Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
einer Macht, dorthin, der sie sich nicht
widersetzen konnte.
    Sie sah die dunklen, feuchten Pflastersteine.
    Kein Geräusch. Lautlos eilte sie darüber hinweg.
    Seltsame Perspektive. Sie hatte das Gefühl, bäuchlings
und auf allen vieren zu kriechen.
    Eine Laterne. Fahles Licht.
    Sie lief nicht darauf zu und mied die Helligkeit.
    Ihren Augen entging nichts. Ihr Geruchsinn war so stark und nahm
eine solche Vielfalt von Düften wahr, daß sie erstaunt
war, wie reichhaltig die Luft um sie herum war.
    Ihr Bewußtsein war erweitert. Andere Sinne, andere Freuden
warteten auf sie.
    Carminia tauchte mit schnellen Schritten ein in den Schatten der
Schiffe und der Boote.
    Nun hatte sie die Laterne im Rücken – und sah ihren
eigenen Schatten, der groß, bizarr und unwirklich gegen das
Haus fiel, dem sie sich lautlos näherte.
    Wie ein Strom ging die Erkenntnis durch ihr Gehirn!
     
    *
     
    Der Ponyhofbesitzer stopfte sich gerade die dritte Pfeife, als er
es merkte.
    Das Rascheln, das Knacken von Zweigen und Ästen…
    Jonathan Coogan hielt den Atem an und blickte sich um.
    Das kam von drüben, von der anderen Seite des Waldes.
    »Henry?« rief er leise.
    Sie hatten sich auf dem Gelände verteilt, um mehrere Seiten
gleichzeitig unter Kontrolle zu haben.
    Das Wohnhaus lag in tiefer Dunkelheit. Dort schliefen alle
schon.
    Mitternacht!
    »Ja, Mister Coogan?« Die Stimme des alten Mannes kam von
links.
    »Alles in Ordnung! Henry?«
    »Ja, Mister Coogan!«
    Wieder das Geräusch. Es kam von rechts.
    Die Tiere wurden unruhig. Die Ponys schnaubten und lösten
sich aus den Ecken der Umzäunung, in denen sie zum Teil dicht
zusammengedrängt standen. Sie liefen unruhig im Kreis herum.
    Coogan kniff die Augen zusammen.
    Dort vorn war doch etwas!
    Es kam von links. Merkwürdig, daß Henry es nicht
bemerkte. Sein Sohn Walt befand sich weit hinter den Schuppen auf der
entgegengesetzten Seite des Anwesens. Der konnte auf keinen Fall
jetzt merken, was hier vorging.
    Dann erfolgte ein Schrei.
    »Mister Coogaaaannn! Aaaahhh!«
    Der Ponyhofbesitzer hatte ein Gefühl, als würde ihm
jemand mit der Rasierklinge über die Kopfhaut fahren. Alle
Muskeln und Sehnen in ihm zogen sich ihm im Krampf zusammen.
    »Henryyyy?!« rief er.
    Nur ein fernes Stöhnen und Wimmern antwortete ihm.
    Coogan war im Nu schweißüberströmt. Er begann zu
laufen, riß das entsicherte Gewehr hoch und starrte mit
brennenden Augen in die Dunkelheit. Die Geräusche kamen von der
Breitseite des Gatters. Die Gefahr, auf die sie gewartet hatten, war
eingetreten!
    Aber diesmal näherte sich das unheimliche und unbekannte
Etwas nicht von der Frontseite des Anwesens, es kam nicht über
die Straße, sondern aus dem kleinen Wald jenseits des schmalen
Pfades, der längs des Gatters lief.
    Die Ponys stoben wild auseinander. Die Tiere waren aufs
höchste erregt. Schaum flockte von ihren Mäulern.
    Coogan rannte in die Dunkelheit. Der herbstliche Nebel wallte um
seine Füße.
    Der Ponyhofbesitzer strauchelte, als er über eine Erdwelle
stolperte, fiel und griff in das feuchte, schwammige Gras. Er raffte
sich wieder auf und schnellte empor wie von einer unsichtbaren
Peitsche getroffen.
    Er griff nach einem Pony, das dicht an ihm vorüber lief. Er
war ein guter Reiter, und die Tiere waren lammfromm.
    Aber jetzt schlug es aus, warf wild den Kopf herum und schnappte
nach ihm, als verbreite er den Tod.
    Was um Himmels willen war nur los hier?
    Er, der sonst so besonnen und überlegen war, geriet mit einem
Mal in eine unerklärliche Panikstimmung.
    Der Nebel und die Dunkelheit vor ihm brodelten, als wären sie
plötzlich mit gespenstischem Leben erfüllt.
    »Mister Coooogan! Hiiilfeee!« Ganz dicht vor ihm, aber
sehr schwach und voller Entsetzen, war die Stimme seines treuen
Stallknechtes.
    Der Boden dröhnte. Das kam durch das Stampfen der Hufe der
fliehenden Tiere.
    Ein Gesicht tauchte vor Coogan auf. Es war von Entsetzen und
unbeschreiblichem Grauen gekennzeichnet. Die Augen, in die graue,
strähnige Haare hingen, glühten wie Kohlen.
    Henry Billinger torkelte näher. Er streckte die Arme aus nach
dem Ponyhofbesitzer.
    »Henry? Um Himmels willen! Was ist denn passiert?!«
Jonathan Coogan erblickte das geisterhafte, vor Angst verzerrte
Gesicht, die zerkratzten, blutenden Hände – und das
glitzernde, klebrige Gespinst, das an seinem Hinterkopf und
Rücken hing. Ein langer, schimmernder Faden, dick wie ein
Daumen, ragte in die Dunkelheit hinter ihm, als würde Henry
Billinger an einer Leine

Weitere Kostenlose Bücher