Macabros 026: Elixier der Verdammnis
allernächster Nähe zu
beobachten. Ich werde euch noch ein Abschiedslied winken.«
Am Ausgang verabschiedeten sich Arson und Björn von den
Freunden.
»Bleibt hier und paßt gut auf«, ermahnte der Mann
mit der Silberhaut Pepe und Rani Mahay. »Und vor allem: bleibt
im Schiff. Dort kann euch nichts geschehen. Es ist kaum anzunehmen,
daß es hier in dieser abgelegenen Landschaft zu einem
Zwischenfall kommt, aber ganz sicher kann man da nie sein. Es ist
schon mehr als einmal passiert, daß Zeitbeobachter von den
Menschen der untersuchten Zeitebenen entdeckt wurden. In manchen
Zeitaltern führt so etwas zu einer Massenhysterie
unvorstellbaren Ausmaßes. Die unbekannten Flugobjekte, die man
in Ihrer Zeit oft auch als UFOS bezeichnet hat, waren nichts anderes
als unsere Schiffe. Noch hält man uns für die Bewohner
eines anderen Sterns, niemand weiß die Wahrheit, niemand
weiß, daß wir aus der Zukunft der Erde kommen, um die
Vergangenheit zu erforschen. Das soll auch weiter so bleiben. Selbst
wenn man auf die Kugel in dieser Einöde durch irgendeinen
unerfindlichen Grund aufmerksam werden sollte, macht euch nicht
bemerkbar! Solange der Eingang dicht ist, kann nichts
geschehen.«
Pepe und Rani blieben wie verabredet zurück.
Björn und Arson gingen hinaus in die warme, dunkle Nacht. Nur
vereinzelt blinkte ein Stern am Himmel. Der Mann mit der Silberhaut
war zufrieden.
»Bessere Bedingungen können wir uns gar nicht
wünschen«, murmelte er. Sie schritten den Hügel
abwärts. Dichtes Buschwerk und mannshohe Staudengewächse
säumten den Pfad, den sie sich selbst zwischen den
Gewächsen suchten. Der Boden war fest und dunkel, dazwischen
ragten einzelne Steine empor. »Der Himmel ist bewölkt, wir
kamen unbeobachtet hier an – wenn alles weiter so verläuft,
können wir zufrieden sein.«
Aber keiner rechnete eigentlich damit, daß alles weiter so
glatt verlaufen würde.
Sie waren in eine Welt eingedrungen, in der Zauberer, Dämonen
und Fabelwesen zu Hause waren, die in späteren
Überlieferungen, wie Märchen und Sagen, ihren Niederschlag
finden sollten. Diese Welt, in der die Geister und Dämonen mehr
wirkten als in der Zeit, aus der Hellmark kam und die man als das
zwanzigste Jahrhundert bezeichnet, war weitaus gefährlicher als
der erste Eindruck vermittelte.
Und beide – Björn und Arson – waren darauf
vorbereitet.
Hellmark trug unter dem weitschwingenden Gewand das magische
Schwert bei sich, Arson hatte ein kleines Gerät dabei, das an
einen etwas verdickten Drehbleistift erinnerte und metallisch
schimmerte. Eine Waffe aus seiner Zeit. Sie war so konstruiert,
daß sie einen Menschen aus Fleisch und Blut niemals
tötete, sondern nur – wenn die Situation es erforderte
– betäubte. Legte er die Waffe aber auf einen Dämon
an, dann verbrannte der.
Die beiden Männer redeten immer weniger, je weiter sie sich
von dem Zeitschiff entfernten. Schon verschwand es hinter dem
Hügel und war nicht mehr wahrnehmbar.
Björn und Arson überquerten ein steppenartiges
Gelände, auf dem einzelne Baumgruppen standen.
Der warme Wind säuselte in den schirmartigen Kronen.
Das Gelände wurde flacher und zeigte schließlich Spuren
der Bebauung, Äcker und Wiesen, dann die dunkle Silhouette der
fremden Stadt.
Eine Stadt der Vergangenheit. Björn Hellmark, der nach seiner
wundervollen Errettung durch Al Nafuur schon so manches Phantastische
und Außergewöhnliche gesehen und erlebt hatte, blieb
stehen, um das Bild in sich aufzunehmen.
Die Stadt in der Talsenke – nur eine Steinwurfweite vom
offenen, spiegelglatten Meer entfernt – das war also das
sagenhafte Xantilon, jene Stätte der frühen Menschheit, als
sie bereits schon mal einen entscheidenden Punkt in ihrer Entwicklung
erreichte – und schließlich der große Niedergang
kam. Aus diesem war der Fall in die Barbarei der Urzeit erfolgt, wenn
Björn die Dinge richtig sah, und erst von dort aus war wieder
eine Entwicklung erfolgt, die die Menschheit zu jenem Punkt
führte, den sie jetzt in der Gegenwart erreicht hatte. Die
phantastischen technischen Errungenschaften, das großartige
Wissen – das alles waren keine Neuentdeckungen, sondern
Erinnerungen an eine Zukunft in der Vergangenheit.
Es gab namhafte Historiker der Gegenwart, die diese
Möglichkeit ernsthaft ins Auge faßten, eine
Möglichkeit, die sie vor einiger Zeit noch ebenso ernsthaft
bestritten und belächelt hatten.
In Büchern der Neuzeit war die Rede von den Atlantiden, die
jetzt wieder auftauchen
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