Macabros 026: Elixier der Verdammnis
daß…« Er deutete hinter
sich und machte eine dem entsprechende Geste.
»Ich bin zufällig hier, weil ich die Strecke fahren
mußte«, entgegnete Helen Carter.
»Ich dachte schon, jemand hätte Sie informiert.
Wäre auch ungewöhnlich gewesen. Paßt gar nicht in
Ihre Sparte, nicht wahr?« Er unterbrach sich. Zwei, drei
Fahrzeuge sprangen an und wurden von den Bobbys auf die Straße
gewunken.
Der Uniformierte an Helen Carters Fenster streckte fast seinen
Kopf in den Wagen. »Vergessen Sie, was Sie gesehen haben, Miss
Carter! Ich freue mich zwar, endlich mal Ihre persönliche
Bekanntschaft gemacht zu haben, nachdem ich in dem Magazin, das meine
Frau immer liest, schon so oft Ihr Bild bewundert habe. Behalten Sie
das Bild, das Sie hier gesehen haben, für sich! Melden Sie das
Ereignis nicht an Ihre Redaktion, damit eventuell ein Reporter
hierhergeschickt wird. Wir möchten nicht, daß die Sache so
schnell publik wird.«
»Viele Menschen haben etwas gesehen«, deutete Helen
Carter auf die Neugierigen, mit denen die Bobbys ihre Mühe
hatten. Einige erwiesen sich als widerspenstig.
»Aber niemand weiß etwas Genaues. Es wird nichts von
all dem morgen in der Zeitung stehen. Es ist nicht richtig, die
Geschichte an die große Glocke zu hängen, solange wir
nichts wissen. Bitte, fahren Sie jetzt!«
Die Bitte klang nicht wie ein Befehl. Man merkte es dem jungen
Mann an, daß er die Geschichte gern ohne großes Aufsehen
hinter sich bringen wollte.
Helen Carter nickte. »Schon gut. Wenn Sie mich so bitten,
kann man ja nicht anders, aber um eine geheime militärische
Angelegenheit handelt es sich wohl nicht?«
Der Witz kam nicht an. Die Miene des Polizisten blieb ernst.
Helen Carter startete. Carminia und die Reporterin warfen noch
einen Blick aus dem Seitenfenster, Zwei Männer in blauer
Arbeitskleidung, die die ganze Zeit über an dem niedergerissenen
und zersplitterten Gatter standen, legten nun eine Plane über
das verendete und übel zugerichtete Tier. Im Vorüberfahren
fielen den beiden Frauen noch mal besonders die breiten, schaumigen
Schleimspuren auf, die auch quer über das Wiesengelände
führten und irgendwo am Waldrand sich zu verlieren schienen.
»Komische Sache«, murmelte Helen. »Können Sie
sich vorstellen, was hier passiert sein kann, Carminia, das solche
Spuren hinterläßt?«
»Nein. Es ist wirklich sehr merkwürdig.«
*
»Es ist soweit. Wir können es riskieren.«
Björn Hellmark und Arson, der Mann mit der Silberhaut, waren
vorbereitet.
Nichts wurde dem Zufall überlassen. Arson, der die Zeiten
bereiste, kannte sich in vielen Details aus. Oft war es notwendig,
daß er sich unter die Bevölkerung mischte, um einen
Erfahrungsbericht mit in seine Zeit zu nehmen. Vieles auch kannte er
nur durch theoretische Studien. Für die meisten Fälle war
er eingerichtet, wie er zu sagen pflegte.
Damit meinte er, daß er über einen ausreichenden Fundus
verfügte, um sich den verschiedenen Zeitepochen stilgerecht
anpassen zu können.
Im Mittelalter war eine andere Kleidung üblich als in der
Steinzeit oder in der Zeit, aus der Hellmark kam.
Nicht auffallen, hieß die Devise. Das konnte man nur, wenn
man die entsprechenden Zeitebenen genau kannte und sich nach
Möglichkeit so gering wie möglich von denen unterschied,
die in diesen Ebenen lebten.
Aus der Maskenkammer, die einen großen Teil des Schiffes
einnahm, hatte er zwei farbenprächtige Gewänder geholt, wie
sie auch die Skelette in der Geister-Höhle auf Marlos
trugen.
Diese Kleidung war auf Xantilon üblich gewesen.
Pepe grinste von einem Ohr zum anderen, als er Björn und
Arson bis zum Ausgang des Zeitschiffes begleitete. »Du siehst
direkt vornehm aus«, krähte er. »Wenn dich Carminia
jetzt sehen könnte – ich glaube, sie würde sich
totlachen. Du in Frauenkleidern… es ist zum
Schießen!«
»Im alten Rom trug man ähnliche Gewandung, mein
Lieber«, sagte Hellmark würdevoll, das dunkelviolette
Gewand mit einem gekonnten Schwung über seine Schulter ziehend
und den einen Zipfel mit der handgroßen, goldfarbenen Spange
festklemmend, damit der Saum geradeso lang war, daß ihn die
Füße nicht berührten.
Hinter Pepe humpelte noch Rani Mahay her. Der Inder fühlte
sich nach seinem Zusammenstoß mit einer durch Uga, den
urwelthaften Magier, hypnotisierten Flugechse wieder recht wohl, war
aber nach der Bluttransfusion noch nicht wieder der alte.
Rani meinte: »Auf alle Fälle lasse ich es mir nicht
entgehen, euren Auszug aus
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