nur angelehnt, und
sie brauchte sie nur zurückzuziehen.
    Die Frau trat heraus.
    Burghardt sah jede einzelne Pore in ihrem Gesicht. Ein
kräftiges Gesicht, rosige Haut, eine leicht gebogene Nase, die
Brauen und Augenlider waren schwarz.
    Die Haushälterin schüttelte den Staublappen aus,
verweilte einen Augenblick auf dem Balkon und ließ ihren Blick
über die leicht gekräuselte Oberfläche des See
schweifen.
    In der Mitte des Wörther Sees glitt ein größeres
Boot mit einem weiß-rot gestreiften Segel dahin.
    Die Frau wandte den Kopf. Ihre dunklen Augen begegneten in dieser
Sekunde genau dem Blick des Reporters.
    Burghardt hatte das Gefühl, daß er nur die Hand
auszustrecken brauchte, um in dieses Gesicht greifen zu
können.
    Er durfte sich nicht zu auffällig benehmen, drehte den Kopf
und blickte hinaus auf den See, als beobachte er dort das Segelboot.
Mit einem Auge jedoch kontrollierte er den Balkon des Czernin-Hauses.
Und dort geschah in diesem Moment etwas Merkwürdiges.
    Die Frau wandte sich

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